MiFID II: Augenmaß ist gefordert

Sinnvoller ist es, wenn die Akteure des Finanzmarktes bei der nationalen Umsetzung konstruktiv mitarbeiten, um einige schädliche Nebenwirkungen für die Schutzbefohlenen des Gesetzes, die Sparer und Anleger, wenn schon nicht zu beseitigen, dann doch wenigstens abzumildern.

Folgen eines Provisionsverbots

Ein wichtiges MiFID II-Thema ist das Provisionsverbot, das unabhängigen Beratern verbietet, für den Produktverkauf von Dritten Provisionen anzunehmen. Zwar sieht das jetzt vorliegende Gesetz explizit nur für die Vermögensverwaltung und die unabhängige Anlageberatung ein Provisionsverbot vor, aber glaubt man Medienberichten, so können einzelne EU-Länder ein solches Verbot darüber hinausgehend einführen.

Unbestreitbar ist, dass es in der Kundenberatung in der Vergangenheit Fehlentwicklungen gegeben hat, Stichwort „Lehman-Zertifikate“. Unstrittig ist auch, dass der Kunde für Beratungsgespräche in Deutschland wie in den meisten anderen EU-Ländern nichts zahlt, die Berater und Vermittler vielmehr versteckt von den Produzenten der Finanzprodukte bezahlt werden.

Provisionsverbot: Anleger erhalten weniger Beratung

Fakt ist auch, dass Großbritannien und weitere Länder Initiativen aufgesetzt haben, um die Qualität der Finanz- und Anlageberatung durch Provisionsverbote und verbesserte Transparenz voranzubringen. Bisher sind die Erfahrungen gemischt, wie das britische Beispiel zeigt. Dort hat das seit über einem Jahr geltende Provisionsverbot zu einer spürbaren Veränderung des Beratungsgeschäfts geführt, vor allem mit erkennbar negativen Folgen für Sparer mit einem geringen bis mittleren Vermögen.

Laut britischem Bankenverband hat die durch das Provisionsverbot erzwungene Umstellung des Beratungsgeschäfts dazu geführt, dass Anleger insgesamt deutlich weniger Beratung erhalten beziehungsweise nachfragen als vorher. Es hat also zu einer neuen „Klassengesellschaft“ geführt, ähnlich der im deutschen Gesundheitswesen mit Privat- und Kassenpatienten.

Mit anderen Worten: Einerseits stürzen sich die Berater auf die kleine Gruppe der vermögenden Kunden, weil die profitabler bedienbar sind. Andererseits zögert die Masse der Sparer, für eine Beratung Geld auszugeben. Ob das gut ist, darf bezweifelt werden.

Seite drei: Wettbewerb der Beratungsmodelle

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