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Nach FDP-Aus im Bundestag: „Zuversichtlich, in Berlin weiterhin Gehör zu finden“

Christian Lindner
Foto: Christof Rieken
Der noch amtierende FDP-Chef Christian Lindner

Wie schwer wiegt das Ausscheiden der FDP aus dem Bundestag für die Interessen der deutschen Maklerinnen und Makler? 

Die FDP hat den Wiedereinzug in den Bundestag verpasst. Ausgerechnet die Partei, die als wichtigste Vertreterin der Interessen des freien Finanzvertriebs gilt – was sich in der letzten Legislaturperiode insbesondere an ihrem Einsatz gegen ein europaweites Provisionsverbot zeigte – erreichte nach dem vorläufigen Wahlergebnis lediglich 4,3 Prozent der Stimmen. Wie schwer wiegt das Ausscheiden der FDP aus dem Bundestag für die Interessen der deutschen Maklerinnen und Makler?  

„Als Verband bedauern wir sehr, dass die FDP den Einzug in den Bundestag nicht geschafft hat“, erklärt Michael H. Heinz, Präsident des Bundesverbands deutscher Versicherungskaufleute (BVK). „Denn sie war in der letzten Legislaturperiode neben der Union diejenige politische Kraft, die den BVK in seiner Interessenvertretung im Rahmen der EU-Kleinanlegerstrategie am wirksamsten unterstützt hat. Schließlich war es der ehemalige Bundesfinanzminister Christian Lindner, der seinerzeit bei der EU-Kommission gegen ein mögliches Provisionsverbot intervenierte und so unserem Bemühen starken Rückenwind gab. Mit ihrem wirtschaftsliberalen Credo wirkte die FDP stark für unsere Vermittlerinteressen, ihre wirtschaftspolitische Agenda förderte unsere Interessenvertretung.“

Aber auch im Wahlsieger, der Union, sieht der BVK einen „sehr gesprächsbereiten und offenen Partner“ für die Interessenvertretung des Berufsstands. „Wir sind zuversichtlich, dass wir bei aller im Fluss befindlichen politischen Gemengelage zurzeit in Berlin Gehör finden werden. Schließlich sind wir im politischen Berlin sehr gut vernetzt und haben hervorragende politische Kontakte“, betont Heinz.


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Auch der AfW Bundesverband Finanzdienstleistung bedauert das Ausscheiden der FDP aus dem Bundestag ausdrücklich. „Die Freien Demokraten waren stets ein kompetenter Gesprächspartner in allen Fragen, die uns als AfW in den letzten Jahren intensiv beschäftigt haben“, sagt Vorstand Frank Rottenbacher. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die Popularität der FDP bei den Vermittlern in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen ist: Zu Beginn der Legislaturperiode hatte die FDP mit 55 Prozent der Stimmen noch ihren Höchstwert im AfW-Vermittlerbarometer erreicht. Kurz vor dem Bruch der Ampel im November lag die Zustimmung nur noch bei 20 Prozent. Trotz ihres Engagements für die Branche sei es der Partei offenbar nicht gelungen, die volle Unterstützung der Vermittlerschaft zu halten, kommentierte Rottenbacher diesen Absturz.

FDP-Chef Christian Lindner sieht den Grund dafür offenbar in der schlechten Gesamtperformance der Ampel, wie er zu Jahresbeginn im Cash.-Interview erklärte: „Die Ampel-Koalition ist Geschichte – und die Umfrage damit auch. In der Tat hat die FDP aber stark gewirkt, um die Freiheit der unterschiedlichen Vertriebskanäle offenzuhalten. Wir haben uns dagegen gewehrt, dass aus vermeintlichen Erwägungen des Verbraucherschutzes die wirtschaftliche Freiheit eingeschränkt wird. Dafür waren unendlich viele Gespräche auf unterschiedlichen Ebenen erforderlich.“ In den nächsten vier Jahren wird die FDP solche Gespräche nicht mehr führen müssen – vielleicht auch noch länger.

Wie BVK-Chef Heinz setzt auch Rottenbacher nun auf eine vermittlerfreundliche Politik der Union – und hofft, dass die CDU das Finanzministerium nicht an einen Koalitionspartner abtritt: „Die Erfahrungen der letzten beiden Kanzlerparteien haben gezeigt, dass eine Abgabe dieses zentralen Ministeriums an den Koalitionspartner mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden war. Gerade wenn die CDU nun zügig notwendige Veränderungen umsetzen möchte, ist es entscheidend, das Finanzministerium in eigener Hand zu behalten.“ Ob ihr das gelingt, werden die nächsten Wochen zeigen.

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