Nachhaltigkeit: Investitionen fokussieren sich auf Klimaschutz

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Wirtschaft und öffentliche Verwaltung in Deutschland investieren laut einer aktuellen Studie beim Thema Nachhaltigkeit derzeit vor allem in den Faktor Umwelt. Konkrete Maßnahmen zur ganzheitlichen Verfolgung von Lieferketten und zur Steigerung des Frauenanteils in Führungspositionen oder der Aus- und Weiterbildungsquote sind seltener. Eine ganzheitlich nachhaltige Wertschöpfung ist somit noch Zukunftsmusik.

Ganzheitlich nachhaltig wirtschaftende Unternehmen und Verwaltungen setzen beispielsweise erneuerbare Energien ein, sorgen für gerechte Arbeitsbedingungen und bekämpfen aktiv Korruption in ihrer Wertschöpfungskette. Sie sind somit auf allen drei Feldern des sogenannten ESG-Modells (Environment = Umwelt, Social = Soziales und Governance = nachhaltige Unternehmensführung) aktiv. 

Das ergibt der Managementkompass Survey von Sopra Steria und dem F.A.Z.-Institut, für den 322 Entscheiderinnen und Entscheider befragt wurden.

Generell sind für die Mehrheit der befragten Führungskräfte alle drei Ebenen wichtig, so die Studie – vor allem in den Konzernen. In der Praxis beschränken sich Aktivitäten häufig auf den Faktor Umwelt. Rund die Hälfte der befragten Unternehmen und Behörden steigert die Nutzung erneuerbarer Energien, reduziert Schadstoffemissionen und arbeitet an einem effizienteren Verbrauch von Material und Energie. Soziale Nachhaltigkeit sowie eine auf Werte ausgerichtete Unternehmenslenkung werden deutlich seltener konkret angegangen. 38 Prozent der befragten Arbeitgeber setzen derzeit beispielsweise Maßnahmen zur Senkung der Unfall- und Krankheitsrate um, in etwa genauso vielen Organisationen laufen konkrete Programme, um mehr Frauen in die Chefetagen zu bringen.

„Es ist nachvollziehbar, dass sich Nachhaltigkeitsaktivitäten derzeit auf die Ökologie und dabei meist auf den eigenen CO2-Fußabdruck fokussieren. Für das Erreichen der Klimaziele gibt es klare Vorgaben, sich zu bewegen, und einen Zeitplan“, sagt Frédéric Munch, Vorstand von Sopra Steria. „Ein Engagement, das nur auf Klimaschutz abzielt, greift allerdings zu kurz. Soziale, ethische und ökologische Anforderungen sollten denselben Stellenwert genießen und gleichermaßen angegangen werden“, so Munch.

Ohne Druck von außen keine Fortschritte

Die Motivation, sich nachhaltiger aufzustellen, schöpft die Mehrheit der Befragten von außen – und oftmals nur als Folge von Gesetzen. Nur ein Viertel hält es für zielführend, wenn Unternehmen absolut freiwillig für eine nachhaltige Wertschöpfung sorgen. Für zwei Drittel ist die Bedeutung des Themas in der Gesellschaft so groß, dass man nicht mehr daran vorbeikommt. In jedem zweiten Unternehmen hat zudem ein kultureller Umbruch eingesetzt. Als Folge werden Investitionen zum Erreichen von Netto-Null-Emissionen priorisiert und entsprechende Projekte mit mehr Budget ausgestattet als noch vor zwei Jahren. Das Risiko abwandernder Kunden oder von Kündigungen der Mitarbeitenden aufgrund mangelnder Nachhaltigkeitsmaßnahmen spielt insgesamt eine geringere Rolle. 

Auffällig ist: Nur wenige Unternehmen investieren in Nachhaltigkeit, um damit Umsatz und Gewinn zu steigern oder Kosten zu senken. In der verarbeitenden Industrie macht sich nachhaltiges Wirtschaften noch am ehesten in den Bilanzen bemerkbar. Jedes vierte Unternehmen sieht langfristig Kostenvorteile, beispielsweise bei der Beseitigung von Folgeschäden. Großunternehmen spüren im Vergleich zum Mittelstand und zu Kleinunternehmen einen deutlich größeren Druck von Seiten der Aktionäre. Eine saubere ESG-Weste wird immer stärker zum Anlagekriterium. 

„In den Führungsetagen muss sich noch stärker das Bewusstsein verankern, dass sich Equal Pay, Diversität, langfristige Unternehmenssteuerung und Ressourcenschonung positiv in den Büchern auswirken und Nachhaltigkeit auch ein recht unbestelltes Feld für innovative Geschäftsmodelle ist. Beim Umdenken müssen somit nicht nur die Mitarbeitenden mitgenommen und sensibilisiert werden, sondern zunächst wir Führungskräfte. Zudem braucht es konkrete Nachhaltigkeits-KPIs, die Auswirkungen auf Gewinn und Verlust darstellen. Ohne diese gibt es keine Transformation“, sagt Sopra-Steria-Vorstand Frédéric Munch.

Digitalisierung als wichtiger Verbündeter für mehr Souveränität

Für dieses Umdenken braucht es neue Ziele, Kennzahlen für die Unternehmensteuerung und neue Instrumente. Ein Instrument sind digitale Technologien. Digitalisierung gilt auf der einen Seite als Nachhaltigkeitsproblem – schließlich verbrauchen Server und Rechner jede Menge Energie und erzeugen Hitze –, auf der anderen Seite als wichtiger Verbündeter, der Maßnahmen erleichtert, Auswirkungen von Maßnahmen analysiert, Transparenz schafft und die Einhaltung von Standards überwacht.

Die logische Konsequenz, dass die Veränderung in Richtung einer nachhaltigen Wirtschaft und nachhaltigen Verwaltung nur mithilfe digitaler Technologien gelingt, wird derzeit unterschiedlich gesehen, so die Studie. 54 Prozent der Befragten teilen die These und sehen in der Digitalisierung einen essenziell wichtigen Helfer für das Erreichen ihrer Nachhaltigkeitsziele. Das gilt in erster Linie für Banken und Versicherer (63 Prozent), in der öffentlichen Verwaltung sind die Befragten skeptischer (42 Prozent).

Das größte Potenzial für den Einsatz digitaler Technologien liegt im Schaffen von Transparenz. Die Hälfte der Befragten bewertet die umfassende Auswertung von Daten als essenziell für das Erreichen von Klimazielen und das Erbringen von Nachweisen bei der Einhaltung sozialer Standards. Angrenzende Technologien wie Internet of Things, Künstliche Intelligenz und Cloud Computing sind als Datenlieferanten, Datenverwerter und als Datenverteiler ebenfalls wichtig. Andere Disziplinen wie Robotic Process Automation, Process Mining und Blockchain stufen weniger Befragte als Schlüsseltechnologien beim Erreichen von mehr Nachhaltigkeit ein, so die Studie, obwohl sie durchaus ihren Beitrag leisten können.

„Nachhaltigkeit bedeutet deutlich mehr als grüner Strom. Nachhaltig wirtschaften heißt auch, sich im Eiltempo auf neue Bedingungen einstellen zu können. Digitalisierung spielt dabei eine zentrale Rolle, weil digitalisierte Unternehmen – und in vielerlei Hinsicht auch die öffentliche Verwaltung – deutlich beweglicher und schneller sind, was den Wechsel ihres Angebots, ihrer Marktgebiete und ihrer Lieferanten angeht“, sagt Frédéric Munch, Vorstand von Sopra Steria.

Über die Studie

322 Entscheiderinnen und Entscheider aus Wirtschaft und Verwaltung zu dem Thema „Nachhaltigkeit durch Digitalisierung“ online befragt. 

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