Pflegeversicherung: Jeder zweite Deutsche glaubt an Vollkaskoschutz

Erschreckender hätten die Ergebnisse kaum ausfallen können. Während die Politik Lösungen für die zukünftige Finanzierung der Pflege diskutiert, zeigt sich die Mehrheit der Bundesbürger ahnungslos, dass Versicherte einen Eigenanteil für einen Platz in der vollstationären Pflege bezahlen müssen und wie hoch dieser ist. Das hat eine repräsentative Kantar Emnid-Umfrage im Auftrag der Postbank ergeben.

Für den Fall der Fälle vorzusorgen ist beim Thema Pflege nach wie vor ein schwieriges Unterfangen.

43 Prozent der Befragten ab 18 Jahren meinen, dass die gesetzliche Pflegeversicherung die Kosten für einen vollstationären Pflegeplatz in voller Höhe übernimmt. 21 Prozent der Befragten gehen von einem Eigenanteil von unter 1.000 Euro aus und unterschätzen damit den tatsächlich zu leistenden Betrag deutlich. Dieser liegt derzeit im Bundesdurchschnitt bei rund 1.800 Euro, so Berechnungen des Verbands der Privaten Krankenversicherung.

In Summe unterschätzen damit zwei Drittel aller Deutschen die Kosten, die die Pflegeversicherung nicht übernimmt. Dabei werden in Zukunft immer mehr Menschen auf professionelle Pflegeleistungen angewiesen sein. Aktuelle Berechnungen gehen davon aus, dass die Zahl der Pflegebedürftigen von 3,3 Millionen Menschen im Jahr 2017 auf fünf Millionen im Jahr 2045 anwachsen wird (Quelle: Bertelsmann Stiftung). Ökonomen erwarten vor diesem Hintergrund einen weiteren Anstieg des Beitrags zur gesetzlichen Pflegeversicherung. Pflegebedürftige werden in Zukunft im Pflegefall immer höhere Beträge aus eigenen Mitteln aufbringen müssen, um ihre Versorgung zu bezahlen.

Große Wissenslücken

„Die Unkenntnis über die Kosten der Pflege für den Einzelnen und ihre Finanzierung zieht sich durch alle Bevölkerungs- und Altersschichten“, sagt Dr. Marco Bargel, Chefvolkswirt der Postbank, zu den Ergebnissen der Umfrage. „Es ist erstaunlich, dass sogar Menschen im Rentenalter, für die die eigene Pflege ein greifbareres Szenario ist, und die wahrscheinlich im eigenen Umfeld bereits mit dem Thema konfrontiert wurden, nicht besser informiert sind“, so Bargel weiter.

Viele Nicht-Rentner (44 Prozent), darunter Berufstätige, Arbeitslose, Studierende oder Bezieher von Elterngeld, gehen von einer vollen Kostendeckung durch die Pflegeversicherung aus. Unter den Rentnern sind es nur unwesentlich weniger (43 Prozent). Nach der Höhe des Eigenanteils befragt, sind viele vor allem ältere Menschen ratlos. Jeder vierte Befragte über 60 Jahre (25 Prozent) kann nicht abschätzen, wie hoch dieser sein wird.

Auch Abitur oder Studium schützen nicht vor falschen Annahmen über die Finanzierung der eigenen Pflege. Von den Bundesbürgern mit höherem Bildungsabschluss ist mehr als jeder Dritte schlecht informiert: 38 Prozent der Befragten mit Abitur oder Universitätsabschluss meinen, dass kein Eigenanteil zu den Pflegekosten zu leisten sei.

Seite zwei: Trügerische Sicherheit

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