Nachhaltigkeit: Gros deutscher Fonds in problematischen Branchen investiert

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Trotz des wachsenden Interesses der Anleger an ESG-Grundsätzen und strengeren Regulierungsvorschriften wie der EU-Offenlegungsverordnung (SFDR) sind laut einer Analyse des Fondsdatenanbieters FE fundinfo noch immer viele Fonds in wenig nachhaltigen Branchen investiert.

Mehr als acht von zehn Investmentfonds mit Sitz in Deutschland halten derzeit Beteiligungen in so genannten „kontroversen“ Branchen.

Trotz des wachsenden Interesses der Anleger an ESG-Grundsätzen und der strengeren Regulierungsvorschriften wie der EU-Offenlegungsverordnung (SFDR) zeigt eine unabhängige Datenanalyse, dass 83,95% der deutschen Investmentfonds in Branchen wie Alkohol, Tabak und Rüstung engagiert sind. Die Analyse ist auf der Your SRI-Plattform von FE fundinfo abrufbar.

Die am häufigsten vertretene kontroverse Branche in der deutschen Fondsindustrie ist die Kernenergie: 70,54% der Fonds halten Beteiligungen an Unternehmen, die Kernkraftwerke besitzen oder betreiben. Danach folgen Produzenten gentechnisch modifizierter Organismen (61,55%) und Unternehmen, die über 5% ihres Jahresumsatzes mit der Herstellung alkoholischer Produkte erzielen (60,54%).

Weitere signifikante Beteiligungen betreffen Unternehmen, die mehr als 5% ihres jährlichen Umsatzes entweder mit Waffensystemen und -komponenten nebst einschlägigen Support- und Dienstleistungen (56,51%) oder als Eigentümer oder Betreiber von Casinos, Rennbahnen oder sonstige Wetteinrichtungen (39,46%) generieren. Fast 5% der Fonds investieren in Unternehmen, die Landminen oder deren Komponenten herstellen.

Aufgeschlüsselt nach Fondstyp wiesen insgesamt 93,25% der gemischten Fonds ein zumindest teilweises Engagement in diesen Branchen auf, verglichen mit 81,93% bei Aktien- und 67,84% bei Anleihefonds.

Den Analysedaten liegen ESG-Ratings von MSCI zugrunde, um größere Transparenz für den Vergleich auf Fondsebene zu gewährleisten und Investoren dabei zu helfen, die ESG-Merkmale von Fonds besser zu verstehen und einzuordnen.

Jonas Schneider, Head of Business Development (DACH) bei FE fundinfo sagten dazu: „Diese Analyse bietet faszinierende Einblicke in den deutsche Investmentfonds-Sektor und dessen Exposure gegenüber diversen Branchen. ESG-Investing ist in hohem Maße subjektiv. Und unsere Daten zeigen, dass es in einer modernen Wirtschaft äußerst schwierig ist, bestimmte Branchen zu vermeiden, die sich ihrem Wesen nach nicht mit ESG-Grundsätzen vereinbaren lassen. Darum ist es umso wichtiger, dass Investoren die Daten und Instrumente zum Verständnis von ESG und zur Bedeutung von Ratings an die Hand gegeben werden und dass sie ihre eigene Analyse durchführen, damit sie ihre Anlageinvestitionen exakt ihren Wertvorstellungen anpassen können.“

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