Debeka fordert nachhaltige Reform der Pflegefinanzierung

Thomas Brahm
Foto: Debeka
Debeka-Vorstandschef Thomas Brahm

Pflegeversicherung in der Krise: Die Debeka warnt vor steigenden Kosten und fordert Reformen. Eine neue Umfrage zeigt: Die meisten Deutschen fühlen sich im Pflegefall unzureichend abgesichert.

Die Debeka sieht angesichts wachsender Finanzierungslücken in der gesetzlichen Pflegeversicherung dringenden Handlungsbedarf. Vorstandsvorsitzender Thomas Brahm plädiert für eine Reform des Systems, die kapitalgedeckte Vorsorgemodelle stärker einbindet. „Wir brauchen dringend bessere Rahmenbedingungen für eine zusätzliche private Pflegevorsorge, um eine Überlastung der sozialen Pflegeversicherung langfristig zu vermeiden“, sagte Brahm bei der Vorstellung der Geschäftszahlen der Debeka.

Hintergrund ist eine von der Debeka in Auftrag gegebene, repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey. Demnach glauben 88,6 Prozent der Befragten nicht, dass die gesetzliche Pflegeversicherung die im Pflegefall entstehenden Kosten vollständig abdeckt. Gleichzeitig würden rund 3.000 Euro monatlich durchschnittlich als Eigenanteil für einen Platz im Pflegeheim fällig – zusätzlich zu den gesetzlichen Leistungen. „Diese Zahlen sollten uns wachrütteln“, so Brahm. Die finanzielle Lücke sei nicht nur ein ökonomisches, sondern auch ein gesellschaftliches Problem.

90 Prozent kennen Pflege-Bahr nicht

Die Umfrage zeigt auch Wissenslücken in der Bevölkerung: Fast 89 Prozent der Befragten kennen die staatlich geförderte Pflegezusatzversicherung „Pflege-Bahr“ nicht. Zudem überschätzen viele Bürger die Kosten einer privaten Zusatzabsicherung deutlich. Während laut einer Allensbach-Studie im Schnitt 235 Euro monatlich angenommen werden, ist für 35-Jährige ein umfassender Schutz bereits ab rund 40 Euro möglich. Immerhin jeder vierte Befragte der Civey-Umfrage zeigt sich bereit, mehr als 20 Euro monatlich für eine Pflegezusatzversicherung zu investieren – ein Signal für wachsendes Bewusstsein, so Brahm.


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Besonders junge Menschen scheinen das Risiko zu unterschätzen: In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen misst keiner der Befragten dem Thema Pflegevorsorge eine hohe Bedeutung bei. Brahm fordert deshalb mehr Aufklärung und gezielte Anreize, etwa über steuerliche Förderung.

Die Debeka unterstützt die Forderung des Verbands der Privaten Krankenversicherung nach einer grundlegenden Strukturreform. Die Umlagefinanzierung allein reiche nicht aus, um das Pflegesystem zukunftsfest zu machen, so Brahm. Stattdessen brauche es eine Kombination mit kapitalgedeckten Elementen. Auch der Wissenschaftliche Beirat des Bundeswirtschaftsministeriums empfiehlt, die private Pflegevorsorge stärker zu fördern, so der Debeka-Vorstandsvorsitzende.

Kritik übt Brahm zudem an der schleppenden Umsetzung politischer Vorhaben: Die im Koalitionsvertrag der vorherigen Bundesregierung angekündigte Expertenkommission zur Pflege-Zusatzvorsorge sei bislang nicht eingesetzt worden. „Die Probleme in der Pflegeversicherung sind akut. Wir können nicht auf große politische Lösungen warten – jeder Einzelne sollte sich jetzt mit seiner Pflegeabsicherung beschäftigen“, so Brahm.

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