In Europa ist der Markt für Hochzinsanleihen derzeit stabil. Allerdings könnten politische Unsicherheiten für Schwankungen sorgen.
Daher sollten Investoren im Jahr 2017 verstärkt auf Anleihenselektion setzen, sagt Mike Della Vedova, Portfoliomanager der European High Yield Bond Strategie von T. Rowe Price. „Politik und Geldpolitik könnten den eigentlich robusten Markt für europäische Hochzinsanleihen aus dem Tritt bringen. Wir denken daher, dass eine kluge Anleihenselektion 2017 die wichtigste Quelle absoluter und relativer Erträge sein wird“, erklärt er. Die technischen Faktoren seien gut, und auch die Europäische Zentralbank (EZB) sorge derzeit für Unterstützung. Allerdings könnten die Wahlen in Europa, die Brexit-Verhandlungen und die Entwicklung in China die Marktteilnehmer im Jahresverlauf verunsichern. „Zudem haben die Märkte einen Erfolg der Politik Donald Trumps eingepreist. Wir beobachten daher genau, wie die Umsetzung der angekündigten Maßnahmen vonstattengeht“, so Della Vedova.
Niedrige Ausfallquoten, stabiles Emissionsvolumen
Der Anleihe-Experte rechnet im laufenden Jahr mit weiterhin niedrigen Ausfallquoten, während das Volumen der Neuemissionen gegenüber 2016 nur wenig abfallen könnte. „Der Markt dürfte in diesen Wochen so richtig in das neue Jahr starten. Investoren sollten das Emissionsgeschehen nun genau beobachten, denn das hochqualitative BB-Segment, das den Anfang macht, wird die Richtung für die anderen Segmente des Marktes weisen“, erläutert Della Vedova. Dabei komme es auch auf das Timing an. Das gelte aufgrund der bald beginnenden Brexit-Verhandlungen insbesondere bei Emittenten aus dem Vereinigten Königreich.
Ob die Kapitalflüsse im Markt für Unterstützung sorgen oder nicht, sei vor allem von der Geldpolitik abhängig. Zwar habe der Wahlsieg Donald Trumps für eine Rotation von Anlagekapital aus den Anleihe- in die Aktienmärkte gesorgt. „Das High-Yield-Segment hat sich jedoch bislang gut gehalten, denn viele Marktteilnehmer erwarten, dass die Wachstumspolitik auch für eine Verlängerung des Kreditzyklus sorgen könnte“, beobachtet Della Vedova. Dies könnte sich allerdings ändern, wenn die US-Notenbank Fed den Rhythmus zukünftiger Zinsschritte weiter verschärfe. Die Europäische Zentralbank (EZB) dagegen sorge vorerst weiter für ein unterstützendes Umfeld in Europa. Die lockere Geldpolitik sei jedoch an die Belebung der Inflation gekoppelt. „Anleger sollten daher ein Auge auf die Inflationsentwicklung in der Eurozone haben“, so der Experte.
Politik sorgt für Risiken und Chancen
Die größten Risiken seien derzeit die anstehenden Wahlen in Frankreich, Deutschland und den Niederlanden sowie der Verlauf der Brexit-Verhandlungen. Zudem blieben Kapitalabflüsse aus China wie schon 2016 ein wichtiger Einflussfaktor. „Jede dieser Entwicklungen könnte für Volatilität und eine größere Risikoaversion an den Märkten sorgen – und die europäischen High-Yield-Märkte reagieren für gewöhnlich sehr sensibel auf Veränderungen des Marktsentiments“, gibt Della Vedova zu bedenken.
Trump zum Erfolg verdammt
Mögliche Unterstützung für die europäischen Märkte könnte dagegen aus den USA kommen. Denn derzeit sei ein Erfolg der Politik des neuen US-Präsidenten eingepreist. „Die Märkte glauben an Donald Trump und bevorzugen US-amerikanische Anleihen. Allerdings ist noch nicht klar, in welchem Maße, in welcher Geschwindigkeit und mit welchem Erfolg die Ankündigungen auch in die Tat umgesetzt werden – und davon könnte abhängen, welche Region 2017 die Nase vorne hat“, erklärt Della Vedova. (tr)
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