Herr Wilder, Ihre erste größere Geldanlage – erinnern Sie sich?
Wilder: Ja, das war 1980. Damals studierte ich noch Holzwirtschaft an der Uni Hamburg. Neben meinem Studium eröffnete ich in Dänemark 1977 das erste dänische Windsurfzentrum – Windsurfing Danmark. Im Januar 1980 kaufte ich dann auf der Insel Falster einen alten Kaufmannsladen direkt am Strand. Ich hatte ein halbes Jahr vorher von einem Onkel eine kleine Summe geerbt. Sie reichte gerade, um die zehnprozentige Anzahlung zu hinterlegen. Ich wagte mit 28 den Sprung ins kalte Wasser. Gewerbeobjekte durfte man in Dänemark damals als Ausländer kaufen, Sommerhäuser allerdings bis heute immer noch nicht. Ich wandelte den Lebensmittelladen in ein Sportgeschäft um und hatte mit dem Betreiberhaus auch gleichzeitig noch mein erstes eigenes Wohnhaus. Wenn man jung ist, denkt man, dass es ewig dauern wir, den Rest der Hypothek plus Zinsen zurückzuzahlen. Und die Zinsen waren damals immerhin um die acht Prozent. Doch auf einmal sind 25 Jahre vorbei und man ist schuldenfrei.
Hat sich das Investment rentiert?
Wilder: Auf jeden Fall. Im Laufe der Jahre habe ich das dazu gehörige Wohnhaus eigenhändig renoviert und in eine Luxusvilla verwandelt. Im Januar 2019 habe ich das Objekt wiederum an einen deutschen Investor verkauft. Der finanzielle Gewinn war hoch. Auch die Vermietung des Objekts als Ferienhaus war jahrelang sehr ertragreich. Aber für mich viel wichtiger war der Luxus, in 80 Metern Entfernung zum schönsten Strand Dänemarks zu wohnen und eine unvergesslich schöne Zeit dort zu erleben. Es war für meine Frau und mich jahrelang der ideale Rückzugsort. Und dieses Glück kann man nicht mit Geld aufwiegen. Ja, es hat sich mehr als gelohnt.
Doch muss eine Immobilie nicht immer gewinnbringend sein. 2007 kauften Christine und ich in Panama in der Altstadt Casco Viejo eine Altbauwohnung. Eigentlich eine sehr empfehlenswerte und sichere Investition, denn die Grenzen einer Altstadt sind ja durch ihre Historie festgelegt und sie wird nicht größer. Wenn die Altstadt dann mal renoviert ist, gehen die Preise in der Regel immer nach oben. Panamas Altstadt war sogar als „Unesco Heritage“ deklariert. Wir haben im Zeitraum von 2007 bis 2010 dann viel Liebe und Fleiß in die Renovierung gesteckt. 2008 überraschte uns die Finanzkrise und obwohl die Wohnung im „Agenda“, dem besten Lifestyle-Magazin Panamas, über acht Seiten wunderschön bebildert und als „Absolut lounge“ hoch gelobt und gepriesen wurde, war der Immobilienmarkt am Boden. 2011 konnten wir das Objekt dann endlich ohne Gewinn wieder abstoßen. Wir waren einfach nur heilfroh, unser investiertes Geld wieder zu haben. Insofern hat es sich zwar nicht finanziell gelohnt, aber es war ein wildes Abenteuer, das wir heute nicht missen möchten. Fazit: Nichts ist im Leben sicher.
Worin investieren Sie heute?
Wilder: 1998 kaufte ich ein wunderschönes Grundstück oberhalb des Missouris hier in Montana und baute darauf ein Haus. Als Schauspieler hat man ja zwischen den Drehs viel Zeit und ich nutzte meine handwerklichen Fähigkeiten und baute mir zwei Jahre lang das Haus, von dem ich immer geträumt hatte. Dann traf ich meine Kollegin und heutige Ehefrau Christine Mayn. Seit 2010 war ich jedes Jahr in den Wintermonaten als „Doc Sander“ auf den Weltmeeren unterwegs und drehte „Das Traumschiff“ für das ZDF. Seit über 30 Jahren lebe ich in den USA und versteuere hier auch meine Einnahmen. 2010 hat unser Freund und Steuerberater Tom Morrison uns mit einem wunderbaren älteren Finanzberater bekannt gemacht: Phil Bird. Phils Rat an uns war damals, jährlich in einen sogenannten „401 K“-Pensionsfonds einzuzahlen. Das sparte sofort jedes Jahr Steuern. Und erst ab 70 muss man sukzessive die in der Zwischenzeit steuerfrei angewachsenen Ersparnisse rausnehmen. Und im Alter ist der Steuersatz ja meist niedriger, denn man arbeitet nicht mehr. Man schaut nie so richtig drauf auf diesen Fonds und ist dann aber doch positiv überrascht, wie sich das Geld in all den Jahren vermehrt hat. Von 1997 bis 2010 war ich in Deutschland die Werbefigur „Herr Kaiser“. Das macht einen sicherlich nicht zu einem Finanzgenie. Aber die Zeit damals hat mich gelehrt, zuzuhören und gute Ratschläge anzunehmen.
Phils zweiter Rat damals war, und der war der beste, in uns selbst zu investieren. In den Monaten Mai bis Oktober hatten wir dann Zeit, hier in Montana unseren Traum zu verwirklichen. 2010 entschieden wir uns gemeinsam, an diesem magischen Platz und in dieser wunderschönen Natur etwas zu erschaffen, das seinesgleichen sucht. Wir fingen an, ein Gästehaus zu bauen, um diesen wunderbaren Ort nicht nur mit anderen zu teilen, sondern auch daran zu verdienen. Dieser Prozess dauerte geschlagene acht Jahre, in denen wir in aller Ruhe alle unsere Vorstellungen verwirklichen konnten: Heute steht hier das „Ting“, eine Anlage auf Fünf-Sterne-Niveau, in die man sich für 500 Dollar die Nacht wie in einem luxuriösen Resort einmieten kann. Allerdings mit einem großen Unterschied: Man ist der einzige Gast. Gerade auf Grund der Corona- Pandemie zeigt sich, dass wir mit der damaligen Entscheidung genau richtig lagen. Viele suchen trotzdem den Luxus, aber möglichst dort, wo ein entsprechendes „social distancing“ möglich ist. Hier bei uns im „Ting“ ist man auf 16 Hektar extremst isoliert und hat von einem 30 Grad warmen Swimming-Pool und einer Boccia-Bahn bis hin zu einer kleinen Golfanlage und vielen anderen Annehmlichkeiten so ziemlich alles, was das Herz begehrt. Inklusive dem Abenteuer Montana. Unsere Bauinvestition können wir über 27,5 Jahre gegen die Mieteinnahmen absetzen. Somit leben wir an einem der schönsten Orte auf dieser Erde, haben die interessantesten Gäste und genießen jeden Tag die gesunde Luft und die atemberaubende Natur. Ja, dieses Investment rentiert sich Tag für Tag mehr.
Mit Anlageberatung oder ohne?
Wilder: Auf jeden Fall mit. Das würde ich auch jedem raten. Es sei denn, man ist selbst eine Finanzgenie und kennt sich sehr gut aus. Man muss aber in seinen Anlageberater auch viel Vertrauen haben. In unserem Fall ist es ein guter Freund, Dan Sullivan, dessen Vater schon erfolgreicher Finanzberater war. Dan entscheidet sehr konservativ. Das ist uns sehr wichtig. Er kennt unsere Vorstellungen und finanziellen Ziele sehr genau. Doch am Ende des Tages ist nichts sicher im Leben, wie man ja gerade sieht. Die Märkte sind sehr volatil. Je älter man ist, desto konservativer sollte man investieren. Und vor allem immer auf sein Bauchgefühl vertrauen.
Das Gespräch führte Kim Brodtmann, Cash.
Nick Wilders Autobiografie „Hallo, Herr Kaiser! Das Leben ist wilder als man denkt“ erscheint Anfang Dezember im In Farbe und Bunt Verlag.
Hören Sie auch unser Interview mit Nick Wilder im neuen Cash. Podcast „Die Zwei & Dein Geld“.