Verstärkt das angeschlagene Image der Branche also den Nachwuchsmangel?
Gegenfrage: Warum sollte ein Jugendlicher sich zur Zeit für unsere Branche interessieren? Die Presse und Verbraucherschützer berichten so gut wie gar nicht positiv über unsere Branche. Das Image vom Verkaufen und der Geldgier verstärken diesen Eindruck für potentielle Einsteiger auch noch.
[article_line type=“most_read“]
Wie wirkt sich die fortschreitende Regulierung ihrer Meinung nach auf die Nachwuchsfrage aus?
Ich sehe hier trotz gestiegener Anforderungen eine Chance. Denn wenn die Regulierungsmaßnahmen dazu führen, dass nur noch guter Nachwuchs eingestellt wird, der auf eine langfristige Berufsausübung sowie dauerhafte Kundenbindung ausgerichtet ist, dann hilft das allen Beteiligten. Wenn wir nur noch „die Guten“ suchen, dann kann allein dadurch auch das Image der Branche stark verbessert werden.
Könnte Ihrer Meinung nach eine branchenübergreifende Imagekampagne hilfreich sein, um das Interesse junger Menschen zu wecken?
Ja, ohne Zweifel. Wir müssen die genannten Vorurteile ausräumen und die positiven Seiten unserer Tätigkeit stärker und prägnanter präsentieren. Die Möglichkeit, selbständig und ausschließlich im Kundeninteresse tätig zu sein, sind doch allein zwei unfassbar gute Argumente für einen Berufseinstieg.
Was könnten geeignete Maßnahmen sein, um Nachwuchs zu rekrutieren?
Wir müssen für guten Nachwuchs klare Perspektiven schaffen. Das „hire-and-fire-Recruiting“ von gestern funktioniert zum Glück nicht mehr. Gute Köpfe wollen wissen, wo die Reise hingehen kann. Dazu gehören berufliche Perspektiven, die mit berufsbegleitenden Weiterbildungen – bis zum Master-Abschluss – flankiert werden müssen.
Der Vorteil für die Unternehmer: Mitarbeiter in Weiterbildungsmaßnahmen wechseln signifikant weniger ihren Arbeitgeber und bleiben somit deutlich länger im Unternehmen. Außerdem steigt die Leistungsfähigkeit schon innerhalb der Qualifikationsphase deutlich an.
Interview: Julia Böhne
Foto: Christof Rieken