Die Koalitionsverhandlungen sind geplatzt. Für die zukünftige Bundesregierung gibt es drei Möglichkeiten: Eine Minderheitsregierung, Neuwahlen oder doch eine Koalition mit der SPD. Noch sind die Märkte ruhig, doch es ist Vorsicht geboten. Gastbeitrag von Carsten Mumm, Donner & Reuschel
Nachdem die FDP am Sonntagabend die Verhandlungen mit CDU, CSU und den Grünen überraschend platzen ließ, stellt sich die Frage, wie es denn nun weitergeht. Es bleiben drei Möglichkeiten: Eine Minderheitsregierung, eine Koalition mit der SPD oder Neuwahlen.
Zwar hat SPD-Vize Ralf Stegner eine mögliche Koalition bereits gestern kategorisch abgelehnt, doch hat auf der anderen Seite Bundespräsident Steinmeier seine alte Partei um Vernunft gebeten und daran erinnert, sich dessen Verantwortung bewusst zu sein.
Stabilität Deutschlands hat gelitten
Eine Minderheitsregierung wäre möglich, aber bei der aktuellen Konstellation eher problematisch. Somit bleiben eigentlich nur Neuwahlen, sollte sich die SPD nicht doch noch zur Koalition bereit erklären.
Trotz des Scheiterns der Jamaika-Verhandlungen hat sich die Talfahrt des Dax im Rahmen gehalten. Aktuell pendelt er um die 13.000 Punkte. Von seiner Bestmarke, die Anfang November bei 13.525 Punkten lag, ist er jedoch weit entfernt. Die aktuell verhaltene Reaktion symbolisiert, dass politische Börsen auch dieses Mal kurze Beine zu haben scheinen.
Trotzdem ist Vorsicht geboten, da im wirtschaftlich stärksten Land Europas vorerst ein großes Fragezeichen bleibt. Unsicherheit ist bekanntlich Gift für die Börsen. Die Stabilität, für die Deutschland steht, hat seit der Bundestagswahl – durch die Stimmenverluste der Volksparteien und des Zuwachses der AfD – gelitten. Mögliche Neuwahlen tragen nicht zu einer kurzfristigen Stabilisierung bei, sondern verlängern die Unsicherheit an den Börsen.
Carsten Mumm ist Leiter der Kapitalmarktanalyse bei der Privatbank Donner & Reuschel
Foto: Donner & Reuschel