Klein riet in seinem Vortrag zur aktuellen Haftungs-Rechtsprechung auch dringend davon ab, jetzt Kundenanfragen zu P&R vorschnell zu beantworten.
Schon scheinbar harmlose Aussagen des Vermittlers wie „Ich habe auch geglaubt, das sei sicher“ oder „Ich habe mich darauf verlassen, dass das P&R-Modell über 40 Jahre einwandfrei funktioniert hat“ könnten sich als Bumerang erweisen und vom Anlegeranwalt so ausgelegt werden, dass Risiken verharmlost wurden oder keine Plausibilitätsprüfung durchgeführt wurde.
So zog sich die Causa P&R (fast) durch den gesamten Fondsrating-Tag. Doch es gab auch andere Themen, die eine ganze Reihe neuer Informationen enthielten. Neben der Regulierung und dem ersten alternativen Investmentfonds (AIF) in der Rechtsform einer Investment-AG von HTB nahm vor allem das Thema Digitalisierung recht breiten Raum ein.
Prospektfreie „Eigen-Emissionen“
So können Finanzdienstleister nach den Worten von Benjamin von Hochberg ohne Haftung als Tippgeber für die Crowdplattform Exporo fungieren und Elias Haddad (Eprocessing) legte dar, wie sich Finanzdienstleister eine eigene Online-Plattform einrichten und darüber unter anderem prospekt- und erlaubnisfreie „Eigen-Emissionen“ bis zu jeweils 100.000 Euro durchführen können. Ab Juni seien nach einer neuen EU-Vorschrift sogar Wertpapier-Emissionen bis zu einer Million Euro ohne Prospekt und ohne Genehmigung möglich, so Haddad.
Hinzu kamen unter anderem Anbieter-Vorträge von Marco Ambrosius (HTB), Marcus Kraft (BVT) und Andreas Heibrock (Patrizia Grundinvest), der über Micro-Apartments referierte und einen entsprechenden Fonds mit einem Objekt in Frankfurt ankündigte. Auch André Wreth (Solvium Capital) hat nicht gekniffen und stellte selbstbewusst die Unterschiede zwischen seinen Direktinvestments und P&R dar.
Vertrieb weiter zuversichtlich
Offen jedoch ist noch, ob sich der Rest der Sachwertbranche dem P&R-Strudel entziehen kann oder der zuletzt vor allem bei Publikums-AIFs durchaus positive Trend dadurch gebremst wird.
Der Vertrieb jedenfalls ist weiterhin zuversichtlich. Sowohl Helmut Schulz-Jodexnis (Jung, DMS & Cie.) als auch Sascha Sommer (Bit Treuhand) bestätigten in der Abschlussdiskussion, dass die Nachfrage nach Sachwertinvestments zuletzt spürbar gestiegen ist, auch von Seiten der Partner aus dem Bankensektor. Der Branche ist zu wünschen, dass es dabei bleibt.
Stefan Löwer ist Chefanalyst von G.U.B. Analyse und betreut das Cash.-Ressort Sachwertanlagen. Er beobachtet den Markt der Sachwert-Emissionen als Cash.-Redakteur und G.U.B.-Analyst insgesamt schon seit mehr als 25 Jahren. G.U.B. Analyse gehört wie Cash. zu der Cash.Medien AG.
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