Mifid II: Banken in Zeitnot

Jede sechste Bank wird es wahrscheinlich nicht schaffen, die Vorgaben der europäischen Richtlinie „Markets in Financial Instruments Directive“ (Mifid II) bis Anfang 2018 umzusetzen. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor. Die Institute erwarten zudem hauptsächlich negative Konsequenzen der Regulierung.

Mifid-II-Dokumentation
16 Prozent der Banken schaffen es vermutlich nicht, die Mifid-II-Vorgaben pünktlich zum 3. Januar 2018 vollumfänglich umzusetzen.

Die Vorgaben der Mifid II müssen zum 3. Januar 2018 erfüllt werden. Das wird jedoch nicht allen Banken hierzulande gelingen. Laut der Studie „Mifid-II-Readiness – Banken bei der Umstellung auf der Zielgeraden?“, für die die Unternehmensberatung PPI im Oktober 2017 Mifid-II-Verantwortliche aus 50 Kreditinstituten befragt hat.

Demnach werden 16 Prozent der befragten Banken die Umsetzungsfrist nicht einhalten können. Für die Studie wurden die Institite bereits sechsmal befragt: Die vorherigen Befragungen fanden im September 2014, März 2015, September 2015, Mai 2016 und Januar 2017 statt.

Laut PPI liegt die Mifid-II-Readiness der Banken aktuell nur bei 75 Prozent. Der Readiness-Index, der den Umsetzungsstatus misst, müsste demnach derzeit bei  94 Prozent liegen, um eine branchenumfassende, fristgerechte Einführung der Regeln zu gewährleisten. Bei der Befragungswelle im Januar 2017 hatten sämtliche Institute erwartet, die Frist einhalten zu können.

Banken haben Mifid II auf die lange Bank geschoben

Ein Grund für die mangelnde Mifid-II-Readiness ist der Umfrage zufolge die Tatsache, dass 88 Prozent der Banken die hauseigenen Umsetzungsprojekte pausiert oder verzögert hatten, als die ursprüngliche Frist (1. Juli 2016) um anderthalb Jahre verschoben wurde. Daher wurde die zusätzliche Zeit nicht für die Umsetzung genutzt.

„Die Sünden der Vergangenheit holen die Banken jetzt ein“, sagt Christian Appel, Partner bei PPI. „Im Grunde hätte aus den Erfahrungen mit Mifid I noch bekannt sein müssen, wie komplex regulatorische Einführungsprojekte sein können.“ „Dennoch zeigen die Ergebnisse, dass viele Institute die Beschäftigung mit Mifid II auf die lange Bank geschoben haben“, so Appel.

Banken fürchten finanzielle Konsequenzen

Die Institute blicken der Studie zufolge insgesamt kritisch auf das neue Regelwerk und rechnen größtenteils mit negativen Auswirkungen der Mifid II. 44 Prozent der Befragten sorgen sich aufgrund wegfallender Einnahmequellen und Einschränkungen des Geschäftsmodells.

Demnach erwarten die befragten Mifid-II-Verantwortlichen in erster Linie eine Verteuerung der Geschäfte durch einmalige Kosten im Rahmen der Einführungsprojekte (98 Prozent) und aufwändige Prozesse im laufenden Betrieb (96 Prozent). Lediglich Nur 16 Prozent erkennen in der Mifid II auch Chancen auf neue Geschäftsfelder oder Wettbewerbsvorteile. (jb)

Foto: Shutterstock

 

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