Der Einfluss der Politik auf die Entwicklung der unterschiedlichen Rohstoffsektoren nimmt permanent zu. Die Preisfindung wird sich laut Alwin Schenk vom Bankhaus Sal. Oppenheim immer stärker an umweltpolitischen Maßnahmen orientieren.
Trotz koordinierter Förderkürzungen ist der Ölpreis im ersten Halbjahr in US-Dollar gerechnet um 15 Prozent gesunken. Das lag an den noch immer sehr hohen Lagerbeständen, einer relativ schwachen Nachfrage und einem Wiederanstieg der US-Produktion, nachdem sich der Break-even-Preis für Schieferöl innerhalb von drei Jahren nahezu halbiert hat. Die sehr variable US-Produktion deckelt wahrscheinlich die Preise bei rund 50 US-Dollar je Barrel, während Edelmetalle unverändert von den hohen geopolitischen Spannungen profitieren.
Die OPEC schwächelt
Die Macht der OPEC schwindet. Sie repräsentiert nur noch ein Drittel der Weltölproduktion, ihre Mitglieder sind zerstritten und setzen eigene Beschlüsse in den seltensten Fällen konsequent um. Saudi-Arabien verträgt sich nicht mit dem Iran und sucht jetzt die Konfrontation mit Katar. Venezuela und Nigeria halten sich selten an Förderquoten und die Produktionsmengen von Libyen sind kaum zu prognostizieren. Mittlerweile fördert Russland mehr Öl als Saudi-Arabien und die US-Produktion holt mit Riesenschritten auf. Die Break-even-Preise für Schieferöl liegen heute in den USA bei 40 US-Dollar je Barrel – verglichen mit 80 US-Dollar vor drei Jahren – und von der neuen amerikanischen Administration sind kaum kostentreibende Umweltauflagen zu erwarten.
Wenn die US-Produktion weiter ansteigt, und dafür spricht die hohe Zahl der noch ungenutzten Bohrlöcher, dürfte das den Preisanstieg deckeln. Dass die Preise wieder steigen, ist unser Basisszenario. Die Ölnachfrage dürfte das Angebot schon bald übersteigen, die Förderkürzungen wurden prolongiert und die Investitionen wurden zumindest außerhalb der amerikanischen Ölindustrie in den vergangenen Jahren stark zurückgefahren.
Gold bleibt ein sicherer Hafen
Im Unterschied zu den Energiepreisen sind die Notierungen für Edelmetalle in der ersten Jahreshälfte gestiegen. Der aktuelle Goldpreis liegt knapp zehn Prozent über den pessimistischen Prognosen vom Jahresanfang und für den Rest des Jahres werden wiederum nur sehr verhaltene Ertragserwartungen formuliert. Der „faire Wert“ läge niedriger und würde zum Fixpunkt, sobald sich die geopolitischen Spannungen auflösen. Nur zeichnet sich das nicht ab. Die politische Unsicherheit bleibt hoch, nimmt sogar zu, wenn sich die Krise um Katar zuspitzt und die Kapriolen und Widersprüche in der amerikanischen Außenpolitik nicht enden.
Seite zwei: Industriemetalle belasten die Umwelt