Insbesondere die großen Fonds und Pensionskassen haben schnell auf die erratische Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump reagiert und Geld aus Amerika abgezogen. Die Folge: Die Kurse amerikanischer Aktien sind deutlich gefallen. Und mit ihnen die Kurse der ETFs – allen voran diejenigen, die den MSCI World abbilden.
„Trump glaubte, dass schon einfachste Mittel wie Einfuhrzölle und Drohgebärden ausreichen, um die heimische Produktion schnell auf Touren zu bringen. Er hat völlig unterschätzt, wie abhängig die Produktion von Rohstoffen und Zulieferungen aus dem Ausland ist und wie flüchtig investiertes Kapital sein kann“, erläutert Prof. Dr. Michael Heuser, wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (Diva). „Anscheinend hatte er auch nicht im Blick, wie verschnupft die amerikanischen Bürgerinnen und Bürger auf den Verfall ihrer primär in Aktien investierten Pensionspläne reagieren können. Es ist zu befürchten, dass seine hektischen Manöver dennoch weitergehen. Das Wort von Fachleuten scheint bei ihm wenig Gewicht zu haben.“ Es sei naheliegend, dass in diesem Umfeld gerade diejenigen ETFs an Wert verlieren, die schwerpunktmäßig in den USA und dort vor allem im Tech-Bereich investiert sind.
Im MSCI-World-Index haben die USA mittlerweile 71 Prozent Anteil, als zweit- und drittgrößtes Land folgen Japan mit gerade einmal 5 Prozent und Großbritannien mit knapp 4 Prozent. Hinzu kommt, dass die IT-Branche mit knapp 25 Prozent Gewicht den Index stark dominiert. „Natürlich werden auch die Mitglieder unseres Verbandes, die zu Geldanlagen beraten, von ihren Kunden oft nach ETFs und im Speziellen nach dem MSCI-World-Index gefragt. Wir weisen dann immer sehr deutlich darauf hin, dass solche ETFs alles sind – nur nicht weltweit breit gestreut. Für die Kunden ist es immer überraschend, wenn man die starke Übergewichtung in den USA und in Tech in Zahlen nachweist“, bestätigt Martin Klein, geschäftsführender Vorstand des Vermittlerverbands Votum, einer der vier Trägerverbände des Diva.
Aktuell haben laut Diva aktiv gemanagte Fonds einen klaren Vorteil gegenüber ETFs, denn das aktive Fondsmanagement könne auf die Trump-Politik reagieren, indem beispielsweise in einem weltweit investierenden Fonds die USA- und Tech-Anteile reduziert werden. Ein ETF könne das nicht. „Es ist absehbar, dass sich nun ein ‚Zug der Lemminge‘ in Bewegung setzt, in dem Kleinanleger versuchen, den Profis hinterherzulaufen. Die waren es aber, die sehr zügig Mittel aus den USA abgezogen und damit die Kursverluste erst ausgelöst haben. Kleinanlegern, die wechseln wollen, bliebe also jetzt nur die Möglichkeit, die bereits entstandenen Buchverluste zu realisieren. Bei aktiven Fonds agieren hingegen professionelle Fondsmanager, die im Zweifel binnen Minuten reagieren“, betont Klein.
Und welche Lehren sollen Privatanleger nun aus den Turbulenzen der letzten Wochen ziehen? Für Heuser ist klar: „Wer bislang vergleichsweise unreflektiert in den MSCI-World-Index investiert hat, sollte aus den aktuellen Entwicklungen die Lehre ziehen, zukünftig genauer hinzuschauen, was die Zusammensetzung eines Fonds angeht. Deutlich zweistellige Gewichtungen einzelner Länder oder Branchen bergen mehr Risiken als Fonds, die tatsächlich breit gestreut investieren. Und ein ETF sollte hinterfragt werden: Denn die Reaktionsmöglichkeiten in einem ETF sind, wie die aktuelle Lage zeigt, sehr gering.“