Munich Re und Allianz wollen München zum digitalen Knotenpunkt machen

Deutschlands größter Versicherungsstandort München soll ein globaler Knotenpunkt der Digitalisierung in der Branche werden. Mit Unterstützung von Bund und Land wollen die zwei Branchenriesen Munich Re und Allianz die Gründung eines „Insurtech Hub“ nutzen, um die Kooperation mit Wissenschaftlern und jungen Start-up-Unternehmen auszubauen.

Joachim Wenning ist neuer Konzernchef der Munich Re
Joachim Wenning, Munich Re, will neue Schnittstelle zu Partnern jenseits des klassischen Versicherungsgeschäfts.

„Mit dem Hub schaffen wir in München eine Schnittstelle zu Partnern jenseits der klassischen Versicherungswirtschaft“, sagte Munich Re-Vorstandschef Joachim Wenning der Deutschen Presse-Agentur vor der Eröffnung am Donnerstag. „Ein solcher neuer Verkehrsknotenpunkt der physischen und digitalen Begegnung entfaltet Sogwirkung. Diese wird den Standort und die führende Rolle der deutschen Versicherungswirtschaft weiter stärken.“

Mit im Boot ist die Allianz, deren Vorstandschef Oliver Bäte die Digitalisierung zu seinem Hauptprojekt gemacht hat. Die „Hub“-Initiative ist ein Projekt des Bundes, der damit die Digitalisierung von Schlüsselbranchen beschleunigen will. „Ziel ist es, dass sich mehr internationale Start-ups am Industriestandort Deutschland ansiedeln“, erklärte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums in Berlin.

Hub soll Markt- oder Messeplatz sein

In der bayerischen Landeshauptstadt arbeiten nach Zahlen des Ministeriums 62 000 Menschen in der Versicherungsbranche – mehr als in jeder anderen deutschen Stadt. „München ist einer der weltweit führenden Versicherungsstandorte und der Top-Standort in Deutschland“, sagte Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) dazu. Deshalb sei es nur „folgerichtig“, den Hub in München anzusiedeln. Der Bund vergibt zwar den Titel, doch finanziell gefördert wird das Projekt von der Staatsregierung. Einen Versicherungshub gibt es bereits in Köln.
Der Münchner Hub soll nach Wennings Worten ein „Markt- oder Messeplatz“ sein, auf dem Unternehmen, Wissenschaftler und Insurtechs zusammen kommen. Der Munich Re-Vorstandschef nannte fünf Punkte, bei denen die Digitalisierung das Versicherungsgeschäft verändert. „Viele Unternehmen nutzen die Technologie, um ihre Kundenorientierung zu stärken“, sagte Wenning. „Andere verschaffen sich neue Vertriebszugänge, so wie wir es über rein digitale Plattformen wie Nexible oder Digital Partners machen.“

Künstliche Intelligenz als Unterstützung

Wenning bezieht sich damit auf zwei digitale Projekte seines Konzerns: die Nexible Online-Versicherung soll in diesem Jahr an den Start gehen, Digital Partners soll Kooperationen mit Start-ups eingehen. Wennings weitere drei Punkte: „Insbesondere Erstversicherer werden versuchen, ihre betriebliche Effizienz zu erhöhen und dabei auf Technologien wie künstliche Intelligenz als Unterstützung zurückgreifen“, sagte er. „Es gibt weitere hochinteressante Ansätze, wie die Versicherer im Interesse ihrer Kunden durch Früherkennung Schäden gänzlich vermeiden oder zumindest verkleinern. Konkret werden Sensor- und IoT-Technologien verwendet, um zum Beispiel Maschinenbruch gar nicht erst eintreten zu lassen.“

Verbesserte Nutzung von Daten

Und die Digitalisierung ist nach Wennings Worten bei einem für Versicherungen zentralen Punkt nützlich: „Zudem wird einigen Unternehmen die verbesserte Nutzung von Daten dabei helfen, Risiken von Anfang besser zu verstehen, tariflich zu differenzieren oder überhaupt erst versicherbar zu machen.“ Die deutsche Versicherungswirtschaft sei in Europa gemessen an Größe und Marktdurchdringung mitführend, betonte Wenning. (dpa-AFX)

Foto: Munich Re

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