Die Oberösterreichischen Versicherung verlegt den Deutschlandsitz von Hanau ins bayerische Regensburg. Zudem hat der Versicherer mit österreichischen Wurzeln seine Deutschlandstrategie präzisiert. Im Rahmen der Neuausrichtung hat der Versicherer darüber hinaus seine Führungsebene in Deutschland neu aufgestellt.
Neuer Niederlassungsleiter in Deutschland ist Paul Ristock. Der 37-jährige gebürtige Berliner und Wahlmünchner Ristock folgt auf Peter Schmidt, der dem Unternehmen auch weiterhin als Berater zur Verfügung steht. Ristock hat bereits zum Januar 2022 die Führung der Dependance in Deutschland übernommen.
Potenzial vorrangig in Süddeutschland, aber nicht nur
„Als ich vor zwei Jahren in den Vorstand gekommen bin, haben wir uns als erstes unsere Märkte näher angesehen. Dabei haben wir selbstverständlich auch Deutschland analysiert. Der Standort Hanau war sehr weit weg, damit war auch der Kontakt zu den Mitarbeitern dort nur schwer aufrecht zu halten“, erklärt Vorstandsdirektorin Kathrin Kühtreiber-Leitner, die unter anderem für den Vertrieb zuständig ist. Und weiter zur strategischen Ausrichtung: „Wir arbeiten bei unseren Vertriebswegen Omni-Kanal und wollten vor allem den Standort unserer deutschen Niederlassung näher an den Heimmarkt heranbringen. Dazu haben wir nunmehr unsere Zelte in Regensburg aufgeschlagen. Das ist das Ergebnis einer umfassenden Potentialanalyse. Vorrangiges Ziel ist es, in einem Umkreis von 150 Kilometern rund um Regensburg in Zusammenarbeit mit unseren Vertriebspartnern Fuß zu fassen.“
Aktiv in Nischenmärkten
Vor allem mit Nischenprodukten für Wochenendhäuser, Dauercamper sowie mit Lösungen für Tiny Häuser und neu auch mit der Klima Pro, einer Versicherung für Photovoltaikanlagen will sich die Oberösterreichische im deutschen Markt weiter etablieren. Mit dem bisherigen Deutschlandgeschäft gibt sich Versicherer aber sehr zufrieden. Der Versicherungsbestand liegt nach Angaben von Peter Schmidt bei rund 120.000 Verträgen.
Insbesondere im Bereich Nachhaltigkeit erwartet die Oberösterreichische weiteres Wachstum. „Durch steigende Strompreise und der Wunsch vieler nach Unabhängigkeit sehen wir einen stark wachsenden Markt im Bereich der Photovoltaik, der bereits Lieferengpässe auslöst“, erklärt Ristock. Im 1. Quartal 2022 wurden 34,7 Prozent mehr Strom aus der Gewinnung von PV-Anlagen im Vergleich zum Vorjahr gewonnen. Bei den Dauercampern zeigt sich ein ähnliches Bild, welches durch Covid-19 beflügelt wurde.
Derzeit finden sich hier rund 250.000 Stellplätze für Camping-Wagen und Wohnmobile sowie 2.862 Campingplätze, davon allein in Bayern 421. Laut Statista favorisierten vergangenes Jahr rund 11,5 Millionen der Deutschen das Camping als bevorzugte Urlaubsform. Auch Ferien-, Wochenendhäuser und Kleingärten erleben einen Aufschwung durch die Sehnsucht nach Natur. In Deutschland gibt es 891.000 Kleingärten, 13.500 Vereine, 900.000 Hobbygärtner und rund 5 Millionen Nutzer. Allein in Berlin finden wir 66.000 Kleingärten in 736 Vereinen.
Und auch im Trendmarkt Tiny-Houses sieht Ristock Potenzial: Derzeit würden in Deutschland rund 1,9 Millionen bezahlbare Wohnungen fehlen. Zudem stünden seit 2010 um 34 Prozent weniger Sozialwohnungen zur Verfügung. Zwei Drittel der Haushalte werden von ein bis zwei Personen bewohnt. Das Marktvolumen für Tiny-Houses werde 2022 auf rund 3,9 Milliarden Euro geschätzt, so Ristock. Gerade auch vor dem Hintergrund der hohen Kosten, des Mangels auch Bauflächen erwartet der Deutschlandchef hier eine weitere positive Dynamik. Dabei spiele auch die wachsende nachhaltige Ausrichtung vieler jüngerer Menschen bei dem Trendthema eine wichtige Rolle.
Neue Strategie für Deutschland
Für Deutschland sieht Ristock als Ziel, die Marktposition zu stärken und das Produktportfolios als Nischenanbieter weiterzuentwickeln. Dabei spielen die obengenannten Trendmärkte sowie der Ausbau der IT-Unterstützung hin zu den Maklern und Kunden inklusive moderner einfacher Onlineabschlusswege eine wichtige Rolle, sagt Ristock. Zudem soll das Vertriebsnetz durch Netzwerk- bzw. Kooperationspartner erweitert werden. Mit Covomo Versicherungsvergleich wurde gerade erst ein neuer Partner gefunden. Sie seien die wichtigen Multiplikatoren in den Trendmärkten. Darüber hinaus soll die persönliche Beratung von Maklern und Kunden im bayerischen Raum intensiviert werden.
Seit 20 Jahren im Deutschland aktiv
Seit mehr als 20 Jahren ist die Oberösterreichische Versicherung auf dem deutschen Versicherungsmarkt erfolgreich tätig. 2000 erfolgte der Markteintritt als Risikoträger der deutschen Hanauer Versicherungsservice AG. 2007 wurde die Hanauer als Tochterunternehmen in die Oberösterreichische eingegliedert. Seit 2014 tritt die Oberösterreichische Versicherung AG auch auf dem deutschen Markt unter eigenem Namen auf.
Mit dem Standortwechsel vom hessischen Hanau ins bayerische Regensburg schließt sich der Kreis und das Unternehmen kehrt zurück zu seinen Wurzeln. „Im Januar 1811 gründete König Maximilian I. von Bayern eine „Allgemeine Brandversicherungsanstalt“ für das Königreich Bayern, das damals auch Teile Oberösterreichs und Salzburgs umfasste – der Beginn der heutigen Oberösterreichischen“, erläutert Kühtreiber-Leitner auf der Pressekonferenz den Neustart in Deutschland.
Der oberösterreichische Marktführer legte im abgelaufenen Versicherungsjahr im Kerngeschäft, der Schaden-Unfall-Versicherung um 4,2 Prozent zu. Insgesamt beläuft sich das Prämienaufkommen 2021 auf rund 473 Millionen Euro. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit beträgt 43 Millionen Euro. Euro. „Die Oberösterreichische ist ein Versicherer auf Augenhöhe mit österreichischer Handschlag-Mentalität zu unseren Vertriebspartnern, den Versicherungsmaklern und Pools. Bereits 456.800 Kunden und Kundinnen vertrauen auf uns“, so Kühtreiber-Leitner.
„Wir sind überzeugt, dass wir mit Paul Ristock auf einem guten Weg sind, unsere Visionen umzusetzen. Er hat unheimlich viel Branchen-Erfahrung. Im Generali Konzern war er sowohl im Innen- als auch Außendienst als Maklerbetreuer und Key Account Manager tätig. Bei der Süddeutsche Krankenversicherung war Paul Ristock zuletzt Vertriebsdirektor. Wir freuen uns, ihn bei uns im Team zu haben“, so Kühtreiber-Leitner abschließend.