Der Handelskonflikt zwischen den USA und China hat sich entgegen der Markterwartung verschärft. Eine kurzfristige Einigung ist nicht in Sicht. Zudem haben die Brexit-Sorgen rund um die Nachfolgespekulation von Theresa May deutlich zugenommen und das britische Pfund belastet. Ein Kommentar von Dr. Bernd Meyer, Berenberg Bank.
Risikoanlagen gaben nach, während US-Staatsanleihen sich als sicherer Hafen erwiesen. Mit der anhaltenden Unsicherheit dürfte sich die nötige Konjunkturerholung weiter verzögern, wie der jüngst enttäuschende Ifo-Index auch andeutet. Unter diesem Stimmungsumschwung seit Anfang Mai leiden insbesondere asiatische Schwellenländer-Aktien, die mit anhaltend negativen Gewinnrevisionen sowie starken Mittelabflüssen zu kämpfen haben.
Da die Wahrscheinlichkeit für kurzfristig positive Impulse (bessere Konjunkturdaten, Brexit-Einigung, Handelsdeal) gefallen ist, scheint eine etwas defensivere Positionierung sinnvoll. Zumal die starke YTD-Performance vieler Anleger Gewinnmitnahmen vor der typisch schwächeren Sommersaisonalität wahrscheinlicher macht.
Kurzfristiger Ausblick
Auch nach der jüngsten Eskalation bleibt der Handelskrieg zwischen den USA und China das dominierende Thema an den Kapitalmärkten. Die Sorgen hinsichtlich negativer Auswirkungen auf die Konjunktur, unterbrochenen Lieferketten und sinkenden Unternehmensgewinnen haben die Aktienmärkte belastet. Zudem deutet derzeit nichts auf eine kurzfristige Lösung des Konflikts hin.
Allein ein Treffen von US-Präsident Trump und dem chinesischen Staatspräsident Xi Ende Juni am Rande des G20-Gipfels bietet Hoffnung auf eine Annäherung. Am Freitag richtet sich der Fokus in den USA auf die Arbeitsmarktdaten sowie die Lohn- und Inflationsentwicklung.
Nächste Woche werden dann die Einkaufsmanagerindizes Aufschluss für die Konjunkturentwicklung geben. In Europa dürften die Nachwehen der Europa-Wahlen auch die nationalen politischen Diskussionen bestimmen.
Autor Dr. Bernd Meyer ist Chefstratege Wealth and Asset Management bei Berenberg.
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