Dies gilt insbesondere für Deutschland, das abhängiger vom globalen Handel ist als die meisten anderen Länder. Die PMIs gelten als wichtiger Frühindikator für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung und deuten deswegen an, wie es mit „Corporate Germany“ im kommenden Jahr weiter geht.
Eine Wiederwahl Trumps wäre wohl für sich genommen schon eine Belastung für den konjunkturellen Ausblick Deutschlands gewesen. Doch durch den „Red Sweep“, also die Mehrheit der Republikaner in beiden Kammern des Kongresses, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Trump seine Agenda in großem Umfang durchsetzt, noch größer. Für Deutschland bedeutet das schlicht: noch höhere Risiken.
Die PMI-Zahlen am Freitag werden aber voraussichtlich auch für die gesamte Eurozone negativ ausfallen. Der Gesamteinkaufsmanagerindex für den Währungsraum stand im Oktober mit einem Wert von 50 genau zwischen Expansion und Schrumpfung. Nun ist er wahrscheinlich in den Bereich unter 50 gefallen, der eine Schrumpfung anzeigt.
Tritt der Zollschock ein, trifft er Deutschland voraussichtlich stärker als den Euroraum. Einzelne Länder in der Währungsunion wie etwa Spanien, das weniger von den USA als vom innereuropäischen Handel abhängt, könnten sogar relativ ungeschoren davonkommen. Wir rechnen grundsätzlich damit, dass das verarbeitende Gewerbe stärker leiden dürfte als der Dienstleistungssektor, dessen Leistungen viel weniger bis gar nicht von Zöllen betroffen wären.
Spiegelbildlich zur Entwicklung in Europa dürfte allerdings der US-Gesamteinkaufsmanagerindex, der im Oktober bereits mit einem Wert von 54,1 klar im Expansionsbereich lag, noch weiter gestiegen sein.
Insgesamt werden wohl in den kommenden Wochen und Monaten die meisten Konjunkturindikatoren das bereits heute klar stärkere Wachstums-Momentum in den USA noch mehr unterstreichen als bisher schon. Die Wirtschaft in den USA läuft, und Trumps Politik beschleunigt diesen Trend erst einmal noch weiter. Ob er damit eine nachhaltige Dynamik in Gang setzt oder ein Strohfeuer entzündet, bleibt abzuwarten – ein nach und nach wieder steigender US-Inflationstrend könnte jedenfalls ein wichtiger Faktor werden, der den Gegenwind anfacht.
Über den Autor: Robert Greil ist Chefstratege bei der Privatbank Merck Finck, die zur europaweit agierenden Quintet Private Bank gehört. An dieser Stelle gibt der Experte regelmäßig seine Einschätzung zu kommenden Marktentwicklungen.