Deutsche und europäische Immobilienunternehmen setzen zunehmend auf das Thema Nachhaltigkeit, so eine Studie der IVG Immobilien AG. Der Grund dafür liege auch in ökonomischen Überlegungen.
Demnach ist die Nachhaltigkeitsbewegung in der europäischen Immobilienwirtschaft in den Unternehmen auch im operativen Alltagsgeschäft angekommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage der IVG unter 176 Immobiliengesellschaften (Rücklaufquote 13,6 Prozent).
„Nachhaltigkeit entwickelt sich von der oberflächlichen Betrachtung als Marketingtool hin zu einem integrierten Bestandteil der Unternehmensstrategie“, sagt Dr. Thomas Beyerle, Head of Corporate Sustainability & Research der IVG Immobilien AG. Allerdings gelte diese Aussage nur für die „Avantgarde“ unter den europäischen Unternehmen.
Demnach verfügen 54 Prozent der Umfrageteilnehmer über eine eigenständige Abteilung oder Person für das Thema Nachhaltigkeit im Unternehmen. Während in Nordeuropa und den BeNeLux-Ländern alle Teilnehmer der Umfrage Personal für das Thema Nachhaltigkeit beschäftigen würden, treffe dies in Deutschland nur für jedes vierte Unternehmen zu. Diese Unternehmen veröffentlichen regelmäßig Nachhaltigkeitsberichte und bieten diverse nachhaltige Immobilienprodukte an.
Ökonomische Dimension genießt höchste Priorität
Zunehmend an Bedeutung gewinnen nach Aussage der Studie ökonomische und finanzielle Aspekte. „Nachhaltigkeit ist kein Selbstzweck. Unternehmen versprechen sich davon Vorteile im Wettbewerb“, erklärt Beyerle. So hätten 63 Prozent der befragten Unternehmen Nachhaltigkeit damit verbunden, finanzielle Einsparungen erzielen zu können. Weitere Gründe seien der Druck des Kapitalmarktes (58 Prozent) sowie die Anliegen der Kunden (42 Prozent). Bei einer Beurteilung der verschiedenen Dimensionen der Nachhaltigkeit habe die ökonomische Dimension für 67 Prozent der Befragten höchste Priorität, die ökologische Dimension erreiche in dieser Kategorie 38 Prozent.
„Green Lease“ gewinnt an Bedeutung
Zukünftig habe für 83 Prozent der befragten Unternehmen die Implementierung des Carbon Footprints hohe Priorität, so die Untersuchung. „Die europäische Immobilienwirtschaft scheint somit hinsichtlich der Kohlendioxid- und der Treibhausgasemissionen, die mit der Nutzung und dem Bau von Immobilien zusammenhängen, stark sensibilisiert zu sein“, so Beyerle. Zunehmend an Bedeutung gewinne in diesem Zusammenhang das Thema „Green Lease“, also Mietverträge mit nachhaltigen Nutzungsklauseln (für 61 Prozent der Befragten sehr wichtig oder wichtig). Zwar hätten nur rund 17 Prozent der befragten Unternehmen selbst Green Leases abgeschlossen, doch ein weiteres Viertel plane das Angebot für die Zukunft.
Beyerle bemängelt allerdings, dass auf der Kostenseite bei nachhaltigen Investitionen in Gebäude zwar eine hohe Transparenz herrsche, die dadurch erzielbaren Erträge aber oftmals nicht quantifiziert würden. Eine Baustelle blieben zudem Benchmarking-Systeme: 30 Prozent der Unternehmen hätten die Benchmarking-Organisationen hinsichtlich ihrer Anzahl und Transparenz als „unklar“ beurteilt, rund 22 Prozent sogar als „verwirrend“. „Der mäßige Zuspruch der Immobilienunternehmen für die bestehenden Benchmarking-Systeme ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass sich viele Unternehmen aufgrund der Vielzahl verloren vorkommen“, erläutert Beyerle. (bk)
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