Herr Mahrt, sind nachhaltige Investments aktuell ein Selbstläufer?
Mahrt: Ein Selbstläufer ist es nicht, aber Nachhaltigkeit bleibt ein zentrales Thema – besonders für junge Menschen.. Dennoch gibt es aktuell viele Sorgen: Ukraine-Krieg, Nahost-Konflikt, wirtschaftliche Unsicherheiten wie Entlassungen bei VW. Das schafft Unruhe und beeinflusst die Wahrnehmung. Es mag den Eindruck erwecken, dass das Thema nicht mehr so präsent ist, doch unsere YouGov-Umfragen zeigen ein anderes Bild. Vor allem junge Menschen bis 30 sehen den Klimawandel weiterhin als zentrales Anliegen – schließlich haben wir nur diesen einen Planeten. Zwar erhält das Thema in den Medien aktuell weniger Aufmerksamkeit, wodurch andere Themen vordergründiger erscheinen, doch es bleibt für viele ein wichtiges Zukunftsthema. Zum Geschäftsjahr 2024: Wir sind um sieben Prozent gewachsen, was solide ist, auch wenn frühere Wachstumsraten höher waren. Das hängt im Wesentlichen mit der Zinspolitik zusammen. Die spielt eine große Rolle – viele setzen auf Festgeld mit drei bis vier Prozent Zinsen. Die Deutschen lieben Tagesgeld und Sparbücher, wenn sie keine attraktiven Alternativen sehen. Uns fehlten 2024 vor allem Einmalbeiträge, sonst hätten wir zweistellig zugelegt. Ich rechne 2025 mit einem gegenläufigen Effekt: Fallen die Zinsen unter drei Prozent, verliert Sparen auf dem Bankkonto an Reiz. Dann könnten wieder mehr Investitionen fließen.
Es gab in der Geschäftsführung von Pangaea Life Veränderungen. Welche Konsequenzen hat das?
Mahrt: Daniel Regensburger ist nun im Vorstand der Pangaea Life Capital Partners (PLCP) in Zug, Schweiz, und übernimmt dort die Rolle des Co-CEO. Diese Position ist für uns von großer Bedeutung, da PLCPals Produktschmiede fungiert – hier entstehen die neuen Fonds. Der Wechsel von Daniel ist daher ein logischer Schritt, denn mit seiner Erfahrung bringt er nicht nur fundiertes Wissen über die Bayerische mit, sondern stärkt auch die Verbindung zwischen unserem Versicherungsgeschäft und der Produktentwicklung in der Schweiz. Ein strategisch kluger Zug.
Wie definiert Pangaea Life Nachhaltigkeit in seiner Unternehmensstrategie und wie setzt sie sie diese in den Produkten um?
Mahrt: Wir haben von Assekurata das Nachhaltigkeitsrating AA erhalten, was alle Unternehmensbereiche umfasst. Während die Kapitalanlage ein wesentlicher Faktor ist, reicht Nachhaltigkeit weit darüber hinaus. Ein Beispiel: Unsere Flotte besteht nun ausschließlich aus Elektroautos, die inzwischen Reichweiten von 500 bis 600 Kilometern erreichen – ein sinnvoller Schritt. Nachhaltigkeit muss in allen Abteilungen mitgedacht werden. Daher planen wir auch eine neue, nachhaltige Hauptverwaltung. Unsere aktuelle Zentrale lässt sich nicht optimal umweltfreundlich gestalten. Deshalb wir unser künftiger Sitz der ehemalige Siemens Tower in München mit dem Ziel saniert, ihn auf dreifaches Platin-Niveau zu bringen – eines der nachhaltigsten Bürogebäude Europas.
Nachhaltige Investments sind für viele Kunden noch erklärungsbedürftig. Wie schulen Sie Ihre Vertriebspartner, um Vorteile und Bedeutung der Nachhaltigkeit glaubhaft zu vermitteln?
Mahrt: Ein zentraler Punkt ist, dass wir die Menschen wirklich mitnehmen. Unsere Assets sind greifbar – im Gegensatz zu klassischen Fonds in einer Police . Deshalb setzen wir auf Transparenz und erlebbare Investments. Mit unserer digitalen Investmentreise können Kunden und Vermittler die Assets in 360 Grad erkunden – per VR-Brille oder in 2D auf dem iPad. Ein weiterer Fokus liegt auf Schulung: Wir gehen mit Vermittlern bis auf die Asset-Ebene, nehmen Partner auch regelmäßig zum Beispiel zu unseren Wohnentwicklungen unseres Fonds Blue Living in deutschen Städten mit. Auch zu unseren Energie-Investments, beispielsweise in Spanien oder Norwegen, gibt es Investmentreisen. Denn es ist wichtig zu verstehen, wo der Ertrag herkommt. Im Gegensatz zu Aktien oder ETFs, die täglich gehandelt werden, investieren wir in anfassbare Sachwerte. Jeder kennt Windräder und Solarparks, aber nicht jeder weiß, dass es unterschiedliche Strommärkte gibt und die Preise täglich schwanken. Dieses Wissen vermitteln wir gezielt, denn Sie haben Recht, es ist ein wenig erklärungsbedürftig. Und entscheidend ist dann natürlich auch die Rendite des nachhaltigen Produktes, die muss überzeugen.
Stichwort Rendite: Wie waren die Renditen im letzten Jahr beziehungsweise in den letzten fünf Jahren?
Mahrt: In den letzten Jahren hat unser Blue Energy-Fonds, der bereits über fünf Jahre am Markt ist, durchschnittlich neun Prozent Brutto-Rendite erzielt – nach Kosten etwa sieben. In den vergangenen anderthalb Jahren gab es jedoch eine starke Seitwärtsbewegung, bedingt durch Inflation und Marktverwerfungen. Wir gehen davon aus, dass 2025 wieder ein normales Jahr wird und erwarten nach Kosten eine Rendite zwischen fünf und sieben Prozent. Der Blue Living-Fonds ist jünger und liegt im Durchschnitt bei sieben Prozent Rendite, netto bei etwa 5,2 Prozent. Hier spielt die Bewertung der Objekte noch eine große Rolle. Die Vermietung fertiger Objekte läuft erfolgreich, denn wir stoßen in den Großstädten weiterhin auf einen enormen Wohnraummangel. Aktuell verwalten wir rund 700 Millionen Euro. Unser Ziel für dieses Jahr ist, die Milliardengrenze zu erreichen.
Welche Zielgruppen sprechen Sie mit Ihren nachhaltigen Produkten besonders an?
Mahrt: Ich beobachte, dass junge Menschen sehr kritisch mit Investitionsprojekten umgehen. Sie schätzen Aktienfonds und ETFs, möchten aber genau wissen, welchen Impact ihre Investition hat. Ein ETF ist günstig und effizient, aber er schafft keine Kindergartenplätze oder sozialen Wohnraum – das sehen viele junge Anleger als entscheidenden Unterschied. Sie wollen nicht nur Rendite, sondern auch eine sinnstiftende Wirkung. Hier bieten die Pangaea Life Fonds einen klaren Vorteil: Wir investieren in greifbare Sachwerte. Wir können genau nachweisen, wie viele Sozialwohnungen und Kita-Plätze geschaffen wurden. Das Thema S in ESG, also das soziale Engagement, ist da sehr groß und das spielt insbesondere für junge Leute eine wichtige Rolle. Interessanterweise betrifft das nicht nur junge Leute – auch viele 50-Plus-Anleger schätzen diese Werte. Sie sagen: „Ich habe es im Leben geschafft, möchte aber noch etwas zurückgeben.“ Gleichzeitig suchen sie stabile Sachwertanlagen mit geringeren Schwankungen. Viele von ihnen investieren deshalb gezielt in die Pangaea Life Fonds.
Welche Kriterien legen Sie bei der Auswahl nachhaltiger Investments an und wie stellen Sie sicher, dass diese nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch nachhaltig sind?
Mahrt: Das ist ein spannender Punkt und manchmal gar nicht so einfach. Im Zuge von Artikel 9 der EU-Offenlegungsverordnung haben wir alle Assets noch einmal genau geprüft – insbesondere die Materialherkunft und Lieferketten. Gerade in China ist das eine Herausforderung, da offizielle Bestätigungen oft vorliegen, aber eine unabhängige Überprüfung schwierig bleibt. Man ist hier auf die Aussagen der Zulieferer angewiesen. Wir haben diese Rückverfolgung konsequent durchgeführt und uns letztlich bewusst dafür entschieden, ein Artikel-8-Plus-Fonds zu bleiben. Das bedeutet, dass wir weiterhin renditeorientiert agieren, dabei aber nachhaltige Werte über die Auswahl unserer Assets und deren Erträge steuern.
Der Markt für nachhaltige Investment wächst stetig. Doch die Diskussion um Greenwashing nimmt zu. Wie gewährleistet Pangaea Life Transparenz und Glaubwürdigkeit in diesem sensiblen Bereich?
Mahrt: Das ist ein entscheidender Punkt: Wenn wir ein Asset nicht vollständig verstehen oder uns unsicher sind, nehmen wir es nicht auf. Wir haben bereits viele Projekte geprüft, darunter auch einen Windpark, dessen Rotorblätter und Getriebe seltene Erden enthielten. Da wir die genaue Herkunft dieser Materialien nicht zuverlässig nachverfolgen konnten, haben wir uns dagegen entschieden. Mit unseren Partnern Aquila Capital und Empira AG führen wir sehr gründliche Prüfungen durch und verzichten lieber auf ein Asset, wenn es nicht in unsere Nachhaltigkeitsstrategie passt.
Wie entwickelt sich eigentlich der Markt für erneuerbare Energien?
Mahrt: Das Thema Künstliche Intelligenz (KI) ist ein enormer Treiber und darf nicht unterschätzt werden. Anfangs war uns bewusst, dass KI eine Rolle spielen wird, doch mittlerweile zeigt sich ihr enormer Energiebedarf. McKinsey hat zum Beispiel kürzlich in einer Studie veröffentlicht, dass generative Künstliche Intelligenz die Nachfrage nach Rechenleistung bis 2030 um den Faktor 125 steigern wird.Die dafür nötigen Rechenzentren sind wahre Stromfresser und erfordern enorme Energiemengen. In Europa macht es wenig Sinn, diesen Bedarf durch mehr Atomstrom zu decken, weil die Meiler zum Teil erst wieder gebaut werden müssten. Vielmehr müssen erneuerbare Energien in Kombination mit Speichertechnologien ausgebaut werden. Ich sehe den Energiebedarf in Europa durch KI also steigen und nicht sinken. Gleichzeitig müssen die Energiekosten in einem stabilen Rahmen bleiben, was massive Investitionen in Speicherlösungen erfordert – insbesondere in Deutschland. Wir starten bereits erste Projekte in Schleswig-Holstein und erwarten, dass weitere Bundesländer nachziehen. Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg sind besonders geeignet, da hier häufig Windräder bei Netzüberlastung abgeschaltet werden. Es wäre ein wichtiger Schritt, wenn Batteriespeicher-Technologien hier flächendeckend ausgebaut würden.
Stichwort Batteriespeicher: Windkraft, Wasserkraft, Solarenergie, Immobilien, das ist der Bereich, wo Pangaea Life ein breites Investmentportfolio hat. Welche Relevanz spielen Batteriespeicher künftig?
Mahrt: Das ist ein äußerst wichtiges Thema. Belgien produziert mittlerweile so viel sauberen Strom, wie es über das Jahr verbraucht, aber das Problem liegt in der zeitlichen Verfügbarkeit – der Strom wird oft nicht dann erzeugt, wenn er benötigt wird. Deshalb hat Belgien ein umfangreiches Förderprogramm für Batteriespeicher aufgelegt, in das wir ebenfalls eingestiegen sind. Damals arbeiteten wir noch mit Nippon Koei aus Japan zusammen, da Japan durch die Fukushima-Katastrophe bereits weiter in der Speichertechnologie war. LMS hat inzwischen einen großen Energiespeicher in Belgien errichtet. Die Regulatorik ist dort speicherfreundlich, und staatliche Zuschüsse machen die Projekte wirtschaftlich attraktiv. Durch diese Maßnahmen wird Belgien stromunabhängiger, da der eigene Strom gespeichert und genutzt werden kann, anstatt kurzfristig Strom aus Frankreich oder anderen Ländern zuzukaufen. Gerade für ein kleines Land wie Belgien ist das entscheidend, um die Energieversorgung der Industrie zu sichern; eine Herausforderung, die mit innovativen Speicherkonzepten erfolgreich angegangen wird.
Was bedeutet die Entwicklung für Deutschland?
Mahrt: Der Markt für Energiespeicher wächst derzeit rasant, während der Zuwachs bei Solar- und Windparks ebenfalls hoch, aber im Vergleich doch geringer ist. Speicherlösungen sind aktuell das zentrale Thema der Energiewende. Auch inDeutschland. Tatsächlich könnte zum Beispiel Schleswig-Holstein energieautark sein, wenn die vorhandenen Windräder nicht regelmäßig abgeschaltet würden. Der Grund: Bei starkem Wind wird oft zu viel Strom erzeugt, sodass Anlagen aus dem Netz genommen werden. Würde man diese Überschussenergie speichern, statt sie zu drosseln, könnte der Strom effizient genutzt und langfristig verfügbar gemacht werden – eine nachhaltige Lösung für die regionale Energieversorgung.
Lassen Sie uns einen Blick auf das Portfolio von Pangaea Life werfen. Wo liegen Unterschiede zwischen Blue Living und Blue Engery?
Mahrt: Unser Portfolio des Blue Energy erstreckt sich über verschiedene europäische Länder und Strommärkte, die sehr unterschiedlich sind. Der skandinavische Strommarkt unterscheidet sich stark von den litauischen und polnischen Märkten, die stärker gasorientiert sind. Skandinavien setzt hingegen verstärkt auf erneuerbare Energien. Ein Beispiel ist Norwegen, das 90 Prozent seines Stroms aus Wasserkraft gewinnt und sein Öl stattdessen exportiert – eine clevere Strategie. Europa ist in mehrere voneinander unabhängige Strommärkte unterteilt. Die skandinavischen Länder bilden einen eigenen Markt, ebenso wie die iberische Halbinsel mit Spanien und Portugal. Deutschland und Frankreich sind wiederum ein eigenständiger Markt, während osteuropäische Länder wie Polen noch einmal anders aufgestellt sind. Entsprechend setzen wir je nach Standort auf unterschiedliche Energieträger. Windkraft nutzen wir im Norden, wo es wirtschaftlich sinnvoll ist, während Solarenergie in sonnenreichen Ländern wie Spanien, Portugal und Italien im Vordergrund steht. Wasserkraftwerke befinden sich in bergigen Regionen in Nordeuropa und im portugiesischen Hinterland, wo sie optimal genutzt werden können. Dieses diversifizierte Portfolio gleicht sich saisonal aus. Während im Herbst und Frühling Wasserkraft eine größere Rolle spielt, übernimmt im Sommer die Solarenergie, wenn die Wasserreserven geringer sind. Durch diese ausgewogene Mischung bleiben unsere Energieproduktion und Versorgung stabil, unabhängig von regionalen Schwankungen und Marktentwicklungen. Für unsere Anleger erzielen wir durch diese Strategie eine besonders hohe Kontinuität und Absicherung gegen allzu hohe Volatilität.
Und wo fokussiert Blue Living?
Mahrt: Der Blue Living Fonds investiert ausschließlich in nachhaltige Wohnungs-Neubauten, ohne Bestandsimmobilien. Deutschland hat sich das Ziel gesetzt, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen, erreicht jedoch leider meist nur 200.000 bis 220.000. Das heißt, uns fehlen bereits rund 800.000 Wohnungen, was sich besonders in Städten wie Berlin zeigt, wo es teils 2.000 Bewerber pro Wohnung gibt. Der Auswahlprozess wird zunehmend unsozial, da bezahlbarer Wohnraum knapp ist. Das ist nicht gut. Neubauten bieten nicht nur wirtschaftliche Chancen, sondern werden auch stark von der EU gefördert. Viele Städte legen dabei großen Wert auf nachhaltige Bauweise. Unsere Projekte erfüllen diese Anforderungen zum Beispiel durch Solaranlagen auf den Dächern, Wärmepumpen oder Fernwärmeanschlüsse. Zudem integrieren wir stets Kindertagesstätten und widmen rund zehn Prozent der Wohnungen dem sozialen Wohnungsbau, um eine ausgewogene Durchmischung sicherzustellen.
Welche Relevanz hat Pangaea Life für die Bayerische?
Mahrt: Pangaea Life und ihre Produkte sind ein fundamentaler Bestandteil des Portfolios und Umsatzes der Bayerischen. Ich kann nicht genau sagen, welches Produkt den höchsten Umsatz generiert hat, aber unser Segment bleibt ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmensstrategie. Allerdings fehlen uns derzeit Einmalbeiträge. Hätten wir 600 Millionen erwirtschaftet, lägen wir weiterhin in der Range von 30 bis 40 Prozent. Trotz dieser Schwankungen bleibt unser Produkt nicht nur eines der wichtigsten, sondern war auch ein zentraler Treiber für den Nachhaltigkeitskurs der Bayerischen. Es spielte eine entscheidende Rolle dabei, Assekurata in Richtung einer grünen und nachhaltigen Bewertung für die Bayerische zu bewegen – ein strategischer Schritt, der für das Unternehmen von großer Bedeutung ist. Diese Ausrichtung bleibt auch in Zukunft bestehen.
Wie glaubhaft ist das nachhaltige Altersvorsorgeangebot?
Mahrt: Mit Blue Invest bietet die Bayerische ein attraktives und nachhaltiges Anlageprodukt mit den Pangaea Life Fonds an, sowohl als Fondspolice als auch in der Basisrente. Und auch in der bAV. Darüber hinaus haben wir in unserem Portfolio auch weitere nachhaltige Fonds, die über die klassische Fondswelt zugänglich sind. Nicht jeder entscheidet sich ausschließlich für Pangaea-Life-Fonds – viele nutzen eine Mischstrategie, bei der nachhaltige Fonds verschiedener Anbieter kombiniert werden. Diese Vielfalt bieten wir auch bei der Bayerischen an. Grundsätzlich sehe ich die Lebensversicherung als nachhaltige Anlageform. Ein langfristiger Sparprozess funktioniert nur, wenn das Geld sicher, solide und mit Weitsicht angelegt wird. Die Bayerische hat eine sehr hohe Immobilienquote, das hat das Unternehmen stets stabil gehalten – sowohl in Phasen steigender Aktienmärkte als auch bei Rückschlägen. Die Bayerische ist finanziell sehr robust aufgestellt und verfügt weiterhin über stille Reserven, während viele Versicherer inzwischen stille Lasten tragen. Die Stabilität basiert maßgeblich auf der Strategie, gezielt in Sachwerte zu investieren.
Sie sagten kürzlich, dass die Fremdkapitalquote bei ihren Sachwertfonds mit 13 Prozent relativ niedrig sei. Wo sollte die denn eigentlich vor dem Hintergrund der Zinsen liegen?
Mahrt: Ich bin kein großer Freund von Fremdkapital, auch wenn es sich aktuell anbietet – insbesondere, wenn die Zinsen weiter sinken. Vor wenigen Jahren konnten wir uns kaum vorstellen, dass es jemals wieder nennenswerte Zinsen geben würde – damals dominierten Negativzinsen. Doch plötzlich sehen wir wieder 3 bis 4 Prozent. Diese Dynamik zeigt, wie unvorhersehbar der Markt ist. Daher halte ich im Energy-Segment eine Grenze von 20 bis 30 Prozent Fremdkapital für sinnvoll. Das ermöglicht uns, einen gewissen Hebel für höhere Renditen zu nutzen, aber gleichzeitig sicherzustellen, dass wir jederzeit auf einem stabilen Fundament stehen und bei Bedarf wieder auf Eigenkapital der Bayerischen umschichten könnten.
Welche Rolle wird das Thema Nachhaltigkeit in der Branche künftig spielen?
Mahrt: Ich glaube, das Thema Nachhaltigkeit ist längst nicht mehr wegzudenken und wird die Kapitalanlage grundlegend verändern. Versicherer haben hier eine große Chance, eine führende Rolle zu übernehmen und ein positives Beispiel zu setzen. Anstatt in Konkurrenz zu treten, sollten sie an einem Strang ziehen – denn gemeinsam verfügen sie über enormes Kapital, das gezielt für eine bessere und nachhaltigere Welt eingesetzt werden kann. Gleichzeitig kann sich die Branche damit von ihrem klassischen Image lösen. Versicherungen sind oft negativ besetzt – dabei können sie mehr sein als nur ein Sicherheitsnetz. Sie haben die Möglichkeit, aktiv zur positiven Entwicklung beizutragen. Das Thema Nachhaltigkeit, das ist nicht mehr wegzudenken.
Welche Faktoren müssen sich ändern, damit das Thema mehr Relevanz bekommt?
Mahrt: Der Wille zur Nachhaltigkeit ist in der Branche deutlich spürbar, doch es gibt auch Skepsis. Viele sehen es als Spielerei, aber wenn ein Fonds eine Milliarde Euro verwaltet, ist das längst ein relevanter Baustein. Natürlich bleibt Rendite der entscheidende Faktor, insbesondere für Versicherer mit alten 4-Prozent-Verträgen, die solide Erträge erwirtschaften müssen. Sachwerte bieten Stabilität, sind aber nicht immer einfach zu managen. Dennoch entscheidet am Ende der Kunde, wo sein Geld investiert wird. Noch fehlt der große Druck, aber das wird sich ändern. Der richtige Druck wird erst kommen, wenn die Babyboomer in Rente gehen und die jüngere Generation nachrückt, dann wird Nachhaltigkeit zur Kernforderung. Menschen, die den Klimawandel seit ihrer Kindheit als oberste Priorität sehen, werden ihre Überzeugungen nicht mehr ändern; für sie ist das Thema Klimawandel relevant und ihre Generation wird die Investmentwelt mitgestalten.
Welche Erwartungen hat Pangaea Life für das Geschäftsjahr 2025 und wo liegen die großen Herausforderungen?
Mahrt: Eine Herausforderung bleibt, Vermittler für Nachhaltigkeit zu gewinnen, ohne es als zusätzliche Bürde erscheinen zu lassen. Die Regulatorik, insbesondere die Taxonomie, erschwert dies, da sie oft zu komplex ist. Viele Berater sind seit Jahrzehnten in der Branche – sie brauchen einfache und verständliche Lösungen, die den Übergang in eine nachhaltigere Welt erleichtern. Nachhaltigkeit sollte Freude bereiten, nicht abschrecken. Ein großes Problem ist, dass Taxonomie-Kriterien schwer vermittelbar sind. Kein Kunde versteht die Frage: „Wie viel Taxonomie hätten Sie gern?“ Das zeigt, dass der Markt zugänglicher und verständlicher gestaltet werden muss. Für 2025 erwarte ich, dass Einmalbeiträge wieder an Bedeutung gewinnen, insbesondere wenn die Zinsen leicht sinken und die Inflation stabil bleibt. Dadurch könnte sich das Volumen der Einmalbeiträge erhöhen, sodass wir bis Ende des Jahres dann die Milliarde an Fondsvolumen erreichen.