Die Schuldenkrise in Europa ist trotz des Krisengipfels im Dezember weiter in der Schwebe. Cash. sprach mit Stefan Lecher, als Global Head Strategist bei UBS Global Asset Management, über einen Fonds, dessen Strategie der derzeit makroökonomisch schwierigen Situation Rechnung trägt.
Cash.: Der ganz große Wurf ist in Brüssel nicht gelungen und es wird keine einheitliche europäische Lösung geben. Wie bewerten Sie die Ergebnisse des EU-Gipfels und welche Auswirkungen erwarten Sie für die Anlagestrategie?
Lecher: Die Diskussionen werden weitergehen und auch für März 2012, wenn die neuen Regeln für die 26 Euro-Staaten verabschiedet sein sollen, erwarte ich keine schlagartige Beruhigung der Kapitalmärkte. Wir sind deshalb derzeit eher defensiv positioniert und setzen weniger auf risikobehaftete Anlagen.
Cash.: Was macht Sie so skeptisch?
Lecher: Die strukturellen Probleme bezüglich des Schuldenüberhangs und des enormen Refinanzierungsbedarfs von Italien und Spanien im ersten Quartal 2012 sind einfach zu groß.
Gleichzeitig haben wir kaum Wachstum in Europa und wir sind nicht mehr sehr weit von einer Rezession entfernt. Deshalb sind strukturelle Maßnahmen unabdingbar, um Wachstum zu generieren und die Gesamtschuldenlast in Europa überhaupt tragen zu können. All dies stimmt uns nicht sehr positiv. Hinzu kommt die deutliche Verlangsamung in China.
Lediglich aus den USA gibt es positive Signale einer leichten Wachstumssteigerung und insbesondere der Binnenkonsum kann sich von der restlichen wirtschaftlichen Entwicklung ein Stück weit abkoppeln.
Cash.: Wenn Sie von strukturellen Maßnahmen sprechen, welche sehen Sie dabei als vordringlich an?
Lecher: In Deutschland hat sich die Produktivität in den vergangenen zehn Jahren deutlich verbessert. Betrachtet man hingegen die peripheren Länder, besteht dort ein enormes Aufholpotenzial. Verstärkte Sparanstrengungen sind richtig und wichtig, können allein aber die strukturellen Probleme nicht beseitigen. Es sind vielmehr Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung vonnöten.