Niedrigzinsphase: Fortwährende Momentaufnahme

Und im nächsten Jahr, wenn das neue EU-Finanzregime Solvency II in Kraft tritt, werden klassische Lebens- und Rentenversicherung noch stärker unter Druck geraten. Denn die in den Verträgen hinterlegten Garantieversprechen müssen künftig von den Versicherern verstärkt mit Eigenkapital unterfüttert werden.

Die EU will dadurch das Ausfallrisiko der teils erst viele Jahrzehnte später fällig werdenden Garantien mindern. Derzeit arbeiten die Versicherer verstärkt an Produkten, bei denen der Kunde das Kapitalmarktrisiko trägt.

„Die neuen Produkte werden weniger oder gar keine Garantien mehr beinhalten“, prognostiziert Dr. Carsten Zielke, Gründer von Zielke Research Consult in Aachen. Das werde dem Kunden zunächst nicht gefallen, so Zielke, „doch mit einer entsprechenden Aufklärung sollte ihm klargemacht werden, dass dann auch die Renditeerwartungen höher sind“.

Versicherer „verfolgen zwei Strategien“

Berater-Kollege Christian Mylius beobachtet, dass die Versicherer derzeit „zwei Strategien verfolgen: Rückzug versus Festhalten an klassischen Produkten, wobei immer häufiger ein Rückzug zu beobachten ist“.

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Die Versicherer, die sich von der klassischen Lebensversicherung oder zumindest von bestimmten Teilen wie auch Riester verabschiedeten, versuchen Mylius zufolge, „einerseits neue innovative Konstrukte ohne oder mit veränderter Garantielogik in den Markt zu bringen. Andererseits wird dies meistens begleitet von einer ‚Biometrieoffensive‘“.

Damit verknüpften die Anbieter die Hoffnung, erklärt der Berater, Teile des wegfallenden Geschäfts zu kompensieren. „Aus unserer Sicht ist dieser zweite Weg jedoch nicht unmittelbar ein ‚Heilsbringer‘“, betont Mylius, denn die Wettbewerbsintensität in der Biometrie sei schon „extrem hoch“, da bereits ein Großteil der Marktteilnehmer diesen Weg einschlagen würde.

„Shift“ in der Produktstrategie

Zudem müsse der Vertrieb die neuen Produktkonzepte erst verstehen, bis sich dies in positiven Absatzzahlen widerspiegele. Allerdings könne ein solcher „Shift“ in der Produktstrategie gelingen, wenn der Versicherer Ausdauer und Geduld besitze und nicht bei den ersten sinkenden Absatzzahlen nervös werde. Erste positive Beispiele im Markt zeichneten sich zumindest ab, resümiert Mylius.

Die gleiche Schlussfolgerung ließe sich zum Kapitalanlagemanagement der Gesellschaften ziehen: So gehen einige Häuser vergleichsweise forsch, das heißt risikoorientierter, in der Kapitalanlage vor als andere – und haben damit Erfolg.

Seite drei: „Flucht nach vorn“

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