Pauschale für Gesundheit statt Behandlungen bezahlen?

Capitation ist ein pauschales Vergütungssystem für Gesundheitsdienstleistungen von Kliniken oder Ärzten für einen bestimmten Zeitraum. Das in der Schweiz, Großbritannien und den USA bereits angewandte Modell belohnt die Qualität der Betreuung und präventive Maßnahmen. Obwohl noch nicht einmal jeder zehnte Bundesbürger „Capitation“ kennt, finden 75 Prozent die Idee gut, dass die Patienten dabei unterstützt werden sollen, möglichst lange gesund zu bleiben.

Je besser der eigene Gesundheitszustand und je jünger die Befragten, desto höher fällt die Zustimmung aus. Neun von zehn Deutschen wären auch grundsätzlich bereit, in Zusammenarbeit mit ihrem Arzt etwas für den Erhalt der eigenen Gesundheit zu tun. Das ergab eine repräsentative Umfrage mit 1.000 Befragten des Instituts Toluno im Auftrag der Asklepios Kliniken.

Vor kurzem hat der Bundesverband Deutscher Privatkliniken ein solches Vergütungsmodell für ländliche Regionen vorgeschlagen, um dort die medizinische Versorgung mehr gemäß den Patientenbedürfnissen anpassen zu können.

„Das Capitation Modell ist noch weitgehend unbekannt, bietet aber neue Möglichkeiten, für die anscheinend sehr viele Menschen offen sind, sobald sie davon wissen“, sagt Kai Hankeln, CEO der Asklepios Kliniken GmbH & Co. KGaA.

Liegt der Fehler im System oder beim Arzt?

„Zum einen könnten damit Ressourcen flexibler in der Versorgung eingesetzt werden“, so Hankeln weiter, „ein zweiter Vorteil ist der Anreiz zur Prävention, den neun von zehn Befragten unterstützen.“ Nach dem von 93 Prozent geäußerten Wunsch nach engerer Zusammenarbeit von Haus- und Fachärzten und Kliniken zur Verbesserung der Behandlungsqualität hat die Forderung nach mehr Geld für die Gesundheitsvorsorge für die Befragten Priorität.

Nur jeder Zweite stimmt der Aussage zu, dass Ärzte sich aktiv darum kümmern, dass ihre Patienten gesund leben. 82 Prozent haben vielmehr den Eindruck, Ärzte profitieren mehr von kranken als von gesunden Patienten. Drei Viertel beklagen, Ärzte würden sich meist nur um die akuten Beschwerden und nicht um die Ursache kümmern, und 58 Prozent haben manchmal sogar das Gefühl, dass Ärzte unnötige Behandlungen verordnen.

Frauen und Ältere eher zur Prävention bereit

Von einem Capitation Modell erhoffen sich 38 Prozent, dass überflüssige Behandlungen vermieden werden, und 30 Prozent, dass davon das Patientenwohl in den Mittelpunkt gerückt wird – allerdings fürchten auch 37 Prozent, dass es zu Lasten chronisch Kranker gehen könnte. Besonders ausgeprägt ist die Befürchtung mit 44 Prozent bei Befragten, die ihren eigenen Gesundheitszustand als „schlecht“ einschätzen.

Die Offenheit für das Capitation Modell nimmt mit dem Alter ab: Während 85 Prozent der unter 30-Jährigen mehr positive Effekte erwarten, sind es bei den über 60-Jährigen nur noch 65 Prozent. Auch vermuten zwei Drittel der Befragten, dass Capitation besonders gesundheitsbewusste Menschen anspricht. 36 Prozent sehen vor allem Menschen mit gehobener Bildung als Zielgruppe und 35 Prozent ältere Menschen – die jedoch selbst wie erwähnt eher skeptisch sind.

Frauen sind mit 60 Prozent deutlich mehr als Männer (45 Prozent) bereit, „auf jeden Fall“ selbst in der Prävention tätig zu werden. Lediglich eine Minderheit von 7 Prozent der Frauen und 10 Prozent der Männer wären dazu „eher nicht“ oder „auf keinen Fall“ bereit. Die Bereitschaft zur Prävention steigt deutlich mit dem Alter: Während die Altersgruppe unter 30 das zu 47 Prozent bestätigt, sind es in der Generation Ü 60 62 Prozent. 61 Prozent schätzen dabei den Einfluss des Arztes auf die Motivation als eher groß oder sehr groß ein.

Gesundheits-Checks, Impfungen und vorbeugendes Rückentraining am beliebtesten

Kostenlose Gesundheits-Checks, Impfungen, vorbeugendes Rückentraining und persönliche Ernährungsberatung werden als besonders geeignet zur Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung angesehen. Auch Massagen erfreuen sich einer bestimmten Beliebtheit. Bei Vorträgen, Lauftreffs und Suchtberatung wird weniger Interesse vermutet. Immerhin jeder Zweite gibt an, er würde selbst vorbeugendes Rückentraining in Anspruch nehmen.

Frauen, die ohnehin mehr Interesse an Prävention zeigen, wären deutlich mehr als Männer zu Gesundheits-Checks, Massagen und Entspannungsverfahren bereit. Obwohl die Bereitschaft zur Suchtberatung sehr gering ist, wären zumindest 38 Prozent der Raucher an Entwöhnungskursen interessiert. Mit 72 Prozent sieht eine deutliche Mehrheit die Kompetenz für präventive Maßnahmen beim Hausarzt.

Mehr als jeder Zweite achtet auf gesunde Lebensweise

Jüngere Menschen sehen hier auch eine Kompetenz der Krankenhäuser. Während insgesamt 61 Prozent der Befragten angeben, sehr auf eine gesunde Lebensweise zu achten, sind es in Hamburg mit 54 Prozent deutlich weniger. Während die Hälfte der Befragten angab, mindestens zweimal wöchentlich Sport zu machen, klagen ebenso viele über regelmäßige Rückenschmerzen.

Während insgesamt durchschnittlich 41 Prozent über regelmäßigen Stress berichten, ist der Anteil höher, je jünger die Befragten sind. Unter 30 Jahren sind es sogar 58 Prozent, während unter den Älteren das nur jeder Vierte berichtet. In Hamburg ist der Durchschnitt mit 47 Prozent noch höher und auch der Unterschied im Alter extremer (68 vs. 21 Prozent). Auch Frauen fühlen sich mit 57 Prozent deutlich mehr belastet als Männer mit 36 Prozent.

 

Foto: Shutterstock

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