Jede dritte betriebliche Altersvorsorgeeinrichtung in Europa stellt sich investmentstrategisch auf steigende Teuerungsraten ein. Schutz vor Inflation versprechen sich die Profis von realen Anlageklassen wie Immobilien, Wald oder Infrastruktur. Das ist das Ergebnis einer europaweiten Studie der internationalen Unternehmensberatung Mercer.
„Angesichts eines weiterhin anhaltenden Niedrigzinsumfelds und einer zunehmenden Staatsverschuldung in den europäischen Ländern besteht die Gefahr eines Inflationsanstiegs. Eine steigende Inflationsrate kann zu steigenden Pensionsverpfllichtungen über die Gehaltsdynamik und einer Erhöhung bestehender Rentenansprüche führen“, erklärt Herwig Kinzler, Leiter des Bereichs Investment Consulting bei Mercer Deutschland.
Sein Unternehmen hat 1.000 europäische betriebliche Altersvorsorgeeinrichtungen mit einem Vermögen von insgesamt mehr als 500 Milliarden Euro befragt. 32 Prozent der Teilnehmer antizipieren bei ihren Anlagestrategien die möglichen Auswirkungen der derzeitigen Konjunkturpakete und planen konkrete Aktivitäten, um sich gegen steigende Inflation zu schützen.
Zu diesem Zweck kommen in den Portfolios der Pensionsmanager allerdings weniger die momentan vergleichsweise teuren klassischen Vehikel wie inflationsindexierte Anleihen zum Einsatz, sondern eher reale Assets wie Immobilien, Timber und Infrastruktur.
Aktien auf der Verkaufsliste
Aktien-Investments werden der Studie zufolge trotz der jüngsten Markterholung weiter heruntergefahren. So ist der Aktienanteil im vergangenen Jahr beispielsweise in Großbritannien von 54 auf 50 Prozent geschrumpft. Dieser Trend wird europaweit bis auf Weiteres anhalten, so die Umfrageergebnisse.
In Deutschland haben die regulierten Einrichtungen der betrieblichen Altersvorsorge, wie zum Beispiel Pensionskassen oder berufständische Versorgungswerke, die (Netto)-Aktienquote 2009 von durchschnittlich sechs etwa drei Prozent gesenkt.
Die sogenannten Contractual Trust Agreements (CTAs), welche insbesondere von Dax- und globalen Mittelstandsunternehmen zur kapitalgedeckten Vorsorge genutzt werden, haben in der Regel höhere Allokationen in Aktien und alternativen Anlageklassen. Bei den deutschen CTAs betrug die Quote für Aktien und Alternatives im vergangenen Jahr 35 Prozent.
Den größten Anteil an den Investitionen der Altersvorsorgeeinrichtungen in Europa haben traditionell Rentenpapiere. (hb)
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