Ökoworld-Interview: „Wir suchen soziale, ethische und ökologische Perlen mit ausgefeilten technischen Ressourcen“

Schauen wir auf den Vertrieb, Herr Keymel. Sie sind seit Februar Regionaldirektor Banken- und Vermittlervertrieb für die Region „Süd“ bei Ökoworld. Mit welchen Herausforderungen und Wünschen waren Sie in den beiden Sparten konfrontiert?
Keymel: Wir verstehen uns als Dienstleister für unsere Partner. Deren Wünsche und Herausforderungen in Erfahrung zu bringen ist die Basis für eine gute Zusammenarbeit. Das ist aber nur möglich, wenn wir diese ausreichend oft vor Ort besuchen. Um das zu gewährleisten haben wir in diesem Jahr unseren Vertrieb massiv ausgebaut. Wir haben jetzt vier außendienstliche Vertriebler, die jeweils für eine Vertriebsregionen verantwortlich sind. Dadurch sind wir nun vor Ort wesentlich präsenter. In unseren Gesprächen vor Ort reden wir dann über die speziellen Herausforderungen bezüglich ethisch-ökologischer Geldanlagen. Beispielsweise wollen unsere Vertriebspartner verstehen, was an Ökoworld Fonds anders ist und wie wir die Qualität unserer Produkte garantieren.

Die ethisch-ökologische Kapitalanlage ist keineswegs trivial. Wie viel Überzeugungsarbeit müssen Sie im Gespräch mit Vermittlern und Banken leisten, um diese für Ökoworld-Fonds zu begeistern?
Keymel: Glaubwürdigkeit spielt in der ethisch-ökologischen Geldanlage eine überaus wichtige Rolle. Deshalb ist Greenwashing immer wieder in unseren Gesprächen ein großes Thema. Ich verweise in solchen Gesprächen gern auf die Untersuchung von Stiftung Warentest vom September 2023. Hier sind rund 1.000 nachhaltige Fonds von Finanztest untersucht worden. Nur 8 von den 1.000 Fonds haben die Bestnote von 5 Sternen für ihre Nachhaltigkeit erhalten – darunter die getesteten Fonds von Ökoworld. Unseren Partnern ist es wichtig, dass sich die Anlegerinnen und Anleger darauf verlassen können, dass bei uns das Kapital auch wirklich zukunftsfähig investiert wird. Hier gebe ich den Partnern dann immer auch noch konkrete Unternehmensbeispiele an die Hand, um unsere ethisch-ökologische Vorgehensweise zu verdeutlichen. Dies hilft denen dann für die Anlagegespräche mit den Endkundinnen und Endkunden.

Wie wichtig sind in diesem Zusammenhang die Unterscheidung der Fonds auf Basis der Offenlegungsverordnung?
Keymel: Diejenigen, die Ökoworld schon länger kennen und beobachten, wissen, dass unsere eigenen Regeln deutlich strenger sind als die EU-Offenlegungsverordnung. Viele Kundinnen und Kunden sind durch das Greenwashing von Anbietern im Markt verunsichert. Sie wollen sicher gehen, dass ein Produkt tatsächlich nachhaltig, sozial gerecht ist. Sie wollen Kinderarbeit, Ausbeutung und Umweltverschmutzung bei ihren Investments ausschließen. Das können Sie aber nur bei sehr wenigen Anbietern und das ist aktuell unsere große Chance und unsere Stärke. Wir können das. Wir haben eine fast 50jährige Erfahrung in diesem Gebiet.

Seit gut einem Jahr müssen Vermittler und Berater ihre Kundinnen und Kunden dazu befragen, inwieweit ihre Investments ESG-konform sein sollen. Ist die Nachhaltigkeitspräferenzabfrage eher Fluch oder Segen für den Vertrieb?
Keymel: Wie so oft bei Neuerungen oder Änderungen in der täglichen Routine stellte auch diese regulatorische Vorgabe bei vielen Beratenden zunächst eine lästige Herausforderung dar. Zwischenzeitlich hat sich aber eine neue Routine eingestellt. Diese wird durch eine entsprechende Umsetzung in der Beratungssoftware unterstützt. Inhaltlich ist aus dem magischen Dreieck ein magisches Viereck geworden. Neben Liquidität, Risiko und Ertrag stellt Nachhaltigkeit nun die vierte Dimension dar. Über die verpflichtende Präferenzabfrage wird sichergestellt, dass in jedem Anlagegespräch auch über das Thema Nachhaltigkeit der Anlage gesprochen wird. Noch besser wäre natürlich, wenn die Berater von Gesetzeswegen verpflichtet würden, bei allen anderen Investments auch auf deren negative Seiten hinzuweisen. Also, wenn der Berater gezwungen wäre offenzulegen, wieviel Kinderarbeit oder welche Klimaschädigungen mit dem jeweiligen Investment verbunden sind. Jährlich fließen laut einem Bericht des UN-Umweltprogramms rund 4,6 Billionen Euro an weltweiten Finanzmitteln in Aktivitäten, die direkte schädliche Auswirkungen auf die Umwelt haben.

Auf welche Zielgruppe setzen Sie bei Ihren Investmentlösungen?
Keymel: Unsere Fonds sind für diejenigen Investoren interessant, die bei ihren Investments Wert legen, auf ethischen Anspruch, Sozialverträglichkeit und ökologische Kriterien und die sicher sein wollen, dass hier kein Greenwashing möglich ist. Grundsätzlich sind unsere Fonds jedoch für alle Zielgruppen geeignet, die über den entsprechenden Anlagehorizont und die geeignete Risikoneigung verfügen. In den letzten Monaten haben wir zusätzlich unseren Fokus auf die Gruppe der Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger gelegt. Regelmäßige, monatliche Investitionen in unsere Fonds, egal ob als Sparplan oder im Rahmen eines fondsgebundenen Versicherungsproduktes, machen ab dem ersten Gehaltseingang sehr viel Sinn und können eine lukrative Ergänzung zur gesetzlichen Rentenversicherung sein. Passend zu dieser Zielgruppe investieren wir in Zukunftsthemen wie beispielsweise Bildung, Gesundheit, Ernährung und erneuerbare Energien. Das sind aus unserer Sicht die langfristigen Investmentthemen und besonders zukunftsrelevanten, aussichtsreichen Branchen. Unser Ökoworld Ökovision Classic hat zum Beispiel über einen Zeitraum von 10 Jahren eine Wertentwicklung von 6,08 Prozent pro Jahr erwirtschaftet. Beim Growing Markets 2.0 waren es sogar 7,38 Prozent.

Letzte Frage: Welche Trends stehen bei Ökoworld in den kommenden Monaten im Vertrieb sowie im Asset Management im Fokus?
Keymel: Ökoworld ist keine Modeboutique. Wir setzen seit 50 Jahren kontinuierlich und konsequent auf das Thema Nachhaltigkeit. Natürlich unterliegt auch das Thema Nachhaltigkeit Veränderungen und Entwicklungen. Aber für unsere Vertriebspartner und die Anleger ist vor allem wichtig, dass wir unseren Grundsätzen treu bleiben und nicht bereit sind von unseren strengen nachhaltigen Regeln abzuweisen. Diese Einstellung gibt ihnen die Sicherheit, dass ihre Investments in ertragreiche, innovative und wirklich nachhaltig agierende Firmen investiert wird.
Kaplan: Die Rahmenbedingungen für eine Aufholjagd unserer Fonds sind ausgesprochen positiv. Im September wird die FED nach der EZB im Juni erstmals nach Jahren wieder die Zinsen senken. Wir erwarten, dass sich dadurch die Marktbreite vergrößert, also mehr Sektoren und wesentlich mehr Unternehmen am Aktienmarkt prosperieren, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen sollten davon profitieren. Zudem sind wir in einem Superwahljahr, wo wir auch durch die US-Wahlen weiteren Rückenwind erwarten.

Interview: Frank O. Milewski, Cash.

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