Neue Normalität

Seit Februar beschäftigt uns die Corona-Krise, mit steigender Intensität. Die Folgen: dramatisch. Heftig abstürzende Börsen, steigende Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit in großem Stil und in der Nachbetrachtung ein Einbruch der Wirtschaftsleistung nahe zehn Prozent. Editorial von Frank O. Milewski, Cash.-Chefredakteur

Gern wird in solchen Fällen die ruhige Hand bemüht, mit der man Krisen wie die Corona-Pandemie abwettern soll. Leichter gesagt als getan, denn es war und ist nach wie vor ein nie dagewesener Ausnahmezustand, der viele Deutsche vor eine enorme psychische Belastungsprobe stellt. Nicht zu wissen, ob und wie es weitergeht – wirtschaftlich und gesundheitlich. Schnell wurden auch Erinnerungen an die Anschläge auf das World Trade Center in New York oder die Finanzkrise 2008/2009 wach.

Damals wollten sich nur noch wenige Menschen mit Aktien, Fonds, Börse oder überhaupt mit dem Thema Kapitalanlage beschäftigen. Es dauerte sehr lange, bis sich nach den jeweiligen Ereignissen wieder eine Normalität einstellte. Das scheint diesmal anders zu sein. Schon wenige Wochen nach dem heftigen Börsenabsturz kam es zu einer ebenso ausgiebigen Gegenreaktion. Vielen Anlegern war klar, es macht keinen Sinn, den Kopf in den Sand zu stecken. Sie müssen die Realität anerkennen. Das haben auch die Finanzdienstleister getan. Sehr schnell wurde der Hebel umgelegt, die Beratung der Kunden kurzerhand in die virtuelle Welt verlagert.

Gar nicht so wenige Erfolgsmeldungen

Eine ganze Reihe von Kritikern, die am Erfolg eines solchen Strategiewechsels gezweifelt hatten, musste ihren Irrtum erkennen. Natürlich, auch Maklerpools erlebten in bestimmten Bereichen Einbrüche. Umsatzziele mussten nach unten korrigiert werde, Quartalszahlen wurden verfehlt. Allerdings längst nicht in dem Ausmaß, wie zu Beginn der Pandemie vermutet. Im Gegenteil: Es gab auch Erfolgsmeldungen und gar nicht so wenige. Oft erkannten Vermittler, dass sie etwa mit Hilfe von Videochats und anderen digitalen Tools sogar mehr Umsatz schreiben konnten, und dass bei geringeren Kosten – monetär und zeitlich.

Sicherlich wird auch wieder die Zeit kommen, in dem sich Berater und Kunde physisch gegenüber sitzen. Gerade im Neugeschäft ist dies vermutlich unumgänglich, um zunächst eine Vertrau- ensbasis zu schaffen. Die hybride Beratung – also persönlich und digital – wird vermutlich zukünftig aber ein Teil der neuen “Normalität” sein und auch bleiben.

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