Und Sie ahnen es schon: So einfach ist die Frage dann doch nicht zu beantworten. Denn die Gleichung hat mehr als eine Unbekannte. Da spielen zunächst die zyklischen Bewegungen an den Immobilienmärkten, dann die aktuellen, zum Teil irrationalen Auf und Ab’s der internationalen Kapitalmärkte, die provisionsgetriebenen Vertriebskanäle der Gesellschaften, die Immobilien und ihre Standorte selbst, die Performanceerwartung der Alternativanlagen, das Frustrationspotenzial tausender „gefangener“ Investoren bis hin zum Unvermögen der Schwesterprodukte, daraus Kapital zu ziehen, eine Rolle. Zudem stellt sich auch die Frage, ob es sich bei den Problemen der offenen Immobilienpublikumsfonds eher um eine lang anhaltende Erschütterung oder um eine tektonische Verschiebung handelt bei der indirekten Anlage in Immobilien. Wer wird also profitieren?
Wird Deutschland nunmehr doch in eine Richtung treiben, die unsere ausländischen Nachbarn schon lange aufweisen: Immobilienaktiengesellschaft, Derivate oder gar eine signifikante Marktkapitalisierung des G-REIT-Segments? Offensichtlich profitiert aktuell vor allem die Sparte der Immobilienspezialfonds und auch die Anbieter der geschlossenen Immobilienfonds – in der Anlageklasse Deutschland. Das zeigen die aktuellen VGF-Zahlen.
Was das Ganze so unglaublich spekulativ werden lässt, ist schlicht und einfach das Fehlen einer Blaupause des Handelns. Soll man Anleihen nehmen an der Rodamco-Pleite Anfang der 90er Jahre in den Niederlanden? Soll man sich vielleicht an den noch immer zu vernehmenden Beschwichtigungen von Teilen der Branche, dass durch das Reformpaket alles gut wird, orientieren? Klingt wie „zurück zur guten alte Zei“. Diese ist aber definitiv vorbei. Fakt ist jedoch auch, dass es unter den diversen Formen der indirekten Anlageprodukte selbstverständlich den Produkttyp offener Immobilienpublikumsfonds geben wird – letztlich sogar geben muss. Denn das Sicherheitsbedürfnis der deutschen Anlegerklientel, welches sich quasi in diesem Produkt widerspiegelt, sorgt gerade für die Daseinsberechtigung.
Warum aber lassen sich die deutschen Anleger – institutionell wie privat – nicht stärker für das Renditeniveau „rechts oben“ begeistern? So richtig überzeugend wirkt das jahrelange Mantra „der Kunden möchte das nicht“ heute nicht mehr. Denn diese fliehen aktuell geradezu im Herdentrieb in Richtung Immobilien – und zwar in die Direktanlage vor allem in Eigentumswohnungen.