Nach der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl sind viele Investoren erleichtert. Auch Neuberger Berman sieht die Zukunft des alten Kontinents eher positiv. Dies liegt auch an den sich aufhellenden Konjunkturaussichten. Gastkommentar von Andrew Wilmont, Neuberger Berman
Die Entscheidung, eines Großteils der Franzosen im ersten Wahlgang für den Zentrumspolitiker Emmanuel Macron zu stimmen, wird von den Märkten mit einiger Erleichterung begrüßt. In der Tat sprang der Euro auf ein Fünf-Monats-Hoch und Renten- und Aktienmärkte erholten sich. Jedoch wird Marine Le Pen auf dem zweiten Platz Investoren weiter in Atem halten, so dass das Ergebnis der zweiten Runde am 7. Mai mit Spannung erwartet wird. Der sozialistische Kandidat Jean-Luc Mélenchon erlebte einen späten Stimmenzuwachs, doch es reichte nur, um ihn auf den vierten Platz zu heben, nach dem konservativen Anwärter Francois Fillon, der Dritter wurde.
Starke Schwankungen möglich
Wie wir im Vorfeld der niederländischen Wahl sahen, werden europäische Staatsanleihen und riskantere Anlagen in Europa in den nächsten zwei Wochen wohl voraussichtlich etwas sprunghaft sein. Auch bei Währungen kann eine gewisse Volatilität – zumindest kurzfristig – auftreten.
Grundsätzlich bleibt unser Basis-Szenario aber optimistisch: Europa genießt eine allmähliche Erholung, unterstützt durch kontinuierliches Wachstum, niedrige Zinsen, eine unterbewertete Währung und einen langsamen Anstieg beim Vertrauen der Unternehmer und der Verbraucher. Insgesamt bevorzugen wir europäische Aktien gegenüber Anleihen und in den Anleihemärkten bevorzugen wir Unternehmens- gegenüber Staatsanleihen. Allerdings bergen die französischen und deutschen Wahlen das Risiko, dass die Stimmung ins Negative kippt und so die Erholung entgleisen lässt. Außerdem wird auch die vor kurzem angekündigte Wahl in Großbritannien, die am 8. Juni stattfindet, von den Märkten aufmerksam beobachtet werden, ob es Anzeichen für eine Aufweichung der Haltung des Landes zum Brexit gibt.
Optionsstrategien bieten Chancen
Vor diesem Hintergrund möchten Anleger sich womöglich näher mit Volatility-Capture-Strategien befassen: Dazu gehören etwa verschiedene Währungsstrategien und auch Index-Optionen, die eine gewisse Absicherung bieten (wenn auch mit begrenztem Aufwärtspotenzial) und genutzt werden, um Einnahmen zu generieren.
Andrew Wilmont ist Senior Portfolio Manager bei Neuberger Berman, London
Foto: Neuberger Berman