Die Allianz-Studie kommt darüber hinaus zu dem Ergebnis, dass sowohl Frauen als auch Männer mit steigendem Alter die Angst vor der Pflege verlieren. „Sie sehen diesem näher rückenden möglichen Teil ihres Lebens erfahrener und damit ein Stück gelassener entgegen“, heißt es dazu.
Gleichwohl haben die Deutschen vor allem Angst, wenn sie ans Alter denken: So fallen der Mehrzahl (55 Prozent) Dinge wie Krankheit und Schmerzen dazu ein, ein knappes Viertel (23 Prozent) fürchtet sich vor Armut und sozialem Abstieg, mehr als jeder Dritte (37 Prozent) fürchtet sich vor Pflegebedürftigkeit.
Deutsche schätzen monatliche Pflegelücke auf 1.300 Euro
Insgesamt legen die meisten Befragten ein bemerkenswertes Faktenwissen in Sachen Pflege an den Tag, loben die Studienmacher. So ist sehr vielen Deutschen bekannt, dass die Zahlungen der Pflegepflichtversicherung von der Schwere der Pflegegebedürftigkeit abhängen (88 Prozent). Kaum jemand (zwei Prozent) glaubt allerdings noch daran, dass die Pflegepflichtversicherung alle Kosten auffangen kann, die auf die Betroffenen zukommen.
Die monatliche Kostenlücke, die zwischen dem tatsächlichen Bedarf und der Abdeckung durch die Pflegepflichtversicherung liegt, wird im Schnitt auf rund 1.300 Euro geschätzt. Diese Schätzung sei sehr gut, konstatiert man bei der Allianz. In Wirklichkeit liege der entsprechende Betrag zwischen etwa 1.050 und 1.650 Euro, je nach Schwere des Pflegefalls (Pflegestufe II oder III) und je nachdem, ob die Betroffenen ambulant zu Hause oder in einem Heim gepflegt werden.
Fast allen Befragten ist auch klar, wer im Ernstfall für diese Lücke aufkommen muss: Die zu pflegende Person selbst (87 Prozent) oder deren Familienangehörige (86 Prozent) – sie sind dazu sogar gesetzlich verpflichtet. „Unsere Studie zeigt, dass die Menschen in Deutschland eine ziemlich genaue Vorstellung davon haben, welche Belastungen im Pflegefall auf sie oder ihre Angehörigen zukommen können“, sagt König. „Sie schätzen die so genannte Pflegelücke sehr realistisch ein und wissen, dass bei der Pflege im Ernstfall Kinder für ihre Eltern haften.“
Pflege-Bahr weitgehend unbekannt
Allerdings scheint bisher nur bei einer Minderheit angekommen zu sein, dass der Staat seine Bürger seit Januar bei den Pflege-Kosten unterstützt: Drei von vier Befragten (74 Prozent) haben noch nie etwas von der geförderten Pflegetagegeldversicherung „Pflege-Bahr“ gehört. Diese Art der Versicherung zahlt in Abhängigkeit von der Pflegestufe im Pflegefall einen festgelegten Tagessatz und ergänzt damit die Leistungen aus der Pflichtversicherung.
„Wie bei jeder kapitalgedeckten Versicherung sind die Beiträge umso günstiger, je früher man sich absichert“, ergänzt APKV-Chefin König. „Junge Menschen erhalten bereits für die zehn Euro Mindestbeitrag eine zusätzliche Absicherung, die fünf Euro Zulage macht bei ihnen dann ein Drittel des Gesamtbeitrags aus.“
Zum Vergrößern auf die Grafik klicken
Senioren-WG und Mehrgenerationenhaus im Kommen
Darüber hinaus hat die Studie herausgefunden, das alternative Wohn- und Betreuungsformen auf „starken Zuspruch“ stoßen. Nur noch etwa jeder Dritte (35 Prozent) möchte, dass Familienmitglieder einmal die Pflege übernehmen sollen.
Vor allem die männlichen Befragten setzen auf den technischen Fortschritt: Jeder vierte Mann (26 Prozent) geht davon aus, dass Pflegeroboter bald zum Alltag gehören werden, bei den Frauen beträgt dieser Anteil nur 15 Prozent.
Jeweils etwa ein Drittel wünscht sich, statt in den eigenen vier Wänden in Mehrgenerationenhäusern (33 Prozent) oder Senioren-WGs (30 Prozent) betreut zu werden. Vor allem Frauen scheinen offener für diese neuen Arten des Zusammenlebens zu sein, da sie meist länger leben würden und selbst dafür Sorge tragen müssten, wie sich ihre Pflege gestaltet, bergündet die Allianz. (lk)
Foto: Shutterstock