Der Rückversicherer Munich Re hat nach milliardenschweren Schäden durch die Coronakrise den Verkauf von Policen mit einem Versicherungsschutz für den Fall künftiger Pandemien vorerst gestoppt.
“Wir überprüfen derzeit, ob wir im Schaden- und Unfallgeschäft neue Verträge anbieten, die im Fall von Pandemien greifen”, sagte das den Bereich zuständige Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg. Vorerst biete der Konzern solche Verträge nicht mehr an. Dies betreffe etwa Versicherungsschutz gegen den Ausfall von Großveranstaltungen.
In der Lebens- und Kranken-Rückversicherung will die Munich Re für die Folgen von Pandemien laut Jeworrek aber auch in neuen Verträgen geradestehen.
Im ersten Halbjahr hatte der Rückversicherer infolge der Coronakrise Schäden von 1,5 Milliarden Euro verbucht. Der Großteil davon entfiel auf den Ausfall und die Verschiebung von Veranstaltungen wie den Olympischen Spielen in Japan, gegen die sich die Veranstalter versichert hatten. Hinzu kamen Versicherungsschäden durch Betriebsausfälle in Unternehmen, aber auch durch eine gestiegene Zahl von Todesfällen etwa in den USA. Der Nettogewinn brach dadurch im ersten Halbjahr um mehr als die Hälfte auf 800 Millionen Euro ein.
Partnerschaft von Staat und Versicherern vorgeschlagen
Munich-Re-Chef Joachim Wenning hatte schon vor einigen Wochen eine Partnerschaft von Staat und Versicherern vorgeschlagen, um die finanziellen Verluste bei Pandemien besser abzusichern. “Das könnte so aussehen, dass sich die Versicherungswirtschaft darauf verständigt, bei einem künftigen Lockdown bis zu einem bestimmten Betrag Versicherungsschutz zu bieten”, hatte der Manager den Nachrichtenagenturen dpa und dpa-AFX gesagt. “Wird der Betrag überschritten, könnte der Staat einspringen – aber unter der Voraussetzung, dass das Unternehmen sich selbst versichert hat.” (dpa-AFX)