2030 könnten nach Berechnungen des PKV-Verbandes etwa sechs Millionen Menschen pflegebedürftig sein. Heute sind es mehr als 4,5 Millionen. Jeder zweite Mann und jede dritte Frau werden zum Pflegefall. Die durchschnittliche Pflegedauer beträgt 6,7 Jahre. Der monatliche Eigenanteil für die Unterkunft und Betreuung im Pflegeheim lagen nach Berechnungen des PKV-Verbandes im Juli 2021 bei 2.149 Euro. Soviel zu den Fakten. Die staatliche Grundversorgung im Kontext Pflege reicht nicht zur Absicherung nicht aus.
Pflegeabsicherung: Lebens- und Krankenversicherer im Wettbewerb
Ein Ansatz in der Branche besteht darin, das biometrische Risiko der Pflegebedürftigkeit über die Pflegetagegeldtarife oder Pflegekostentarife der Privaten Krankenversicherer (PKV) abzusichern, ein anderer über die Pflegerententarife der Lebensversicherer. Beide Ansätze stehen dabei im Wettbewerb. Auffällig sei, dass die Pflegelösungen im Bereich PKV aktuell wesentlich erfolgreicher sind als im Bereich Lebensversicherung, so eine Erkenntnis der neuen Morgen und Morgen Analyse. „Das liegt sicherlich auch an den geringeren Beiträgen der Pflegetagegelder“, sagt Thorsten Bohrmann, Senior Versicherungsanalyst bei Morgen & Morgen
Für den Versicherungsnehmer stelle sich die Frage, ob er das Pflegerisiko mit einem Pflegetagegeld- oder einem Pflegerententarif absichern soll. Neben den offensichtlichen Prämienunterschieden sei das wichtigste Entscheidungskriterium die bessere Leistung, so Bohrmann.
Pflegetagegelder: 65 mal 5 Sterne, 73 mal 4 Sterne
„Die Pflegetagegeldtarife befinden sich auf einem stabil guten Niveau. Von 233 analysierten Tarifen erhalten 138 und damit mehr als die Hälfte eine Top-Bewertung von vier und fünf Sternen“, fasst Bohrmann das Ergebnis zusammen. „54 Tarife wurden als durchschnittlich und 41 als schwach eingestuft. Sehr schwache Tarife gibt es keine.“
Pflegerenten: 67 mal 5 Sterne, 24 mal 4 Sterne
„Besonders leistungsstark zeigen sich die Pflegerententarife in unseren Analysen. Von 107 analysierten Tarifen sind 91 Tarife mit vier und fünf Sternen top bewertet. 16 Tarife schließen sich mit einer durchschnittlichen Bewertung an. Schlechter bewertet wurde kein Tarif“, sagt Bohrmann.
32 ratingrelevanten Leistungsfragen beurteilen Sachverhalte und Produkteigenschaften, die als wesentlich für die Bedingungsqualität eines Produkts anzusehen sind, so Bohrmann. „Die Kundenfreundlichkeit steht hier klar im Fokus, ebenso die Eindeutigkeit der Aussagen im Bedingungswerk. Selbstverständlich werden hier auch unübliche Einschränkungen erfasst und beurteilt.“
Die angesetzten Mindestkriterien sollen unter anderem sicherstellen, dass die top bewerteten Tarife leisten, wenn die Pflegebedürftigkeit nach Sozialgesetzbuch festgestellt wurde, die Versicherung bei Eintritt der Pflegebedürftigkeit beitragsfrei gestellt wird oder dass bei einer verspäteten Meldung rückwirkend geleistet wird“, erläutert Bohrmann. Wichtig für einen Top-Tarif ist zudem, dass der Prognosezeitraum sechs Monate beträgt, der Versicherungsschutz bei Umzug ins Ausland weiterbesteht und dass die Versicherung weiterbestehen kann, auch wenn die Mitgliedschaft in der Privaten oder Sozialen Pflegeversicherung endet.
Qualität auf hohem Niveau
„Die Bedingungsqualität der Pflegetagegelder und Pflegerenten hat sich auf einem hohen Niveau eingependelt. Bei der Vermittlung von Pflegetagegeldtarifen liegt der Fokus sicherlich weiterhin auf dem Preis sowie auf der familiären Situation, bei Pflegerenten dienen häufig Einmalauszahlungen aus Lebensversicherungen der hochwertigen Absicherung des Pflegerisikos“, schätzt Bohrmann die Praxis im Beratungsalltag ein.
„Der Bedarf an privater Pflegeabsicherung ist unbestritten. Gerade eine länger andauernde, professionelle Pflege ist kostspielig. Wer hier keine große Lücke in der Absicherung riskieren möchte, kommt um eine private Zusatzabsicherung kaum herum. Es gibt genug Möglichkeiten, diese Lücken zu minimieren, denn eines ist sicher, günstiger wird die Pflege nicht“, so das Fazit von Morgen und Morgen-Experte Bohrmann.