Im Jahr 2060 wird jeder 14. Bundesbürger pflegebedürftig sein, das entspricht fast sechs Millionen Menschen, so die Prognose von Demografie-Experten.
Gastbeitrag von Angelika Riechers-Bangert, Münchener Verein
Bislang haben die Deutschen allerdings erst rund 2,2 Millionen Verträge in der privaten Pflegezusatzversicherung abgeschlossen, wie der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) für das Jahr 2012 zu berichten weiß.
Aus vertrieblicher aber vor allem aus gesellschaftlicher Sicht ist daher die zum 1. Januar 2013 eingeführte staatliche Förderung der privaten Pflegevorsorge, kurz Pflege-Bahr, sehr zu begrüßen.
Der Pflege-Bahr sensibilisiert die Bevölkerung für das Thema Pflege, bringt das Pflegefallrisiko deutlicher ins Bewusstsein und zeigt, dass allein der Staat die Pflege nicht stemmen kann, sondern eine zusätzliche private Vorsorge notwendig ist.
Makler erwarten verstärkte Nachfrage
So erwarten im vierteljährlich erhobenen Makler-Absatzbarometer des Marktforschers You Gov rund 40 Prozent der Makler eine verstärkte Nachfrage beim Pflegetagegeld durch den Pflege-Bahr.
Bestätigt wird die Erwartung durch die neueste Umfrage des PKV-Verbandes, laut derer sich seit Jahresbeginn circa 70.000 Kunden für eine geförderte Pflegezusatzversicherung entschieden haben.
Mit über 75 Millionen Menschen ohne privaten Pflegeschutz ist das Potenzial in Deutschland sehr groß – nicht nur, weil aufgrund des Kontrahierungszwangs auch Kunden einen privaten Pflegeschutz erhalten, denen aufgrund ihrer individuellen Risikolage bislang keine private Absicherung möglich ist.
Versorgungslücke trotz Pflege-Bahr
In der Regel wird der „Pflege-Bahr“ die Versorgungslücke nicht vollständig schließen können, so dass eine weitergehende private Zusatzvorsorge in den meisten Fällen empfehlenswert ist. Dabei sollte der Kunde so wie beim Autokauf auch über die Ausstattung seiner privaten Pflegevorsorge bis hin zur staatlichen Förderung individuell entscheiden können.
Trotz Massenproduktion verlangt der Kunde beim Autokauf, dass seine individuellen Bedürfnisse berücksichtigt werden und entscheidet so individuell über Farbe, Navigationssystem, Klimaanlage, Lederausstattung oder Alufelgen. Er kauft nicht „ein“ Auto, sondern „sein“ Auto.
Kinder haften für ihre Eltern
Die Anpassung von Standardprodukten auf die persönlichen Bedürfnisse des Kunden (Costumizing) kann in der Pflegevorsorge durch flexible Produktlösungen erreicht werden, die eine individuelle Zusammenstellung einzelner Leistungskomponenten bis hin zur Nutzung der staatlichen Förderung ermöglichen. Verbraucher profitieren bei diesen förderfähigen Kombiprodukten in der Regel sogar von besseren Versicherungsbedingungen.
Während die Versicherungsunternehmen beim Pflege-Bahr an den gesetzlichen Rahmen gebunden sind, warten Kombiprodukte mit flexibel wählbaren Pflegetagegeldhöhen, geringeren Wartezeiten, Inflationsschutz dank eingebauter Dynamik oder Beitragsbefreiung im Pflegefall auf.
Jeder sollte seinen persönlichen Pflege-Check machen, für sich, aber auch für seine Kinder. Denn falls die eigenen finanziellen Mittel im Pflegefall nicht mehr ausreichen, wird auch auf das Vermögen der eigenen Kinder zurückgegriffen, die Elternunterhalt zahlen müssen. Kinder haften für ihre Eltern!
Autorin Angelika Riechers-Bangert ist Vertriebsleiterin bei der Maklerorganisation der Münchener Verein Versicherungsgruppe.
Foto: Münchener Verein