Offene Immobilienfonds: „Identität und Anlagehorizont preisgeben“

Über die Schließungen der offenen Immobilien-Publikumsfonds, die Rolle der Dachfonds und Wege aus der Krise sprach cash-online mit Maik Rissel, Anlageberater des DJE Real Estate und Leiter des Immobilien-Portfolio-Managements der Family-Office-Bank Macard, Stein & C0. aus Hamburg.

Rissel
Maik Rissel, Macard, Stein & Co.

cash-online: Wie hat sich das Mittelaufkommen beim DJE Real Estate seit Wiedereröffnung entwickelt?

Rissel: In Summe verzeichnete der DJE Real Estate in den ersten sechs Wochen nach seiner Wiedereröffnung einen Mittelabfluss von 120 Millionen Euro. Zur Wiedereröffnung hatte das Fondsmanagement ein Liquiditätspolster von über 50 Prozent des Fondsvolumens aufgebaut, das temporär im Geld- und Rentenmarkt geparkt wurde. Insgesamt lagen die Mittelbewegungen im prognostizierten Rahmen des Fondsmanagements. Nach den ersten beiden Handelstagen haben sich die Rückgaben stark abgeschwächt, sodass zuletzt nur noch Abflüsse im niedrigen einstelligen Millionenbereich zu verzeichnen waren. Sehr erfreulich sind auch die ab dem ersten Handelstag zu verzeichnenden Mittelzuflüsse, die die Zustimmung der Anleger zur liquideren Neuausrichtung des DJE Real Estate unterstreichen. Der DJE Real Estate verfügt nach wie vor über fast 400 Millionen Euro täglich liquidierbarer Anlagen wie Immobilienaktien und Immobilienaktienfonds, Unternehmensanleihen und Geldmarktfonds. Einen Großteil dieser Mittel wird das Management nun sukzessiv in neue Immobilienanlagen investieren, um das  hervorragende Marktumfeld für eigenkapitalstarke Käufer aktiv auszunutzen.

cash-online: Dachfonds wurden seitens der offenen Publikumsfonds ob ihrer vermeintlich kurzfristigen Anlagestrategie als Mitverantwortliche für die massiven Mittelabflüsse gescholten. Sehen Sie sich von diesem dem Vorwurf, die offenen Publikumsfonds lediglich als Liquiditätsparkplatz oder -reserve benutzt zu haben, betroffen?

Rissel: Wir fühlen uns nicht direkt angesprochen, da vielmehr Mischfonds und breiter aufgestellte Multi-Asset-Dachfonds gemeint sind. Der Immobilien-Dachfonds DJE Real Estate investiert fokussiert in verschiedene indirekte Immobilienanlagen. Somit zählt der deutsche offene Immobilienfonds klar zu unseren Kerninvestments. Aufgrund des deutschen Immobilienbewertungsverfahrens, das unter Experten im europäischen Kontext als sehr speziell eingestuft wird, zählen vor allem die deutschen offenen Immobilienfonds zu den defensivsten indirekten Immobilienanlagen in Europa. Dennoch haben wir uns entschlossen vorläufig die Quote zu reduzieren, da viele Fonds jetzt beginnen ihre Immobilien Ex-Lehman erstmalig und sukzessiv neu bewerten zu lassen. Dabei haben wir uns selbstverständlich an die Spielregeln wie Kündigungsfristen et cetera gehalten. Zwar wird die deutsche Bewertungssichtweise für eine Glättung, also eine schleichende Abwertung sorgen, aber man wird sie sehen. Somit könnte die unglückliche Kombination aus negativen Wertänderungsrenditen und niedrigen Liquiditätsverzinsung weiter zu Renditeschmälerung führen. Die aktuelle durchschnittliche Einjahresperformance der deutschen Fonds lag bei rund 2,7 Prozent und kommt aus 2008 von 6,7 Prozent.

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