Wohnen wird immer teurer. Egal, ob junge Familien nach Eigentum Ausschau halten oder aber zur Miete wohnen – für das elementarste aller Grundbedürfnisse müssen Menschen immer tiefer in die Tasche greifen. Längst ist Wohnen eine soziale Frage, die nicht nur einkommensschwache Bevölkerungsgruppen betrifft. Doch wie können Marktteilnehmer und Politik das Problem angehen? Während die Mietpreisbremse Investitionen erschwert und manch ein Plan für ein Neubau-Projekt vor der Bundestagswahl vorerst wieder in der Schublade verschwunden sein dürfte, sind sich Marktteilnehmer und Vertreter aus den Parteien darüber einig, dass Bauen in Zukunft unkomplizierter werden muss. Weniger Vorschriften und einfachere Prozesse sollen Kosten senken und Anreize für Investitionen schaffen. Doch wie passt in diesem Zusammenhang die Reform des Mietspiegelrechts ins Bild, die in Zukunft Gemeinden mit mehr als 50.000 Einwohnern zur Erstellung eines Mietspiegels verpflichtet?
Auf den ersten Blick weckt allein der Begriff der „Mietspiegelpflicht“ Assoziationen mit anderen bürokratischen Ungetümen. Doch beim genaueren Hinsehen macht das neue Gesetz durchaus Sinn. Mietspiegel helfen nämlich dabei, den bislang wenig transparenten Häuser- und Wohnungsmarkt transparent zu machen. Seit Jahren kennen die Preise nur eine Richtung. Wenn bald auch kleinere Gemeinden Mietspiegel veröffentlichen, werden Preisunterschiede am Immobilienmarkt noch schneller deutlich. Wer als Mieter flexibel ist, kommt bei der Studie der neuen Mietspiegel womöglich auf ganz andere Ideen – und zieht die Nachbargemeinde ohne S-Bahn-Anschluss aufgrund attraktiverer Bedingungen vor. Dass sich die Nachfrage am Immobilienmarkt auf mehr Gemeinden verteilt, kann angesichts der angespannten Situation nur gewollt sein.
Auch könnten dank der neuen Mietspiegel für Gemeinden ab 50.000 Einwohner neue Investorengruppen auf kleinere Städte und Mittelzentren aufmerksam werden. Der internationale Investor, der in deutschen Großstädten ungesehen in Top-Lagen investiert, ist inzwischen legendär. Mehr Transparenz durch die neuen Mietspiegel könnte dazu führen, dass internationale Investoren in Zukunft stärker als heute einen Fokus auf die Breite legen. Das entlastet Top-Lagen und bietet kleineren Gemeinden Chancen.
Die Pflicht zur Erstellung eines Mietspiegels für Gemeinden ab 50.000 Einwohnern ist begrüßenswert. Sie sollte allerdings nicht der erste Schritt in Richtung einer deutschlandweiten Mietpreisbremse sein. Nur wenn Angebot und Nachfrage für marktgerechte Preise sorgen können, entstehen auch Anreize für dringend notwendige Investitionen. Der Gesetzgeber tut auch in Zukunft gut daran, auf dem Immobilienmarkt für Transparenz zu sorgen und Investitionen zu fördern. Nur so kann Wohnen langfristig bezahlbar bleiben.