Nachhaltigkeitsfonds wachsen weiter

Rechner mit ESG-Investing-Einblendung
Foto: PantherMedia
Nachhaltigkeitsfonds sind auf dem Vormarsch.

Als nachhaltige Fonds klassifizierte Produkte legen beim Vermögen sowohl im Bereich Publikumsfonds als auch in der Sparte Spezialfonds zu.

Zum Ende des dritten Quartals 2023 hielten deutsche Anleger Fonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen im Wert von 866 Milliarden Euro. Drei Viertel entfielen davon auf Publikumsfonds. Das Segment der Spezialfonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen ist mit 192 Milliarden Euro zwar deutlich kleiner, zuletzt aber stark gewachsen. Allein im dritten Quartal betrug das Plus rund sechs Prozent. Seit Jahresbeginn waren es sogar über 40 Prozent. Zum Vergleich: Publikumsfonds wuchsen nur um acht Prozent. Hauptgrund für den Zuwachs waren Umklassifizierungen bestehender Produkte. Das Neugeschäft war im dritten Quartal hingegen negativ: Während aus Spezialfonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen per Saldo rund 0,3 Milliarden Euro abflossen, zogen Publikumsfondsanleger netto sogar knapp vier Milliarden ab – vor allem aus Aktien- und Mischfonds.

Ein wesentlicher Baustein nachhaltigen Investierens ist die EU-Taxonomie. Sie klassifiziert wirtschaftliche Aktivitäten anhand ihres Beitrags zu den Klima- und Umweltzielen der EU. Seit Anfang 2023 sind Fonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen verpflichtet, im Rahmen der Jahresberichte auch Informationen zum Portfolioanteil taxonomiekonformer Anlagen bereitzustellen. Per Ende September sind für 44 Prozent der in Deutschland gehaltenen Publikumsfonds mit Nach-haltigkeitsmerkmalen dazu Daten verfügbar. Die Abdeckung wird sich durch die Veröffentlichung weiterer Jahresberichte in den nächsten Monaten erhöhen. Bereits jetzt lässt sich absehen, dass taxonomiekonforme Investitionen in allen Anlagenklassen nur einen kleinen Anteil an den Portfolios ausmachen. Bei vier von fünf Fonds, die Quoten berichten, beträgt er sogar Null – und selbst bei Fonds, die eine positive Taxonomiequote ausweisen, liegt sie im Schnitt bei gerade einmal 2,6 Prozent.

Hauptgrund dafür dürfte sein, dass die EU-Taxonomie noch Stückwerk ist. Rund ein Drittel der nichtfinanziellen Unternehmen im DAX kommt im Geschäftsjahr 2022 auf eine Taxonomiequote von unter einem Prozent. Vor allem Dienstleistungsunternehmen können grundsätzlich keinen wesentlichen Beitrag zu den bislang operationalisierten Umweltzielen „Klimaschutz“
sowie „Anpassung an den Klimawandel“ leisten. Erst in diesem Jahr sind Auslegungshinweise und weitere technische Kriterien veröffentlicht worden, unter anderem für die weiteren Umweltziele „Schutz des Wassers und der Meere“, „Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft“, „Vermeidung von Umweltverschmutzung“ und „Schutz der Biodiversität und der Ökosysteme“. Eine soziale Taxonomie lässt hingegen weiter auf sich warten. Ein Problem bleibt auch die Verfügbarkeit und
Qualität von Unternehmensdaten. Laut einer aktuellen ESMA-Studie aus dem Oktober wurden in 30 bis 40 Prozent der Fälle die Berichte nicht vollständig oder nicht in der vorgeschriebenen Weise befüllt.

Auffällig ist, dass die Taxonomiequoten bei Rentenfonds besonders niedrig liegen, nämlich bei nur 1,7 Prozent. Das liegt auch an der geringen Verfügbarkeit von grünen Anleihen, sodass es kaum Fonds gibt, die sich darauf spezialisiert haben: Ende des dritten Quartals 2023 hielten deutsche Anleger laut BVI-Investmentstatistik nur 46 Produkte mit einem Gesamtwert von rund 1,7 Milliarden Euro. Das entspricht einem Marktanteil von zwei Prozent aller Rentenfonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen. Die vor kurzem verabschiedete EU-Verordnung über Europäische Grüne
Anleihen könnte dem Segment nun Auftrieb verliehen. Sie legt einen freiwilligen Standard für grüne Anleihen von Unternehmen und Staaten fest, die als Europäische Grüne Anleihen im Markt angeboten werden. Diese sollen ihre Emissionserlöse grundsätzlich taxonomiekonform verwenden. Die Verordnung schafft einen hohen Qualitäts- und Transparenzstandard und
lässt eine verstärkte Emission taxonomiekonformer Anleihen erwarten. Erste Effekte sind allerdings frühestens 2025 zu erwarten.

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