Wohlstand für alle durch Kapitalbeteiligung ist möglich.
Kolumne: Hans-Jörg Naumer, Allianz Global Investors
Dazu ein Rechenexempel: Es wird unterstellt, ein Sparplan auf deutsche Aktien, wie er vom Dax beispielhaft repräsentiert wird, wäre seit 1976 steuerlich gefördert worden, zum Beispiel indem die Kursgewinne wie Dividenden von der Steuer befreit worden wären. Ein Beschäftigter hätte dann monatlich damals 50 D-Mark (heute also etwa 25 Euro) in diesen geförderten Sparplan eingezahlt.
Einzahlungen mehr als verfünffacht
Der Beschäftigte, der von Anfang an dabei war, alles reinvestiert hat und gegebenenfalls das entstandene Vermögen weitervererbt hat, hätte im Lauf der Jahre knapp 15.000 Euro eingezahlt. Stand heute würde er über 83.000 Euro an Kapital verfügen. Die Risikoprämien, die reinvestierten Dividenden und der Zinseszinseffekt sind die Treiber hinter diesem Vermögensaufbau. Dabei wurde unterstellt, dass alle zehn Jahre der Sparbeitrag pro Monat um fünf Euro erhöht wurde, um die Inflationsentwicklung annähernd auszugleichen aber auch um den steigenden Löhnen Rechnung zu tragen. Gesamtwirtschaftlich wären gut 1,7 Billionen Euro über die Jahre zusammengekommen. Rein von der Größenordnung her betrachtet: Die aktuelle Marktkapitalisierung des Dax betrug Ende 2013 etwas mehr als eine Billion Euro.
Das Ergebnis kommt zustande, wenn die jährlich von einem Beschäftigten eingezahlten Beiträge mit der Anzahl der zu diesem Zeitpunkt insgesamt Beschäftigten multipliziert werden und die sich daraus ergebenden Einzahlungen mit der durchschnittlichen Rendite vom jeweiligen Jahr bis Ende 2013 mit der Dax-Rendite aufgezinst und addiert werden. Bei den Rentnern der jeweiligen Jahrgänge wurde unterstellt, dass sie ihr angespartes Kapital bei Renteneintritt entnehmen. Die Neurentnerquote wurde aus den Daten des Statistischen Bundesamtes mit sechs Prozent der Beschäftigten gemittelt.
Natürlich ist dies eine sehr vereinfachende Betrachtung. Aber sie zeigt, was die Förderung von Kapitalbeteiligung über die Zeit leisten kann.
Auch mit Kapitalentnahmen resultieren überzeugende Ergebnisse
Selbst wenn Kapitalentnahme unterstellt wird, ist die Wirkung der Mitarbeiterbeteiligung ebenfalls erstaunlich: Angenommen, von der Rendite der einzelnen Anlageperioden wären nur 60 Prozent in die Wiederanlage geflossen und 40 Prozent wären entnommen worden – was ziemlich genau dem Dividendenanteil an der Gesamtperformance des Dax entspricht – so würde jemand, der seinen Sparplan 1976 gestartet hätte, heute immer noch über ein Vermögen von gut 37.000 Euro verfügen, und er hätte sich in der Zwischenzeit Jahr für Jahr der Dividenden erfreuen können.
Alle Beschäftigten insgesamt würden dann immer noch über 821 Milliarden Euro verfügen – das sind 80 Prozent der Marktkapitalisierung der 30 Dax-Werte. Zum Vergleich: Aktuell halten private wie institutionelle Investoren im Inland zusammengenommen nur 18 Prozent des Dax.
Die Berechnungen zeigen: „Kapitalbeteiligung im 21. Jahrhundert“ heißt das Gebot der Stunde.
Autor Hans-Jörg Naumer schreibt als Kolumnist im Cash.-Magazin über aktuelle Themen der Kapitalmärkte. Naumer ist Global Head of Capital Markets & Thematic Research bei Allianz Global Investors (AGI), Frankfurt.
Foto: Allianz Global Investors