„Damit Sie auch morgen noch kraftvoll zubeißen können.“ Wer kennt ihn nicht, den alten Werbe-Slogan. Natürlich ist ein Zahnpflege-Produkt und regelmäßiges Putzen ein Bestandteil für ein gutes Gebiss. Der andere ist der turnusgemäße Besuch beim Zahnarzt. Leider ist eine professionelle Zahnreinigung bei vielen gesetzlichen Krankenkassen keine Pflichtleistung mehr. Übernommen wird allenfalls ein Teil der Kosten von 90 bis 120 Euro. Ganz andere Preise werden aufgerufen, wenn es um Zahnersatz oder Brücken geht. Bei letzterer sieht die gesetzliche Krankenkasse ebenfalls nur noch eine anteilige Kostenübernahme vor. Diese deckt aber nur 60 Prozent der Durchschnittskosten ab. Anders als bei Implantaten, gehört die Zahnbrücke zwar zur Standardtherapie der Regelversorgung. Gleichwohl bleibt für eine vollverblendete dreigliedrige Zahnbrücke immer noch ein Eigenanteil von rund 650 bis 1.200 Euro. Auch wenn sich der Betrag mit einem vollständig geführten Bonusheft nochmals um bis zu 15 Prozent drücken lässt. Am Ende steht auf der Zahnarztrechnung ein Eigenanteil von etwa 550 bis 1.000 Euro. Geld, dass man haben muss. Insofern verwundert es nicht, dass eine Zahnzusatzversicherungen zu dem Lieblingen der Deutschen im Segment der PKV-Zusatzversicherungen gehört.
Nun hat Corona der Gesellschaft die Bedeutung von Gesundheit und Pflege noch mehr vor Augen geführt. Die Menschen beschäftigen sich deutlich intensiver mit dem Thema und hinterfragen ihre bisherige Absicherung. Wie groß das Potenzial ist, zeigt eine neue Umfrage von Simon-Kucher & Partners unter 1.000 Deutschen. Danach bewerten 61 Prozent ihre aktuelle Versicherungssituation mit Blick auf ihre Krankenhaus-, private Pflegezusatz-, Zahnzusatz- als auch Auslandskrankenzusatzversicherungen als teilweise lückenhaft oder sogar als schlecht. 39 Prozent gaben an, dass sie sich mehr oder sogar deutlich mehr mit diesen Themen auseinandersetzen als noch vor Corona. Frank Gehrig, Partner und Insurance Specialist bei Simon-Kucher & Partners, sieht darin eine Chance für die Versicherer: „Das Potenzial ist immens: Unsere Umfrage ergab, dass mehr als 30 Prozent der Bundesbürger, die sich schon mit einer Zusatzversicherung im Bereich Gesundheit auseinandergesetzt haben, zwar einen Kauf anstreben, diesen aber noch nicht abgeschlossen haben.“
„Vor allem der Zahnzusatzbereich verzeichnet ein sehr gutes Wachstum“, bestätigt auch Andreas Ludwig, Bereichsleiter Produkt und Analyse beim Analysehaus Morgen und Morgen in Hofheim. Generell seien die Zusatztarife eine gute Möglichkeit, die Leistungen der gesetzlichen Versicherung punktuell aufzustocken sowie kostenintensive Behandlungen abzufedern. Die wesentlichen Bereiche, in denen die PKV-Versicherer Zusatztarife anböten, sind laut Ludwig die Segmente Zahnbehandlungen, stationäre Krankenhausaufenthalte, der Ausgleich von Lohnausfall im Krankheitsfall, ambulante Arztbehandlungen, Behandlungen im Ausland sowie die Pflegebedürftigkeit. „Die privaten Zahnzusatztarife liegen auf einem sehr hohen Niveau, auch die Krankenhauszusatztarife sind größtenteils sehr leistungsstark. Bei den Krankentagegeldern gibt es durchaus noch Luft nach oben und der ambulante Zusatzbereich zeigt sich mit einem komplexen Angebot“, so das Fazit des Experten.
Die Corona-Pandemie hat den Fokus der Menschen auf die Vorsorge und Absicherung von gesundheitlichen Risiken gelenkt. „Das PKV-Zusatzgeschäft gewinnt im Allgemeinen immer mehr an Bedeutung und Kunden wünschen sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich zusätzliche Leistungen, die die gesetzlichen Krankenkassen nicht bieten. In diesem Zusammenhang wird auch die Bedeutung der bKV steigen“, zeigt sich Stephan Schinnenburg, Chief Sales Officer bei der DFV Deutsche Familienversicherung, überzeugt. Sollten sich annähernd 30 Prozent der 45 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für einen bKV-Zusatztarif entscheiden, dürfte sich das Segment zu einem Milliarden-Markt für die PKV entwickeln.