Nachhaltigkeit ist ein Megatrend in der Lebensversicherung. Insbesondere in der Kapitalanlage der Unternehmen. Viele Lebensversicherer richten ihre Deckungsstöcke immer stärker in Richtung Nachhaltigkeit aus. Aber auch für immer mehr Fondpolicen-Kunden spielt ein Investment in erneuerbare Energien für die Altersvorsorge eine wichtige Rolle. Ohne ein umfassendes Angebot an grünen Themen-Fonds findet sich inzwischen kein Anbieter mehr am Markt. Rein nachhaltig ausgerichtete Versicherungsmarken sind hingegen immer noch rar.
2017 hat die Bayerische mit der Gründung der Pangaea Life 2017 im Markt einen spannenden Versuch gestartet. Mittlerweile hat der zarte Spross ein festes Wurzelwerk und entwickelt sich zu einem gesunden Baum. Eine Besonderheit des Münchener Versicherers sind die Direktinvestitionen der Kundengelder in nachhaltige Sachwerte. Zusammengefasst sind die Investments von Pangaea in zwei Fonds – „Blue Energie“ und „Blue Living“.
Das AIF-Portfolio des „Blue Energy“ ist inzwischen breit gestreut und umfasst Windmühlen in Portugal, Spanien, Litauen oder Norwegen; kleine Laufwasserkraftwerke in Norwegen, Solarparks in Italien, Batteriespeicher in Belgien oder ganz neu in Strübbel in Schleswig-Holstein.
Roland Beckhorst, Geschäftsführer der litauischen Firma mit rund 50 Mitarbeitern, die verantwortlich zeichnet für die Entwicklung des litauischen Windparks „Dune“ im Portfolio von Pangaea Life. Zurzeit gebe es zwei Windparks. Das erste Projekt umfasst einen 74,4 MW großen Windpark in der Nähe der Gemeinde Akmenė in der Region Šiauliai in Litauen. Dieser sei fertig gebaut, so Beckhorst, Akmene II, sei gerade genehmigt worden. Beide Parks werden eine Kapazität von 175 Megawatt haben, erläuterte Beckhorst weiter. Die jährliche Produktion eines Windrades bezifferte der Geschäftsführer mit rund 20.000 bis 25.000 Megawattstunden. „Wir sind hier in einer sehr windstarken Gegend mit 7,8 bis 8,2 Meter die Sekunde“. Die Bauarbeiten für die ersten zwölf Windenergieanlagen (WEA) mit einer Leistung von je 6,2 MW begannen im Oktober 2022. Ende 2023 waren die Installation der zwölf Windenergieanlagen dann abgeschlossen.
Errichtet wird der Windpark „Dune“ von Aquila Capital. Die Investmentgesellschaft arbeitet beim Windpark Dune, der zum aktuellen Blue-Energy-Portfolio gehört, mit Pangaea Life zusammen. Koordiniert wurde und wird das Projekt vom dänischen Windkraftanlagenhersteller Vestas koordiniert. Das Unternehmen lieferte auch die Turbinen und ist nach der Inbetriebnahme auf für den Betrieb und die Wartung verantwortlich. Die Laufzeit der Turbinen soll nach Angaben von Pangaea Life rund 35 Jahre betragen.
Nachhaltige Wohnimmobilien in Deutschland und USA
Der zweite Fonds des Versicherers investiert weltweit in nachhaltige Wohnimmobilien. „Blue Living“, aufgelegt 2021, hat seinen Fokus auf die Metropolregionen in Deutschland, München, Berlin, Düsseldorf und Hamburg. Ganz vorn dabei sind nach Angaben von Pangaea Life-Pressesprecher Moritz Rebhan Berlin und Düsseldorf. Man habe in Berlin rund 500 Wohnungen fertiggestellt, die zum Großteil auch bereits vermietet seien. Die Anzahl der Wohnungen in Düsseldorf bezifferte Rebhan auf gut 200. Ein weiteres Projekt ist derzeit in Hamburg Wandsbek in Planung.
Ein weiterer Schwerpunkt des Fonds liegt nach Aussagen von Rebhan zudem im Sunbelt im Süden der USA, etwa in Dallas, Texas sowie in Florida. „Derzeit gibt es innerhalb der USA eine starke Migration vom Norden in südliche Bundesstaaten wie Florida und Texas“, sagt Rebhan. Verantwortlich dafür seien vor allem die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die Steuergesetzgebung. „Das führt dazu, dass viele Unternehmen dorthin gezogen sind“, sagt Rebhan. Investiert wird nach Aussagen von Rebhan in nachhaltigen Wohnungsbau, in Mehrfamilienhäuser und Hochhäuser. Das Fondsvolumen von Blue Living betrage inzwischen rund 168 Millionen Euro, die Bruttorendite liege bei 8,6 Prozent pro Jahr, so der Pressesprecher.
Herausfordernder Markt, respektable Renditen
Schaut man auf die Performance, war 2023 laut Aussage von Pangaea Life-Pressesprecher Rebhan sehr herausfordernd. Insbesondere die Entwicklungen auf den Strommärkten hätten sich in dem Fonds niedergeschlagen. „Nachdem es mit Beginn des Ukraine-Krieges Übertreibungen nach oben gegeben habe, sei 2023 eine Gegenentwicklung zu verzeichnen gewesen, so Rebhan. Die Rendite nach Kosten lag nach Angaben von Rebhan bei 4,9 Prozent.
„Angesichts des herausfordernden Jahres ein respektables Ergebnis“, so Rebhan weiter. Das Fondsvolumen beider Fonds bezifferte er auf aktuell über 712 Millionen Euro. Der monatliche Mindestbeitrag für den Fonds liegt nach Angaben von Pangaea Life-Geschäftsführer Daniel Regenburger für einen LV-Vertrag bei 50 Euro. „Denn geringere Beiträge machen auch inflationsbedingt langsam keinen Sinn mehr“, so Regensburger. Für Einmalbeiträge im LV-Mantel hat der Versicherer nach Aussage seines Geschäftsführers einen Deckel bei 250.000 Euro eingezogen. Das Verhältnis Einmalbeiträge zu laufenden Beiträgen bezifferte Regensburger auf 25 zu 75 Prozent.
Besonders bei der Transparenz drückt der Schuh
Doch wie steht es um Nachhaltigkeit auf der Kunden- und Vermittlerseite? Zwar ist das Thema im Mainstream angekommen, doch gerade der Ukraine-Krieg und die Diskussionen um die Wirtschaft und den Standort haben das Thema in den Hintergrund rücken lassen. Hinzu komme, dass in den vergangenen 16 Monaten einige Skandale zum Thema Greenwashing gegeben habe, sagte Pangea Life-Pressesprecher Rebhan gegenüber den Journalisten. „Seitdem merken wir immer mehr, dass nicht nur auf Kunden- sondern auch auf Vermittlerseite das Thema längst nicht mehr so unkritisch gesehen wird. Besonders bei der Transparenz drückt beiden der Schuh“, so Rebhan.
Vor dem Hintergrund hat der Versicherer zusammen mit Yougov 2023 eine Studie in Auftrag gegeben. Dafür wurden über 3.000 Personen befragt. „Wir wollten wissen, was Kunden, daran hindert, in nachhaltige Finanzanlageprodukte zu investieren?“ Insbesondere die großen Bedenken wegen des Greenwashings auch fehlenden Informationen zu den Produkten schrecken die Kunden ab. „Für viele Verbraucher sind nachhaltige Fonds noch eine Black Box. Sie wissen nicht, worin der Impact liegt, wohin das Geld fließt und lassen dementsprechend die Finger davon“, schlussfolgert denn auch Rebhan. Nach Angaben des Pressesprechers brauche es eindeutig einen Wissenstransfer.
Superhebel für Vermittler
„Das ist ein Superhebel für Vermittler, setzt aber voraus, dass wir entsprechenden Produkte auf den Markt haben, die genau zeigen, wohin das Geld fließt und der Impact liegt.“ Gleichwohl spiele die Rendite auch hier eine wichtige Rolle. Viele Verbraucher hätten dies betont, so Rebhan weiter. Wahrscheinlich, weil sich das Narrativ halte, dass nachhaltige Produkte von Ertrag her schlechter performten als klassische Investments. Um die Kunden näher an das Thema und die Investments heranzubringen, bietet der Versicherer inzwischen eine digitale Reisemappe für seine Investmentprojekt online – eine Mittelverwendungskontrolle der etwas anderen Art.
Die Standortfrage
Bleibt noch die abschließende Frage nach dem Marktvolumen für nachhaltige Energieträger. „Aus unserer Perspektive ist es groß“, sagt Regensburger. Da immer mehr CO2-Zertifikate vom Markt genommen würde, werde es für fossile Energieunternehmen perspektivisch immer teurer. „Deswegen wird die Nachfrage nach erneuerbaren Werten steigen. Die große Frage ist eher, welche Standorte wird es in zehn Jahren noch geben? Also wo sind die guten Photovoltaik-Standorte und gibt es noch eine Auswahl“, so Pangaea Life-Geschäftsführer Regenburger. Zwar seien die nicht vergriffen, aber tendeziell werde es schwerer.