„Ob die Zinszusatzreserve dann langfristig ausreicht, kann sehr unterschiedlich sein“

Die Lebensversicherer steuern auf eine neue Talsohle niedriger Zinsen zu. Dies meldet die Deutsche Presse Agentur (dpa) heute morgen. Cash.Online fragt nach, Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertungen bei Assekurata, antwortet.

Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertungen bei Assekurata.

Die DPA meldet nach einem Interview mit der DAV, dass die Lebensversicherer noch weniger Zinsen ausschütten. Ist dies grundsätzlich zutreffend oder gibt es Ausnahmen?

Das langjährige Niedrigzinsumfeld belastet das Geschäftsmodell der Lebensversicherer, zumal das Zinsniveau seit Jahresbeginn noch weiter gefallen ist.

Bei niedrigen Zinsen können die Lebensversicherer am Kapitalmarkt weniger Rendite erzielen als in Hochzinszeiten, was die Gewinnmargen und die Überschussbeteiligungen der Kunden schmälert.

Allerdings sind die Auswirkungen auf einzelne Lebensversicherer sehr unterschiedlich. Dies betrifft nicht nur das Ertragspotenzial aus den Kapitalanlagen, sondern insbesondere die Höhe der Altgarantien in den Beständen, die eben auch in Niedrigzinszeiten weiter bedient werden müssen.

Weiterhin heißt es in der Meldung, dass insbesondere die Zinszusatzreserve aufgebraucht werde. Ist das so? Falls ja: Könnten Sie Ihre Antwort begründen?

Dass die Zinszusatzreserve (ZZR) „aufgebraucht“ wird, zeigt zunächst einmal, dass sie ihren Zweck erfüllt. Denn dadurch rüsten sich die Lebensversicherer gegen mögliche Finanzierungslücken bei der Erfüllung der Garantiezinsversprechen.

Bis Ende 2019 wird die Branche in Summe knapp 75 Milliarden Euro an ZZR-Mitteln aufgebaut haben, bis 2024 dann voraussichtlich sogar 100 Milliarden. Durch diesen Reservetopf stärken die Versicherer ihre bilanzielle Widerstandsfähigkeit ganz massiv.

Ob die Reserve dann langfristig ausreicht oder noch stärker dotiert werden muss, hängt von der künftigen Zinsentwicklung ab und kann auch von Unternehmen zu Unternehmen sehr unterschiedlich sein.

Zuletzt teilt die DAV mit, dass sicherheitsorientierte Sparer mit ein bis zwei Prozent Zinsen nach Abzug von Kosten rechnen können: Ist dies aktuell bei allen Anbietern so?

Ja, zum Teil sogar etwas darüber. Laut unserer aktuellen Überschussstudie liegt die prognostizierte Beitragsrendite für eine neu abgeschlossene klassische Rentenversicherung mit 25-jähriger Ansparzeit im Durchschnitt bei 2,20 %.

Können Verbraucher dies auch künftig?

Für 2019 sind die Überschussbeteiligungen der Lebensversicherer erstmals seit vielen Jahren stabil geblieben. Wie sie sich in Zukunft entwickeln, hängt entscheidend von der weiteren Zinsentwicklung am Kapitalmarkt ab.

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