Wohngebäudeversicherung: Nachhaltig versichern – sonst kann es teuer werden

Janna Poll, Ergo
Portrait / Foto: Janna Nguyen
Dr. Jana Nguyen, Ergo Versicherung AG

Mit dem Klimawandel verändern sich auch die Ansprüche an eine gute Wohngebäudeversicherung. So schützen Immobilienbesitzer ihr Haus optimal – nicht nur gegen Naturgefahren. Von Dr. Janna Nguyen

Die eigene Immobilie ist für die meisten Menschen das größte Investment ihres Lebens. 42 Prozent der Deutschen nennen eine Immobilie ihr Eigentum. Sie hegen und pflegen ihre vier Wände, um ihren Wert zu erhalten oder im besten Fall noch zu steigern.

Doch während die meisten Menschen die Kfz-Versicherung ihres Autos regelmäßig auf ausreichende Konditionen prüfen, verstaubt der Vertrag für die Wohngebäudeversicherung nach dem Abschluss oft jahrelang im Ordner.

Das könnte ein teurer Fehler sein. Denn nicht nur der Klimawandel führt zu neuen Gefahren für Haus und Hof. Auch die politischen Rahmenbedingungen ändern sich, zum Beispiel beim Thema Heizung und erneuerbare Energien. Hinzu kommt der persönliche Anspruch nach mehr Nachhaltigkeit in allen Lebensbereichen. Auch dafür gibt es inzwischen passende Versicherungsangebote.

Nachhaltiger Wiederaufbau

Die Bilder der Flutkatastrophe im Ahrtal im Juli 2021 sind unvergessen. Kleine Bachläufe rissen nach stundenlangem Starkregen mit gewaltiger Wucht Brücken ein und spülten ganze Häuser fort. Selbst weit entfernt von jeder Quelle bahnten sich Wassermassen ihren Weg und hinterließen eine Schneise der Zerstörung. Am 14. und 15. Juli fielen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz binnen 24 Stunden bis zu 150 Liter Regen pro Quadratmeter. Dieses Jahrhunderthochwasser verursachte in Deutschland einen Versicherungsschaden von 8,5 Milliarden Euro. Zum Vergleich: 2022 beliefen sich die Schäden aller Naturereignisse auf die Hälfte dieser Summe – rund 4,3 Milliarden Euro.

Viele Häuser müssen nach solchen Wetterereignissen vom Keller an neu aufgebaut werden. Ob für Immobilienbesitzer im Ahrtal oder anderswo nach einem Schadenereignis: Wer danach saniert oder neu baut, hat die Chance und in manchen Fällen auch die gesetzliche Pflicht, Baustoffe und Technik unter Nachhaltigkeitskriterien auszuwählen. Das reicht von recyclefähigen Baumaterialien über Energiesparfenster bis zur Auswahl einer Heizung, die überwiegend aus erneuerbaren Energien betrieben werden kann. Das kann jedoch teuer werden. Hier sind nach einem Schaden Immobilienbesitzer im Vorteil, deren Wohngebäudeversicherung standardmäßig auch die anfallenden Mehrkosten für einen ökologischen Wiederaufbau ersetzt.

Schutz im Paket

Starkregen ist nicht die einzige Naturgefahr, gegen die sich Hausbesitzer schützen müssen. Auch in Deutschland drohen zunehmend Stürme, Hagel, Überschwemmungen, Rückstau und Schneedruck. Die individuelle Frage, wie gefährdet die eigene Immobilie ist, lässt sich in Zeiten des Klimawandels immer schwerer beantworten. Eine Einschätzung liefert das geographische Informationssystem GIS-ImmoRisk Naturgefahren. Es bewertet für Immobilienstandorte bundesweit die Gefahr durch Starkregen, Wintersturm, Waldbrand, Erdbeben und Hitze.

In der Grunddeckung bieten alle Wohngebäudeversicherungen Schutz gegen Feuer, Leitungswasser, Sturm und Hagel. Nicht standardmäßig abgesichert sind weitere Naturgefahren – wie zum Beispiel Starkregen. Die Unterschiede liegen im Detail und sind für private Immobilienbesitzer nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich. Hier sind Angebote hilfreich, die alle Naturgefahren in einem Paket bündeln. Damit ist der Kunde auf der sicheren Seite und gefeit vor Beratungsfehlern oder lückenhaften Angeboten.

Versichert ist immer das zu Wohnzwecken genutzte Haus mit seinen Gebäudebestandteilen, , Gebäudezubehör und Grundstücksbestandteilen wie Briefkästen oder Müllboxen. Ein gutes Versicherungsangebot schließt auch Carports, Gartenhäuser und ähnliches ein.

Neue Technik mitversichert

Wer Bestandsimmobilien nachhaltig saniert und Neubauten konzipiert, investiert schnell eine hohe Summe in moderne Technik. Das können Photovoltaikanlagen sein, Wallboxen zum Laden von E-Autos, Wärmepumpen und Speicher. Kommt solche Technik aufgrund einer Naturgefahr zu Schaden, greift die Wohngebäudeversicherung.

Das gilt aber nicht, wenn nicht die Natur, sondern ein technischer Defekt den Schaden verursacht hat. Wer sich dagegen wappnen wollte, musste bisher in der Regel eine separate Versicherung für die Technik abschließen. Neue Wohngebäudeversicherungen decken solche Schäden dagegen bereits mit einem entsprechenden Baustein ab.

Und dann gibt es noch eine Gefahr für Hausbesitzer: Seit die Politik den Einbau von Wärmepumpen forciert, können die teuren Außenanlagen für Diebe attraktiv werden. Auch deshalb lohnt sich der Check der bestehenden Wohngebäudeversicherung. Wärmepumpen gibt es zwar schon seit den 1930er-Jahren, aber in der Versicherung sind sie erst seit wenigen Jahren ein wichtiges Thema. In der Regel sind Luft-, Wasser- und Erdwärmepumpen nur gegen die klassischen Gebäuderisiken versichert. Umso wichtiger ist es, dass die Wohngebäudeversicherung auch den Schaden durch einen Diebstahl ersetzt.

Dr. Janna Nguyen ist Bereichsleiterin Haftpflicht und Sach Privatkunden der Ergo Versicherung AG

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