Die Inflation habe sich in den Ländern jedoch unterschiedlich entwickelt. Dazu Botoucharov: „Auf der einen Seite haben Länder wie Russland und die Türkei eine hohe, aber sinkende Inflation. Auf der anderen Seite ist in einigen CEE-Ländern mit niedrigen Inflationsraten allmählich ein Anstieg zu beobachten, aufgrund des verbesserten Wachstums und der geringeren Arbeitslosigkeit.“
Heterogene Entwicklung der Inflation
„Die Gesamtinflation in Ungarn stieg bis August stärker als in jedem anderen Land in Mittel- und Osteuropa, obwohl die Inflation unter der Zielmarke der ungarischen Zentralbank bleibt“, sagt Botoucharov. Dort hätten arbeitsintensive Industrien das Wachstum getrieben und es mangele an Arbeitskräften.
Auch Polen, die Tschechische Republik, Rumänien und Serbien sähen sich mit steigenden Preisen konfrontiert. In diesen Volkswirtschaften, in denen die Zinsen für die Schwellenländer vergleichsweise niedrig sind, würden die Zentralbanken beginnen, ihre Geldpolitik einzuschränken.
„In den Ländern, in denen die Inflation zunimmt, schränken die Zentralbanken ihr Geldpolitik unterschiedlich stark ein. Die verschiedenen geldpolitischen Ansätze in den mittel- und osteuropäischen Ländern sind ein Spiegel des gesamten Emerging Markets-Universum“, sagt Botoucharov.
Zentralbanken reagieren unterschiedlich
Nach der Finanzkrise hätten viele Zentralbanken eine akkommodierende Geldpolitik verfolgt und die Zinssätze auf Rekordtiefststände gesenkt, um die wirtschaftliche Erholung anzukurbeln. Trotz des Wachstums bleibe die Geldpolitik in vielen Ländern moderat.
Kurzfristig sei das Investment-Umfeld vielversprechend. „Es bestehen aber gewisse politische Unwägbarkeiten, die längerfristig ein potentielles Risiko für die Region bergen“, sagt Morozov.
„Polen, Ungarn und, in geringerem Maße, auch Rumänien, sehen sich mit politischen Protestbewegungen konfrontiert, die sich gegen die Globalisierung wenden und sich auf nationale Interessen konzentrieren. Diese Entwicklungen haben das Potential, den Ländern in Mittel- und Osteuropa auch langfristig zu schaden.“
Die EU habe zwar kein Instrument, um Länder zu bestrafen, die gegen die Demokratieprinzipien der Union verstoßen, sie könnte aber zu Beginn des nächsten Haushaltszyklus 2020 die Mittel aus EU-Strukturfonds kürzen.
Chancen in Relative Value und Währungen
„Angesichts der Bedeutung dieser Fonds für die CEE-Länder könnten die Auswirkungen auf das Wachstum erheblich sein. Das könnte sogar zu Herabstufungen der Kreditwürdigkeit führen“, sagt Morozov.
„Die divergierende Inflationsdynamik und die unterschiedlichen geldpolitischen Ansätze in Mittel- und Osteuropa bieten insbesondere attraktive Investmentgelegenheiten im Bereich Relative Value“, sagt Botoucharov. Zudem würden Währungen Chancen bieten. (kl)
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