Mit Trump beginnt eine neue Ära

Trump will in vielen Punkten an die Reagan-Zeit anknüpfen. Diese Ära hat international einen großen Wohlstand eingeläutet. Gastkommentar von Brad Tank, Neuberger Berman.

Brad Tank untersucht die wirtschaftlichen Perspektiven unter dem neuen Präsidenten Donald Trump.
Brad Tank untersucht die wirtschaftlichen Perspektiven unter dem neuen Präsidenten Donald Trump.

Ich bin viel unterwegs, um Kunden von Neuberger Berman auf der ganzen Welt zu besuchen. Im Juni hatte ich das Glück, zum Zeitpunkt der Brexit-Abstimmung in London zu sein. Ich wurde Zeuge, wie sich dieses dramatische politische Ereignis entwickelte und konnte es aus der Perspektive unserer Kunden erleben. Anfang dieses Monats war ich zum Zeitpunkt der US-Wahlen im Nahen Osten. Wieder war ich in der Lage, ein historisches Ereignis mit den Augen unserer Kunden zu sehen.

Als amerikanischer Investor im Nahen Osten suchten Kunden meinen Rat zu den Auswirkungen von Donald Trumps Sieg. Den letzten Teil meiner Reise verbrachte daher weitgehend damit, ihnen zu helfen, einen Fahrplan zu erstellen, was als nächstes passieren könnte.

Viele Versprechungen

Beide Parteien haben im US-Wahlkampf viele wilde Versprechungen gemacht – das nennt sich Politik und ist das, was Menschen tun, wenn sie gewählt werden wollen. Doch jetzt, wo der Pulverdampf sich langsam verzieht, ist es Zeit, einen nüchternen Blick darauf zu werfen, wie sich dies auswirkt.

Diejenigen von uns, die alt genug sind, um sich an die Ronald Reagan-Jahre zu erinnern, kennen sicher den Film „Zurück in die Zukunft“ mit Micheal J. Fox. Es war der Streifen mit dem höchsten Einspielergebnis 1985 und angeblich einer der Lieblingsfilme Reagans. Der Verweis auf den Film ist erhellend, denn ich glaube, wo wir jetzt sind, weist viele Parallelen mit der Reagan-Ära auf. Und ich meine nicht, dass wir alle einen DeLorean fahren, obwohl ein aktueller Presseartikel meldet, dass diese legendären Autos 2017 wieder in die Produktion gehen – nicht in Nordirland, sondern in Humble, Texas.

Regierungswechsel

Meiner Meinung nach markiert die Wahl von Donald Trump eine grundlegende Abkehr von einer Ära, die durch die Politik der Zentralbank beherrscht worden ist. In mancher Hinsicht beschleunigt dies einen Prozess, der bereits im Gange war. Die Menschen sehen schon eine Weile die Grenzen der Geldpolitik, aber dies bedeutet nun einen deutlichen Umbruch weg von diesem Ansatz.

Wie wird er ersetzt werden? Die Antwort ist, denke ich, ein Geschäfts-freundlicheres Amerika, bestrebt, Wachstum und Arbeitsplätze zu schaffen und in einigen Fällen ein wenig mehr Inflation zu generieren. Untermauert wird dies durch eine stärkere Betonung der Finanzpolitik, um Veränderungen voranzutreiben – zum Beispiel der große Schwerpunkt auf Infrastrukturprojekte im Trump-Programm. Zunächst wird wahrscheinlich mehr Augenmerk auf innenpolitische Themen gelegt, wie z.B. Steuern und die Reform (oder Aufhebung) des Affordable Care Act. Doch mit der Zeit wird der Fokus sich ins Ausland verschieben.

Als ich mit unseren Kunden und Kollegen im Nahen Osten letzte Woche über diese Fragen sprach, war es eine ihrer größten Sorgen, dass sich der Trump-Siege potenziell negativ auf die Handelsbeziehungen auswirken könnte. Ich riet ihnen dazu, ein wachsames Auge auf das Team zu haben, das Donald Trump um sich schart.

Aus meiner Sicht ist die Ernennung von Paul Ryan für eine zweite Amtszeit als Sprecher ein guter erster Schritt. Er weiß, wie man die Hebel der Macht bedient und gilt als einigende Kraft. Tatsächlich beschrieb er seine Ernennung als „die Morgendämmerung einer neuen, einheitlichen republikanischen Regierung.“

Der Rockstar-CEO

Aber für tiefere Einblicke in Handels-Fragen verwies ich auf ein Buch mit dem Titel “American Made“. Dies wurde von Dan DiMicco, Chairman und ehemaligen CEO von Nucor, Amerikas größtem Stahlunternehmen, geschrieben. DiMicco ist ein Rockstar CEO, der in seiner Amtszeit von 2000 bis 2012 den Aktionären 720 Prozent Rendite lieferte in einem der härtesten Geschäfte der Welt. Er war Trumps Berater während des Wahlkampfes und leitet derzeit das Übergangsteam für alle Handelsangelegenheiten.

DiMicco plädiert für die Rückkehr zu einem aktiveren Ansatz in Welthandel und Gewerbe, ähnlich wie der Ansatz, der während der Reagan-Regierung herrschte. Er ist nicht gegen den Welthandel; er will nur, dass sich andere Länder nach den Regeln richten, wenn es darum geht, Handelsabkommen zu schließen und hat dies China gegenüber lautstark deutlich gemacht. DiMicco ist ein wichtiges Mitglied des Übergangsteams und was er sagt, hat hohes Gewicht. Sein Buch bietet viele nützliche Hinweise, was in den nächsten Jahren passieren könnte.

Demnach ist nichts zu befürchten: Er schätzt den Handel und die freien Märkte ebenso wie jeder andere Unternehmer. Doch er glaubt, es sollte mehr Kontrollen und Beschränkungen geben, so wie vor 30 Jahren. Und diejenigen, die die Reagan-Ära erlebt haben, werden sich erinnern, dass sie eine Zeit des schnellen Wachstums und großen wirtschaftlichen Wohlstand eingeläutet hat, nicht nur für die USA, sondern auch international. Also: Zurück in die Zukunft!

Brad Tank ist Chief Investment Officer – Fixed Income beim Asset-Manager Neuberger Berman,USA

Foto: Neuberger Berman

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