Während Manager wie Eichmann also bestrebt sind, ihre Unternehmen zu einem „allwissenden Versicherer“ weiterzuentwickeln, wollen die Fintechs ihre Kunden zu „allwissenden Versicherten“ machen – zumindest, wenn es um den eigenen Versicherungsschutz geht („Alle Verträge in einer App“).
Den Leitgedanken, dass der Kunde seine Verträge bequem über eine Plattform verwalten kann, verfolgen zwar auch die Versicherer – aber ein digitaler Versicherungsordner ist eben nicht ganz so sexy wie eine App.
Sieht die Branche ihre eigenen Bemühungen durch die Fintechs bedroht? „Nein, keineswegs“, sagt der Gothaer-Chef. Kunden könnten „ihre Verträge bei uns auch heute schon in einem speziellen Portal auf unserer Homepage verwalten. Aber unser Multikanalvertrieb setzt ja einen ganz anderen Schwerpunkt. Uns geht es um einen umfassenden Service und eine Beratung, die genau auf das Kommunikationsverhalten und die Wünsche des Kunden zugeschnitten ist und das kann eine App nicht leisten.“
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Portale, Apps und Social Media im Fokus
Dr. Walter Botermann, Vorstandsvorsitzender des Alte Leipziger-Hallesche-Konzerns, erklärte bereits im Oktober vergangenen Jahres, dass der Kunde in Zukunft noch viel stärker als bisher darüber bestimmt, „wie und wann er mit uns kommuniziert“.
Inzwischen stellt Botermann fest, dass „immer mehr Kunden über digitale Kanäle wie E-Mail, Portale, Apps und Social Media Kontakt zu uns suchen“. Der Versicherer aus Oberursel baue daher die eigenen Kommunikations- und Interaktionsmedien für Kunden und Vertriebspartner in Richtung Omnikanalfähigkeit aus.
„Kontinuierlich werden wir die Kanäle besetzen und hier entsprechende Investitionen vornehmen“, betont Botermann. Dabei stünden derzeit die Themen Portale, Apps und Social Media im Fokus (siehe auch Grafik).
Die Rechnungs-App des Krankenversicherers Hallesche etwa wurde kürzlich um eine Fotofunktion für die Einreichung aller Rechnungen erweitert. Bei der 2014 eingeführten, ersten Version war das noch nicht möglich. Hier war die Einreichung von Rechnungen laut Konzern-Angaben nur für jene Versicherte möglich, die über einen Barcode zur Übermittlung der Rechnungsdaten verfügen. Mit der Erweiterung zur Foto-App sei diese Beschränkung weggefallen.
„Bereits im ersten Monat wurden mehrere Tausend Rechnungen von unseren Kunden über die neue App eingereicht. Wir gehen deshalb von einem weiteren deutlichen Anstieg aus“, prognostiziert Botermann.
Seite drei: Pilotprojekt zur Videoberatung