Die vermutlich bessere Alternative wäre gleichwohl eine Abschaffung der Mietpreisbremse und stattdessen endlich ein berherzteres Vorgehen durch eine gezielte Bekämpfung der Ursachen. Die sind in fehlendem Bauland und in einer um sich greifenden Landflucht in die Schwarmstädte zu finden. Baugebote und höhere Grundsteuern für untergenutzte Flächen oder Leerstände einerseits sowie Bleibeprämien etwa durch eine Abschaffung des Soli für Steuerzahler in ländlichen Räumen andererseits könnten dazu beitragen.
Je weniger Menschen vom Land in die Städte ziehen, desto geringer ist dort die Knappheit – dagegen erhöhen künstlich gesenkte Mieten den Zuzugsanreiz. Und je mehr Bauland in den Städten zur Verfügung steht und bebaut wird, desto mehr Platz haben die Wohnungssuchenden und desto weniger steigen dort die Mieten.
Politisch gesetzte „Wünsch-Dir-Was“-Mieten
Tatsächlich sind aber echte Verschlimmbesserungen zu erwarten. Dazu zählen fast sicher eine Ausweitung der Mietspiegelbasis auf ältere Mieten und damit eine weitere Vergrößerung der Distanz zwischen Marktmieten und politisch gesetzten „Wünsch-Dir-Was“-Mieten.
Fatal wären eine Ausweitung der Mietpreisbremse auf Neubauten oder eine Abschaffung der Ausnahmeregel, bei Neuvermietung zumindest die Vorgängermiete verlangen zu dürfen. Dann würden alsbald nicht nur Neubau und Instandhaltung zum Erliegen kommen. Vielmehr würde dies mit Hochdruck die Preisblase weiter aufblähen.
Blinde Flucht in Betongold
Die Kaufpreise haben sich ohnehin schon längst von der Mietentwicklung abgekoppelt. Eine politisch erzwungene Absenkung der Neubau- und Neuvertragsmieten auf Mietspiegelniveau würde die Kluft noch weiter vergrößern. Angesichts der blinden Flucht in Betongold, die wir derzeit erleben, würde die Blase vielleicht nicht sofort platzen. Aber je länger es dazu braucht, desto größer wird der Schock ausfallen, wenn es denn passiert.
Nur das eigentliche Problem bliebe weiter bestehen: Den Wohnungsmangel in seinem Lauf halten weder Mietpreisbremse noch platzende Preisblasen auf.
Autor Reiner Braun ist Vorstand des Forschungs- und Beratungsinstituts Empirica.
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Foto: Empirica