Nicht erst seit der letzten Finanzkrise sind an den Finanzmärkten ökologische, ethische und soziale Kriterien auf dem Vormarsch. Cash. hat mit auf nachhaltige Geldanlagen spezialisierten Beratern über Hintergründe und Bedeutung dieses Trends gesprochen.
Erstmals hat der Berghauptmann Hans Carl von Carlowitz 1713 in seiner Publikation „Silvicultura oeconomica“ den Gedanken formuliert, zugunsten eines respektvollen Umgangs mit Natur und Rohstoffen auf einen Raubbau am Wald zu verzichten und so eine „nachhaltende“ Nutzung der Ressource Holz zu realisieren.
Mit dem Bericht der Brundlandt-Kommission der Vereinten Nationen (UN) aus dem Jahr 1987 und der darauf folgenden UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung 1992 wurde dann ein Begriffsverständnis von „Nachhaltigkeit“ geprägt, das verschiedene politische Interessen vereint.
Hierbei sollen umweltpolitische Ziele den ökonomischen und sozialen Entwicklungszielen gleichgestellt werden: „Entwicklung zukunftsfähig zu machen, heißt, dass die gegenwärtige Generation ihre Bedürfnisse befriedigt, ohne die Fähigkeit der zukünftigen Generation zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen zu können.“ Seit der Veröffentlichung der UN-Komission und der UN-Konferenz ist das Konzept der Nachhaltigkeit für viele andere Bereiche adaptiert worden – unter anderem für die Finanzwirtschaft.
Einklang von wirtschaftlichen Zielen und gutem Gewissen
Nachhaltigkeit wird auch in der Finanzwirtschaft ganz individuell interpretiert – ungeachtet diverser „offizieller“ Definitionen. Für das Kölner Beratungsunternehmen NFN Nachhaltiges Finanznetzwerk gilt als Leitmotiv, den Bedürfnissen der heutigen Generationen zu entsprechen, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden.
„Wir wollen, dass unsere Kunden und Mandanten ihre wirtschaftlichen Ziele mit gutem Gewissen erreichen. In unserer Beratung finden wir gemeinsam Wege, wie sie ihre ökologischen, ethisch-sozialen und ökonomischen Ziele in idealer Weise in Einklang bringen“, fassen die NFN-Vorstände Maik Butzbach und Dieter Krämer ihren Nachhaltigkeitsansatz zusammen. Die Aktiengesellschaft bietet seit 2009 nachhaltige Finanzberatung an und arbeitet deutschlandweit mit 18 Partnern zusammen.
„Die Nachhaltigkeit bei Geldanlagen bedeutet für uns, dass wir bei der Anlage von Geldern die Möglichkeit haben, in Unternehmen zu investieren, die umweltschonend produzieren, die in ihrer Lieferkette auf gute Arbeitsbedingungen achten oder die als Branchen im umweltfördernden Bereichen angesiedelt sind“, erläutert Heike Ebli, die als Beraterin und Mitglied der Geschäftsleitung für die nachhaltige Finanzberatung Mehrwert tätig ist.
Positiv- und Negativkriterien bestimmen die Nachhaltigkeit
Nachhaltige Geldanlagen ergänzen die klassischen Kriterien der Rentabilität, Liquidität und Sicherheit um ökologische, soziale und ethische Aspekte. Diese Kapitalanlagen werden bisweilen als „ethisches Investment“, „grünes Geld“, „Socially Responsible Investment“ oder „Sustainable Investments“ bezeichnet. So gut wie alle gängigen Finanzprodukte stehen zur Verfügung.
So existieren nicht nur nachhaltige Aktien, Anleihen, Beteiligungen oder Fonds, auch die klassische Altersvorsorge kann mittlerweile mit nachhaltigen Produkten bestritten werden. Nachhaltige Anlageprodukte werden meist durch Positiv- beziehungsweise Negativkriterien definiert.
Als Negativkriterien gelten beispielsweise Rüstungsgüter, Pornografie, Alkohol, Tabak, Glücksspiel, Kernenergie und Verstöße gegen Menschenrechte. Positivkriterien sind beispielsweise Berichterstattung zu sozialen und ökologischen Aspekten der Geschäftstätigkeit, Veröffentlichung von Vorstandsgehältern, Grundsätze vorsichtiger Unternehmensführung, Leitbild zur verantwortlichen Unternehmensführung und marktfähige Lösungen die alternative, erneuerbare Energien beinhalten.
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