Private Vorsorge tut noch immer not
Neben den rund 2,6 Millionen Pflegebedürftigen selbst sind heute bereits 30 Millionen Menschen aus deren engerem Umfeld davon betroffen. So begrüßenswert deshalb Teile der vorgenommenen Änderungen auch sind: gemessen am Erforderlichen bleiben sie nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Und da alle Leistungserhöhungen in einem umlagefinanzierten System aufgrund des demographischen Wandels von einer immer kleiner werdenden Anzahl von Erwerbstätigen getragen werden müssen, bleiben sie ein ungedeckter Scheck auf die Zukunft der jüngeren Generation.
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Schon in 10 Jahren werden die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen, in 20 Jahren schrittweise zum Pflegefall werden. Die finanzielle Zeitbombe tickt also weiter. So täuscht die aktuelle Anzeigenkampagne des Gesundheitsministers zum Pflegestärkungsgesetz darüber hinweg, dass im Pflegefall auch weiterhin zusätzliche private Vorsorge wichtig ist. Von „Klartext“ in Sachen Pflege ist die Politik also noch immer weit entfernt.
Und warum setzt die Politik den Hebel nicht an anderer Stelle an, um die private Pflegevorsorge nach vorne zu bringen? Eine Lösung könnte zum Beispiel die Anerkennung steuerfreien Sachlohns im Rahmen der 44-Euro-Freigrenze für eine private Pflegezusatzversicherung sein. Ein wertvoller Vorsorgeimpuls und Anreiz.
Der dabei entstehende Steuerausfall würde den Staat weniger kosten als die Zahlungen, die er für Pflegebedürftige übernehmen muss, die aufgrund fehlender privater Vorsorge zum Sozialfall geworden sind. Es ist also höchste Zeit, dass die Politik im Pflegebereich ihre Verantwortung gegenüber den Bürgern wirklich wahrnimmt. Ein Anfang könnte eine Anzeigenkampagne sein, die über die Notwendigkeit zur privaten Pflegevorsorge umfassend aufklärt.
Der Autor Dr. Stefan M. Knoll ist Vorstand der DFV Deutsche Familienversicherung AG, deren Kerngeschäft im Bereich der privaten Pflegevorsorge liegt.
Foto: DFV