Die Trump-Wahl und die jüngsten Förderkürzungen haben dem schwarzen Gold deutlich unter die Arme gegriffen. Hiervon profitieren auch Ölförderer.
Nach der OPEC-Entscheidung und der darauffolgenden Ankündigung der nicht zur OPEC gehörenden Förderländer zur Beschränkung der Öl-Fördermengen ist die Basis für steigende Ölpreise vorhanden. “Bereits die Ankündigungen führten zu umgehend höheren Ölpreisen. Aber auch andere Faktoren, wie der überdurchschnittlich starke saisonale Rohöl-Lagerabbau in den USA, haben die Preisentwicklung im vierten Quartal unterstützt. Wir sind insbesondere mittelfristig, auf Sicht von zwölf bis 18 Monaten, positiv bezüglich steigender Ölpreise und erwarten entsprechenden Rückenwind für Energieaktien“, so Paolo Zagaria, Manager des Swisscanto (LU) Equity Fund Global Energy.
Investitionskürzungen schlagen durch
Der Anpassungsprozess beim Rohöl begann bereits in 2015 mit den massiven Investitionskürzungen, wirkt aber aufgrund der Verzögerung zwischen Investitionsentscheid und Produktion zeitlich verzögert. „Wir glauben, dass die Preise schrittweise in Richtung der marginalen Kosten der Produktion (etwa 60 bis 65 Dollar) ansteigen werden. Damit wird das zukünftig benötigte Angebot sichergestellt. Darunter sind etliche Erdölproduzenten nicht profitabel. Wir interpretieren die OPEC-Ankündigung in Richtung eines Signals a la des ‚Draghi-what-ever-it-takes‘-Effekts. Das bedeutet: die OPEC, allen voran Saudi Arabien, wird reagieren, falls sich die Situation im Markt anspannt aufgrund einer Überversorgung. Wir gehen davon aus, dass der Ölpreis damit mindestens eine Preisabsicherung nach unten erhält – zudem wird die Volatilität mit dem zukünftigen Lagerabbau abnehmen. Damit wird auch der Risikotransfer an die Kapitalmärkte via IPO von Saudi Aramco (größte Erdölfördergesellschaft der Welt) und die Ausgabe von Schuldverschreibungen erleichtert“, sagt Zagaria.
Faktoren der Angebotsseite entscheidend
Bezüglich der künftigen Entwicklung der Ölpreise sieht Zagaria verschiedene Einflussfaktoren: „Da die gesamte Erholung angebotsgetrieben ist, stehen aus unserer Sicht Faktoren betreffend der Angebotsseite im Vordergrund. Wie wird beispielsweise die OPEC – respektive dessen größter Produzent Saudi-Arabien – reagieren bei einem allfälligen starken Anstieg des Ölangebots aus anderen Regionen. Und werden die jüngsten Abmachungen auch effektiv umgesetzt und damit der Markt gestützt mittels künstlicher Verknappung des Angebots. Wichtig wird ebenfalls sein, wie schnell und wie stark die Produktion aus Lybien und Nigeria zurückkommen wird. Wie schnell und wie stark sich die US-Schieferöl-Produktion bei den aktuellen Preisen erholt wird zentral sein (Umfragen deuten darauf hin, dass ein Großteil der Schieferöl-Firmen erst ab 55 bis 60 Dollar wieder die Produktion stark hochfahren würden). Auch die Entwicklungen in Venezuela mit rund zwei Prozent Anteil an der weltweiten Produktion sind zu beachten. Der Staat kämpft mit massiven wirtschaftlichen und politischen Problemen (Hyperinflation). Streiks durch die Staatsangestellten hatten bereits 2012 die Produktion stark eingeschränkt. Mitentscheidend wird auch sein, wie stark die Non-OPEC-Produktionsrückgänge sein werden aufgrund der starken Verringerung der Investitionen in den vergangenen zwei Jahren. Die Haltung der Trump-Administration gegenüber den Iran Sanktionen, welche anfangs 2016 aufgehoben wurden, gilt es ebenfalls zu beobachten.“
Preise dürften noch weiter steigen
Bis zum Ende des Jahres 2017 hält der Fondsmanager einen Ölpreis von 65 Dollar für realistisch – mit Preisschwankungen je nach Ausgang der erläuterten Faktoren. Abschließend äußert sich Zagaria zur Positionierung des Portfolios: „Die geplante Angebotsreduktion führt dazu, dass sich früher als erwartet wieder ein Angebots-/Nachfragegleichgewicht am Markt bilden wird. Der Swisscanto (LU) Equity Fund Global Energy ist entsprechend in den beiden Segmenten Explorations-/Förderunternehmen und Erdölservice-Dienstleister übergewichtet, weil diese stärker von höheren Rohölpreisen und der damit einhergehenden Erholung der Industrieinvestitionen profitieren. Bei den integrierten Ölfirmen sind wir zurzeit untergewichtet, favorisieren in diesem Subsegment aber die europäischen Titel, da diese im Vergleich günstig erscheinen.“ (tr)
Foto: Swisscanto