Die BBE Handelsberatung hat in Kooperation mit MB-Research die aktuellen Kennziffern zu Einzelhandelszentralität, Einzelhandelsumsatz und -kaufkraft 2020 veröffentlicht. Die Erhebung umfasst alle Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern in Deutschland. Im Ergebnis bietet sich ein nüchterndes Bild für die deutschen Großstädte.
Während der Einzelhandelsumsatz pro Kopf in den sieben größten Städten zurückging, sank die Zentralitätsziffer in vier von sieben und die Umsatzkennziffer in fünf von sieben Standorten. Zum ersten Mal wurden auch Zahlen erhoben, die den Einfluss von Kaufkraftabflüssen für den lokalen stationären Einzelhandel durch E-Commerce quantifizieren.
„2020 ist durch den historischen Sondereffekt Corona zwar nur schwer mit den Vorjahren vergleichbar, dennoch bieten die vorliegenden Zahlen interessante Erkenntnisse zur Auswirkung der Pandemie auf den Einzelhandel, aufgeschlüsselt nach Gemeinden, Kreisen und Bundesländern“, erklärt Markus Wotruba, Leiter Standortforschung von der BBE Handelsberatung, und ergänzt: „Besonders stolz sind wir auf die methodologisch anspruchsvolle Bezifferung von Kaufkraftabflüssen für lokale stationäre Einzelhändler durch Online-Bestellungen. Damit sind die Datensätze noch ein Stück unverzichtbarer geworden für engagierte Stakeholder vor Ort.“
München verteidigt Spitzenplatz bei Pro-Kopf-Umsatz und Kaufkraft
Die bayerische Landeshauptstadt liegt mit 8.658 Euro wie im Vorjahr mit deutlichem Abstand im Einzelhandelsumsatz pro Kopf vor dem zweitplatzierten Düsseldorf (8.025 Euro) und Stuttgart auf Platz drei (7.777 Euro).
Die aus dem Einzelhandelsumsatz abgeleitete Umsatzkennziffer, die den lokalen Umsatz in Relation zum Deutschland-Durchschnitt (indiziert als 100) setzt, kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Auch hier liegt München unter den sieben größten deutschen Städten mit einem Wert von 146,2 klar vorne, gefolgt von Düsseldorf mit 135,6 und Stuttgart mit 131,4. Berlin mit 104,3 schneidet am schwächsten unter den sieben Großstädten ab, liegt aber dennoch klar über dem Bundesschnitt. Im Jahresvergleich hat München seine Stellung sogar noch ausbauen können (von 145,8), während Düsseldorf und Stuttgart sich verschlechtert haben (137,7 respektive 134,1).
Großstädte binden weniger Kaufkraft – Menschen kaufen mehr online und lokal
Hinsichtlich der Zentralitätskennziffer, die angibt, ob ein Standort von außerhalb mehr Kaufkraft bindet als er an andere Städte verliert, ergibt sich ein gemischtes Bild. Während Stuttgart (118,2) und Düsseldof (118,1) Platz eins respektive zwei verteidigen können, verlieren beide im Jahresvergleich leicht (von 120,3 respektive 119,4). Köln, München und Hamburg hingegen können ihr Ergebnis aus 2019 leicht verbessern auf nun 116,4 (Köln), 115,5 (München) und 114,2 (Hamburg). Alle sieben Großstädte weisen wie im Vorjahr eine Zentralitätskennziffer von mehr als 100 auf, womit sie trotz Corona mehr Kaufkraft aus dem Um- und Ausland anlocken, als sie im Gegenzug verlieren.
Erstmals gesondert erhoben wurde in diesem Jahr auch die sogenannte Kaufkraftbindungsquote, die darüber hinaus auch Kaufkraftabflüsse durch den E-Commerce integriert. Bei diesem Parameter erzielen vier Großstädte einen Wert von mindestens 100, wobei sich Düsseldorf und Stuttgart mit jeweils 102 den Spitzenplatz teilen. Hamburg (99), Berlin (95) und Frankfurt (93) weisen hier die größten Kaufkraftabflüsse für den lokalen stationären Einzelhandel auf.
„In den kommenden Jahren wird es spannend sein zu sehen, wie stark sich Corona auf den E-Commerce ausgewirkt hat – und wie nachhaltig dessen Bindung von Kaufkraft sein wird“, so Wotruba.