5.500 Fachbesucher kamen am 9. März zur MMM-Messe ins MOC München – zum persönlichen Austausch und um die zahlreichen Möglichkeiten zur Information und Weiterbildung wahrzunehmen. Dabei konnten rund 100 Fachvorträge besucht werden – 40 davon waren IDD-konform. Neben zahlreichen Programmpunkten zu verschiedenen Themenfeldern zogen die Star-Redner Gregor Gysi, Uli Hoeneß und Julian Reichelt die Besucher an. Cash. sprach auf der Messe mit Fonds-Finanz-Chef Norbert Porazik.
Wie ist die MMM in diesem Jahr verlaufen, können Sie schon eine Bilanz ziehen?
Porazik: Ich bin sehr zufrieden mit der Messe, wir haben mehr Besucher denn je. Ich blicke in sehr viele glückliche und vor allem auch junge Gesichter. Wir haben es geschafft, viele junge Besucher zu gewinnen. Auch die Ausstellung ist sehr gut besucht – die Veranstaltung wird aus vielen Gesichtspunkten ein absoluter Rekord.
Welche Themen bewegen die Besucher in diesem Jahr besonders?
Porazik: Es ist immer wieder die Zuwanderung der Maklerschaft aus anderen Bereichen, das bewegt die Makler. Zudem natürlich Themen wie ESG (Environmental, Social and Governance) und CSR (Corporate Social Responsibility) und die Auswirkungen auf die Produkte und die Produktauswahl. Und natürlich unsere Party heute im P1 (lacht).
Wie weit sind die Makler denn in Bereich ESG?
Porazik: Bei den Finanzanlagen sind vor allem die Kunden einfach noch nicht so weit, wie man sich das wünschen würde und der Druck muss vom Kunden kommen. Das erreichen wir natürlich durch weitere Aufklärungsarbeit, aber die Kunden müssen es wirklich wollen. Wir bieten vielfältige Unterstützungsmaßnahmen und sind auch in der Firma sehr nachhaltig. Wir haben mit Letsact eine eigene Firma nur für Nachhaltigkeit gegründet. Wir haben ein eigenes ESG-Team. Wir sind also sehr zufrieden mit unseren eigenen Taten, aber sind da wahrscheinlich auch in der Branche weit vorne.
Denken Sie, dass die Konsolidierung im Maklermarkt sich weiter fortsetzt?
Porazik: Ich denke, die Konsolidierung ist inzwischen am Ende angelangt. Der Markt ist verteilt und es gibt eigentlich keine großen Player mehr, die noch „konsolidierungsfähig“ wären. Wir haben nichts mehr vor. Aber wissen kann man es nie.
Sie haben in der Vergangenheit IT-Anbieter wie DEMV und FKS zugekauft – ermöglicht durch ihren Investor Hg Capital. Sehen Sie an dieser Stelle noch Potenzial für Zukäufe?
Porazik: Von den Übernahmen sind wir fertig, aber wir haben noch nicht alles perfekt miteinander verknüpft. Wir können die Makler Stand heute schon stark unterstützen und Verwaltungsaufwand reduzieren. Aber wir wollen noch viel viel besser werden und arbeiten hart daran. Wir wollen die Makler zunächst dazu bringen, „Professional Works“ zu nutzen, das ist das Maklerverwaltungstool der DEMV. Denn dort ist bereits viel integriert an Unterstützungsmaßnahmen für die Vermittler. Digitalisierung bedeutet für uns aber zudem die Finanzanalyse drumherum, der Online-Abschluss, die Vergleichsprogramme und vieles mehr. Wir wollen das alles in einer Plattform abbilden, perfekt miteinander verknüpft mit allen Daten und Dokumenten der Kunden.
Das Gespräch führte Nadine Wiesenthal, Cash.
Sollten sich die Makler aus Ihrer Sicht stärker mit Digitalisierung beschäftigen?
Porazik: Da kann der Makler sich auf uns verlassen. Wir übernehmen die Digitalisierungsaufgaben der Makler. Wir sorgen dafür, dass er die richtigen Daten und Dokumente zur richtigen Zeit in den richtigen Tools hat. Unsere Vision ist ja der Makler braucht drei Sachen: eine Gewerbeanmeldung, einen internetfähigen Computer und die Anbindung an uns. Alles andere ist seine Beratung.
Aus Brüssel gibt es Signale für ein mögliches Provisionsverbot? Für wie wahrscheinlich halten Sie, dass das auch kommt?
Porazik: Im Investmentbereich halte ich es für extremste unwahrscheinlich. Im Versicherungsbereich halte ich es eigentlich für ausgeschlossen. Ich glaube nicht, dass es dafür im Europäischen Parlament eine Mehrheit gibt. Deshalb wird es nicht kommen – das ist meine Einschätzung.
Viele große Versicherer ändern derzeit ihre Vertriebsstrukturen hin zu einer verbesserten Betreuung von Maklerpools, aber dafür werden kleinere Makler künftig weniger eng betreut. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Porazik: Für die Versicherer bedeutet es Kostenersparnisse und hilft die Prozesse zu optimieren. Das ist auch für die Makler gut, wenn Prozesse beschleunigt werden. Wir sagen ja, alles kann nichts muss. Der Makler kann ja weiterhin mit seinem Maklerbetreuer vor Ort arbeiten oder er kann es über unser Maklerverwaltungsprogramm Professional Works und darüber alle Vertriebsaktionen steuern. Die Entwicklung geht also ganz klar in die Richtung wie Sie es beschrieben haben, aber wir bilden weiter beide Welten ab.