Nach Jahren der Stagnation sorgten 2023 erstmals steigende Überschussbeteiligungen für Hoffnung – 2024 bestätigte sich der Aufwärtstrend dank höherer Zinsen. Doch wie nachhaltig ist die Entwicklung? Das Analyseteam von Morgen & Morgen hat die Zahlen und Daten von 49 Lebensversicherern genauer unter die Lupe genommen.
Neue Tarifgeneration
Die Untersuchung zeigt, dass 2025 weniger als die Hälfte der 49 betrachteten Versicherer ihre Überschussbeteiligung erhöht hat, während ein Unternehmen nach einem deutlichen Anstieg im Vorjahr die Beteiligung nun leicht gesenkt hat. Der Großteil der Versicherer halte die Überschussbeteiligung auf dem Niveau des Vorjahres, so Morgen & Morgen. Bei einzelnen Tarifen gibt es abweichende Deklarationen, insbesondere bei neueren Produkten wie Indexpolicen und der „Neuen Klassik“. Hier sind teils höhere Beteiligungen zu verzeichnen.
„Unabhängig von einer Erhöhung der Deklarationen liegt die Verzinsung bei fast allen Versicherern mittlerweile bei mindestens zwei Prozent, während rund ein Fünftel sogar drei Prozent oder mehr erreicht. Das ist eine insgesamt sehr kundenfreundliche Entwicklung“, ordnet Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik & Rating, die aktuellen Zahlen ein.
Haben im vergangenen Jahr 37 Versicherer zum Jahreswechsel ihre Überschussbeteiligung angehoben, sind es in diesem Jahr nur noch 18 Gesellschaften. 30 Versicherer halten die Beteiligung an ihren Überschüssen aktuell konstant. Das Niveau der Deklarationen erhöht sich insgesamt minimal.
Die einzelnen Erhöhungen je Versicherer in der Differenz zum Vorjahr variieren von 0,10 bis 0,80 Prozentpunkten. Vier Versicherer knacken mit ihren diesjährigen Erhöhungen die 2-Prozent-Marke.
Insgesamt bieten damit bis auf drei Gesellschaften alle eine Überschussbeteiligung zwischen zwei und 3,25 Prozent. Knapp die Hälfte der Versicherer liegt mit ihren Überschüssen zwischen zwei und 2,5 Prozent. 13 Versicherer bieten über 2,5 Prozent, bleiben aber unter drei Prozent Deklaration. 10 Gesellschaften bieten drei Prozent und mehr. Zwei davon das Maximum von 3,25 Prozent.
Deklarationen deutscher Lebensversicherer im Zeitverlauf
2025 | 2024 | 2023 | 2022 | |
---|---|---|---|---|
Minimum | 1,75% | 1,60% | 1,25% | 0,90% |
Maximum | 3,25% | 3,25% | 3,00% | 3,00% |
Mittelwert | 2,5 % | 2,4% | 2,1% | 1,9% |
Im Mittel liegen die laufenden Verzinsungen der 49 Gesellschaften 2025 bei 2,5 Prozent, im Vorjahr waren es 2,4 Prozent. Die höchste Beteiligung an den Überschüssen liegt weiterhin bei 3,25 Prozent. Diesen Wert erreichen inzwischen zwei Versicherer, im Vorjahr war es nur ein Versicherer. Die geringste Verzinsung bietet ein Versicherer mit 1,75 Prozent. Im Vorjahr war es ein anderer Versicherer mit 1,60 Prozent.
Höhere Überschussbeteiligungen bringen neue Perspektiven
Die stabilisierte Lage am Kapitalmarkt bringe positive Veränderungen für Versicherungsnehmer, so Saal.
Der erstmalige Anstieg seit 30 Jahren von 0,25 auf 1,00 Prozent bedeute, dass Versicherer in ihren Tarifen einen Rechnungszins von 1,00 Prozent verwenden dürfen, wodurch höhere Garantien möglich seien. In den meisten Neugeschäftstarifen werde dieser Zins von 1,00 Prozent als Garantiezins genutzt. Dadurch könnten auch bestimmte Tarife wieder angeboten werden, die übergangsweise eingestellt werden mussten, da die erforderlichen Garantien zuvor nicht darstellbar waren, beispielsweise Riester-Tarife.
Gleichwohl seien die Versicherer jedoch nicht verpflichtet, die Erhöhung mitzugehen. Laut dem Experten kann es auch Tarife geben, bei denen weiterhin niedrigere Rechnungszinsen verwendet werden. Dies komme vereinzelt im Bereich der Biometrie-Produkte vor. In der Altersvorsorge hingegen stehe das Ziel im Vordergrund, den Kunden möglichst hohe Garantien zu bieten.
Abschmelzen der Reserven führt zu zusätzlichen Erträgen
Langfristig gesehen seien die gestiegenen Zinsen ein gutes Zeichen für Versicherungsnehmer, so Morgen & Morgen. Der Kapitalmarkt biete bessere Möglichkeiten für die Neu- und Wiederanlage, wodurch eine höhere laufende Verzinsung der Kapitalanlagen erzielt werden kann. Gleichzeitig sinke die Garantiebelastung der Versicherer, da die Zuführungen zur Zinszusatzreserve nicht mehr erforderlich seien.
Hinzu komme, dass das schrittweise Abschmelzen dieser Reserve zudem zu zusätzlichen Erträgen führe. Dies schaffe mehr Spielraum für eine langfristig höhere Überschussbeteiligung – ein Trend, der sich bereits 2023 zeigte und sich weiter verstärkt, so der Experte. Ob und in welchem Umfang Versicherer ihre Überschussbeteiligungen sowie die Rechnungszinsen im Neugeschäft anpassen, hänge jedoch von verschiedenen individuellen Faktoren ab.
Die Garantiebelastung des Bestandes, die Struktur der Kapitalanlage und die Geschäftspolitik jedes Versicherers spielen dabei eine entscheidende Rolle: „Die Festlegung der Überschussbeteiligung ist eine sehr individuelle Entscheidung. Derzeit beobachten wir einen stabilen Markt, der Versicherte an der positiven Entwicklung teilhaben lässt und wieder attraktivere Produkte ermöglicht“, fasst Saal zusammen.